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"Extinction Rebellion" blockiert Verkehr auf größter Kreuzung in der Dresdner Neustadt

Zum zweiten Mal in dieser Woche blockieren Klimademonstranten den Verkehr in Dresden - dieses Mal am Albertplatz. Bei einer Blockade am Montag wurden wütende Autofahrer handgreiflich.

Von Alexander Schneider & Christoph Springer
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Schon wieder sitzen Klimademonstranten am Dienstag auf Dresdens Straßen - dieses Mal am Albertplatz.
Schon wieder sitzen Klimademonstranten am Dienstag auf Dresdens Straßen - dieses Mal am Albertplatz. © SZ/Claudia Schade

Dresden. Mit einer von der Stadt genehmigten Aktion protestieren Mitglieder der Organisation "Extinction Rebellion" am Dienstagmorgen gegen den Klimawandel. Sie blockieren mehrfach den Verkehr am Alberplatz - für jeweils etwa sieben Minuten. Wie bereits bei vorangegangenen und ebenfalls beim Ordnungsamt angezeigten Protesten stellen oder setzen sich die Demonstranten dabei auf die Fahrbahn, ohne sich festzukleben.

Viele Autofahrer warten entspannt ab, bis die Blockade wieder aufgelöst wird. Andere steigen aus dem Auto und diskutierten mit den Demonstrierenden. Dabei fallen auch folgende Sätze: "Geht ihr nicht arbeiten, oder was?", "Ihr müsst bei der Industrie anfangen, nicht bei mir" und "Das, was ihr macht, bringt doch gar nichts. Ihr habt eine Meise".

Alle sieben Minuten wechseln die Demonstranten die Fahrbahn und verteilen Bonbons und Flyer an die wartenden Autofahrer.

Alina Kolosova steht mit anderen auf der Bautzener Straße in der Schlange. "Ich dachte , dass dort ein Unfall ist", sagt sie durch das geöffnete Autofenster. Sie hält diese Art von Demonstration nicht für eine gute Art, auf die Klimakrise hinzuweisen. "Das bringt einfach nichts", sagt sie. Da würde es auch nichts helfen, ein Bonbon anzubieten.

"Bei dieser Art von Aktion haben wir selten wirklich große Aggressionen," sagt Ann Rapp von Extinction Rebellion. Sie freut sich darüber, dass es auch viele Unterstützer für ihr Anliegen gebe. Gegen 9 Uhr endeten die Blockaden schließlich.

Auseinandersetzungen bei Aktion am Montagnachmittag

Schon am Montag gab es eine Blockade in Dresden. Die Teilnehmer der "Letzten Generation" hatten ihre Transparente am Carolaplatz gegen 16.45 Uhr kaum entrollt, da setzte es schon ein Hupkonzert ausgebremster Autofahrer. Sieben von ihnen treten dort bei Grün auf den Fußgängerüberweg – doch sie bleiben stehen, ziehen Warnwesten über und klammern sich an ihren Transparenten fest. In die Köpckestraße gleich vor dem Finanzministerium soll erst mal nichts mehr rollen, jedenfalls nicht schneller als ganz langsames Fußgängertempo.

Die Nerven liegen blank im Dresdner Berufsverkehr am Montagnachmittag: Wütende Autofahrer zerren am Carolaplatz Aktivisten der "Letzten Generation" von der Fahrbahn.
Die Nerven liegen blank im Dresdner Berufsverkehr am Montagnachmittag: Wütende Autofahrer zerren am Carolaplatz Aktivisten der "Letzten Generation" von der Fahrbahn. © SZ/Alexander Schneider

Nicht nur die Hupen dröhnen, in kürzester Zeit springen wütende Autofahrer auf die Straße und reden auf die Demonstranten ein. Sie brüllen. Sätze wie "Könnt ihr nichts Vernünftiges machen?" oder "Habt ihr keine Arbeit?" zählen zu den harmloseren Fragen. Es geht mehr um klare Ansagen im Imperativ: "Haut ab! Runter von der Straße!" und Ähnliches.

Schreien - Schubsen - Schlagen

Die passive Haltung der "Letzten Generation" scheint die wütenden Autofahrer noch mehr zu triggern. Es dauert nicht lange und die ersten werden handgreiflich, zerren die Langsamläufer von der Straße, schubsen sie, es wird auch geschlagen.

Kaum ergibt sich auf der Fahrbahn eine Lücke, zischen die Autos an den Demonstranten vorbei. Manche nehmen auch gleich den Fußweg, um das Hindernis zu umfahren. Erst nach einer guten Viertelstunde treffen die ersten Polizeibeamten ein. Dann rollt der Verkehr wieder.

Die Beamten nehmen Personalien und die Verletzungen der Demonstranten auf – und kündigen an, auch gegen die Verdächtigen ermitteln zu wollen, die längst weitergefahren sind.

Am Bürgersteig lobt mancher Schaulustige den Mut der Klima-Protestler, andere schimpfen. "Auf die Fresse!", ruft eine ältere Dame, braun gebrannt, im rosa Glitzerkostüm. Die Klima-Kleber kündigen weitere Aktionen an.