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33 Jahre Filmnächte in Dresden: Die Zukunft ist weiter ungewiss

Die beiden Filmnächte-Gründer Johannes Vittinghoff und Matthias Pfitzner erinnern sich an zwei besondere Konzerte auf der Bühne vor der Dresdner Altstadtkulisse. Doch die Zukunft der Open-Air-Veranstaltung ist ungewiss.

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228.000 Besucher kamen in diesem Jahr zu den Konzerten und Filmen der Filmnächte.
228.000 Besucher kamen in diesem Jahr zu den Konzerten und Filmen der Filmnächte. © René Meinig

Dresden. Sie sind die beliebteste Open-Air-Location in Sachen Film- und Kulturerlebnis der Stadt und feiern in diesem Jahr das 33. Jubiläum - die Dresdner Filmnächte. Am Donnerstag, dem 23. November 2023, werden die 600 Gäste der Feier im Zentralwerk in Erinnerungen schwelgen. Der Blick in die Zukunft jedoch ist noch ungewiss.

Ende 2025 sollten die Verträge für die Filmnächte am Elbufer in Dresden auslaufen. Ab 2026 sollten sich europaweit auch andere Veranstalter als die bisherigen um den lukrativen Platz in bester Citylage bewerben dürfen. Doch damit war das Konzept der bisherigen Filmnächte in Gefahr, auch die Kaisermania steht seither auf dem Prüfstand. Die Macher wetterten gegen die Stadtverwaltung. Im Dezember wird es nun zum Showdown im Stadtrat kommen.

Im Sommer 2023 hatte der Rat eine zeitliche Verlängerung der Filmnächte am Elbufer von 60 auf 67 Tage beschlossen. Mit dem gleichen Beschluss wurde die Verwaltung beauftragt, Film- und Konzertveranstaltungen am Dresdner Elbufer europaweit neu auszuschreiben. Aus Sicht der Stadt besteht dazu die juristische Pflicht. Zudem hatte Bürgermeister Stephan Kühn (Grüne) in der Sitzung betont, dass der jetzige Veranstalter keine Probleme damit habe, sich einer Ausschreibung zu stellen. Der Rat stimmte auch daher zu, lediglich die CDU war vehement gegen die Ausschreibung.

Im Spätsommer überschlugen sich die Ereignisse. Weil wichtige Konzerte Jahre im Voraus gebucht werden müssen, steht seither zum Beispiel die Kaisermania, aber auch weitere Konzerte am Elbufer, auf der Kippe. Bekomme er keine Planungssicherheit, müsse er mit Roland Kaiser zu anderen Spielorten wechseln, hatte dessen Konzertveranstalter Dieter Semmelmann im August erklärt. Semmelmann fordert konkret, dass bis Frühjahr 2024 Klarheit über die Zukunft der Filmnächte am Elbufer besteht.

Im Anschluss daran machte das Rathaus einen Rückzieher: Um die nötige "Detailtiefe der Vergabeunterlagen" zu erreichen, sollen die Vorabstimmungen mit den Prozessbeteiligten "fortgesetzt und präzisiert werden". Das dauere, deshalb könne erst ab 2027 neu ausgeschrieben werden.

Weil die Stadt mit dem einen Jahr Verzögerung von ihrem bisherigen Plan abweicht, muss der Rat über die geplante Ausschreibung erneut abstimmen. Das soll am 14. Dezember im Stadtrat beschlossen werden. Die CDU-Fraktion hat einen Änderungsantrag eingebracht. Stimmt der Rat dem Plan der CDU zu, würde, statt einer Verschiebung der Ausschreibung um ein Jahr, der Verzicht auf jegliche Ausschreibung beschlossen. Rein rechtlich scheint das möglich.

Wie beliebt die Filmnächte sind, zeigt sich auch an den Besucherzahlen: Mit 228.000 Besuchern kamen in diesem Jahr zwar knapp 45.000 weniger als im Rekordjahr 2022, dennoch waren die Veranstalter zufrieden. Künstler wie Cro, Apache 207, Silbermond und Peter Fox spielten vor ausverkauftem Haus.

Skurrile Geschichten und Erlebnisse

Unabhängig von dieser Entwicklung wollen die Filmnächte-Gründer Johannes Vittinghoff und Matthias Pfitzner am Donnerstag die Höhepunkte der vergangenen Jahre Revue passieren lassen. „Wenn ich an diese 33 Jahre zurückdenke, gab es jede Menge witzige Anekdoten, skurrile Geschichten, aber auch Erlebnisse, die ich nie mehr vergessen werde“, sagt Johannes Vittinghoff.

„1995 war so ein Moment. Da sollte James Brown bei uns auftreten und ein Konzert geben, allerdings war sein Gepäck in Frankfurt verloren gegangen. James Brown wollte auf seine Koffer und seine Klamotten warten. Das hätte aber den Ablauf zu sehr verzögert. Ich habe dann mit ihm gesprochen und gesagt: ‚Die Menschen sind hier wegen dir und deiner Stimme, nicht wegen deiner Klamotten‘. Kurze Zeit später ging er dann in seinen Reiseklamotten raus auf die Bühne und spielte sein Konzert."

Matthias Pfitzner erinnert sich besonders gern an ein Konzert bei strömendem Regen. „Wir hatten den französischen Chansonnier Gilbert Bécaud zu Gast, und es goss wirklich wie aus Eimern, das war 1996. Er ließ sich vom Wetter aber gar nicht beirren, ging auf die Bühne und sang mit einer Zigarette im Mund seinen Hit ‚Nathalie‘. Das war ein Bild, das ich nie mehr vergessen werde."

Über die Jahre habe es auch einige Höhepunkte in Sachen Film gegeben. So war 2007 die gesamte Handballnationalmannschaft ans Elbufer gekommen, um die Premiere der Doku über die Handball-WM in Deutschland und den Weltmeistertitel der deutschen Mannschaft zu feiern. „Alle waren dabei: Heiner Brand, Stefan Kretzschmar. Das war ein wirklich toller Moment“, so Pfitzner.

Auch wirtschaftlich profitiere die Stadt Dresden von den Filmnächten. Hotellerie und Gastronomiegewerbe begrüßen jährlich zehntausende Fans, die für spezielle Konzerte wie die Kaisermania anreisen. (SZ/Dihe/kh/juj)