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Tausende bei Harley Days in Dresden: Sie ist das Oberhaupt der "harten Jungs"

Mit der Bikerparade (Bildergalerie im Text) sind am Sonntag die Harley Days Dresden zu Ende gegangen. Daniela Hesse hatte als Chef-Organisatorin am Wochenende kaum eine ruhige Minute. Die junge Frau ist eher ungeplant in diese Branche gestolpert.

Von Juliane Just
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Daniela Hesse ist Chef-Organisatorin der Harley Days in Dresden. Der Zufall brachte sie in die Biker-Branche, doch sie ist gern geblieben.
Daniela Hesse ist Chef-Organisatorin der Harley Days in Dresden. Der Zufall brachte sie in die Biker-Branche, doch sie ist gern geblieben. © Sven Ellger

Dresden. Der Messering ist gerade eine Einflugschneise für schwere Maschinen. Im Minutentakt kommen Biker aus der ganzen Welt hier an. In der Rinne ist seit Freitag ohrenbetäubendes Geknatter, die Abgase erschweren das Atmen, Maschine an Maschine reiht sich hier aneinander. Hier ist das Revier von Daniela Hesse, der Chef-Organisatorin der Harley Days Dresden.

Mehr als 5.000 Biker sind nach Angaben der Organisatoren in diesem Jahr zu den Harley Days nach Dresden gekommen. Gut 800 Fahrerinnen und Fahrer beteiligten sich am Sonntag an der Bikerparade, die etwa 20 Kilometer durch die Stadt führte, sagen die Organisatoren. "Es würden gerne noch mehr mitfahren, aber die Auflagen erlauben leider nicht mehr."

Die etwa einstündige Biker-Parade führte am Sonntag unter anderem über die Waldschlößchenbrücke.
Die etwa einstündige Biker-Parade führte am Sonntag unter anderem über die Waldschlößchenbrücke. © dpa/Matthias Rietschel
In die Biker-Parade reihten sich laut Organisatoren rund 800 Maschinen der Marke Harley Davidson ein.
In die Biker-Parade reihten sich laut Organisatoren rund 800 Maschinen der Marke Harley Davidson ein. © dpa/Matthias Rietschel
Die Ausfahrt war der Abschluss der Harley Days im Dresdner Ostragehege.
Die Ausfahrt war der Abschluss der Harley Days im Dresdner Ostragehege. © dpa/Matthias Rietschel
Die Route führte vom Ostragehege unter anderem über das Blaue Wunder, den Pirnaischen und den Postplatz.
Die Route führte vom Ostragehege unter anderem über das Blaue Wunder, den Pirnaischen und den Postplatz. © dpa/Matthias Rietschel
Die Ausfahrt hat für viele Biker inzwischen Tradition.
Die Ausfahrt hat für viele Biker inzwischen Tradition. © dpa/Matthias Rietschel
Viele Fans warteten am Mittag am Straßenrand, um die großen Maschinen aufs Foto zu bekommen wie hier am Käthe-Kollwitz-Ufer.
Viele Fans warteten am Mittag am Straßenrand, um die großen Maschinen aufs Foto zu bekommen wie hier am Käthe-Kollwitz-Ufer. © dpa/Matthias Rietschel
Die Aufreihung für die Parade auf der Pieschener Allee begann am Sonntag bereits um elf Uhr.
Die Aufreihung für die Parade auf der Pieschener Allee begann am Sonntag bereits um elf Uhr. © dpa/Matthias Rietschel
Ein Gruß an die Biker: Auf der Waldschlößchenbrücke jubeln Fans den Fahrern zu.
Ein Gruß an die Biker: Auf der Waldschlößchenbrücke jubeln Fans den Fahrern zu. © dpa/Matthias Rietschel
Die Harley Days haben in diesem Jahr mehr als tausende Biker nach Dresden gelockt.
Die Harley Days haben in diesem Jahr mehr als tausende Biker nach Dresden gelockt. © dpa/Matthias Rietschel

Die meisten Bikerinnen und Biker kamen zum 120. Geburtstag von Harley Davidson aus Deutschland, aber es nahmen auch Fahrer aus dem Ausland an dem Treffen teil. Die älteste Maschine stammte aus dem Jahr 1932. Auf dem Festivalgelände im Ostragehege freuten sich die Besucher drei Tage lang über die amerikanische Lebensart.

Ein kleines Zelt ist die Schaltzentrale der Biker-Veranstaltung. Hier laufen alle Fäden bei ihr zusammen. Die Frau in schwarzen Boots, einer hautengen Jeans und einem Harley-Davidson-Shirt hat ein Headset am rechten Ohr, ein Walkie-Talkie am Hosenbund und das Smartphone immer auf Anschlag. Alle paar Minuten wird sie etwas gefragt, dirigiert das Team. "Man kann diese Tage hier schon genießen", sagt sie, wohl wissend, dass sie in zwei Minuten die nächste Frage beantworten muss.

Zum vierten Mal organisiert die 39-Jährige die Harley Days in Dresden. Und bevor sich einige Leser jetzt die Augen reiben: Ja, Daniela Hesse ist wirklich 39 Jahre alt. Vielleicht haben einige Auto-Liebhaber ihren Namen auch schonmal gehört, sie ist nämlich auch im Organisationsteam der US-Car-Convention. Und das, obwohl sie gar nicht mit "Kerosin im Blut" geboren wurde. "Mein Vater war Motorsport-affin und hatte den Traum, auf der Route 66 zu fahren", erinnert sie sich.

US-Car-Convention und Harley Days: "Irgendwie bin ich da reingerutscht"

Doch es war eher der Zufall, der die junge Frau zu Motoren brachte. "Irgendwie bin ich da reingerutscht", sagt sie. Der Event-Bereich habe sie immer sehr interessiert. Acht Jahre arbeitete sie bei einem privaten Bildungsträger im Marketing - und Verwaltungsbereich, bis sie den Schritt in die Veranstaltungsbranche wagte. Sie startete nebenbei mit der US-Car-Convention, dann wurde sie für die Harley Days angefragt.

Und nun ist Daniela Hesse hauptberuflich irgendwie Chef-Organisatorin und Bikerin geworden. Es gebe 1.000 Dinge, an die es bei einer solch großen Veranstaltung zu denken gilt. Sie ist in ständiger Absprache mit dem Team, den Ämtern und Behörden, Händlern und Ausstellern. Gleichzeitig fährt sie zu anderen Biker-Events wie den Harley Days in Hamburg und Budapest oder der European Bike Week in Österreich, um neue Händler zu akquirieren und sich inspirieren zu lassen. Sie führt unzählige Gespräche, eignet sich Fachwissen an.

Was viele nicht wissen: Es gibt nur zwei Harley-Davidson-Veranstaltungen in ganz Deutschland - eine in Hamburg und die in Dresden. "Es ist eine Besonderheit, dass die Marke Harley-Davidson sich für Dresden entschieden hat", sagt sie. In Sachsen gebe es vier sogenannte Chapter - in Dresden, Oberlausitz, Westsachsen und seit Mai auch in Leipzig. Es gibt genaue Vorgaben für diese Chapter und Gruppierungen. Daniela Hesse kennt sie inzwischen alle auswendig. "Als ich 2018 mit den Harley Days begonnen habe, konnte ich mit diesen ganzen Abkürzungen nichts anfangen", erinnert sie sich.

Chef-Organisatorin fährt mit Harley-Davidson-Maschine vor

Die junge Frau hat sich ziemlich schnell einen Namen gemacht in der Biker-Szene. Nach der ersten Veranstaltung 2019 hat sie ihren Motorrad-Führerschein gemacht, in diesem Jahr ist sie zum ersten Mal mit ihrer eigenen Harley-Davidson vorgefahren. Sie gehört zu einer neuen Generation von Harley-Fahrern, fernab der Klischees von kräftigen Männern mit langen Haaren, noch längeren Bärten und Lederkutten. "Viele Menschen haben ein bestimmtes Bild von Harley-Fahrern im Kopf. Doch inzwischen sind auch viele junge Leute auf den Geschmack gekommen und es gibt auch sportlichere Modelle", sagt sie.

Ein solches sportliches Modell hat sie sich geleistet: Die Sportster 1200. Die 280 Kilogramm schwere Maschine bewegt sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Marke ist auch nicht gerade bekannt für seine preiswerten Modelle. "Es musste eine Harley sein, das war eine Art innerer Drang. Außerdem kann ich so eine Veranstaltung nicht planen und dann mit einer Kawasaki vorfahren", sagt sie und lacht. Wenn Daniela Hesse auf dem Areal der Harley Days unterwegs ist, lässt sie ihre Maschine allerdings oft stehen - und nimmt stattdessen den guten alten Drahtesel.

Vor zwei Wochen jedoch hatte die 39-Jährige auch ein bisschen Wehmut. Sie stand auf dem Eventgelände, auf dem eigentlich die US-Car-Convention stattfinden sollte. Die musste sie mit ihrem Team Anfang des Jahres schweren Herzens absagen. Zu groß war das finanzielle Risiko, die Veranstaltungsbranche zu unsicher. "Wir müssen jetzt schauen, wie die Reise weitergeht", sagt Daniela Hesse. Im Herbst werde das Team eine Entscheidung darüber treffen.

Highlight der Harley Days Dresden: Ausfahrt der Biker

Umso wichtiger ist es, dass die Harley Days nach der Corona-Pandemie "erstmals wieder so richtig frei" stattfinden können. Am Samstagnachmittag tummeln sich tausende Biker und noch mehr tausende Besucher in der Rinne, da ist kaum ein Durchkommen. Es gibt unzählige Stände mit Biker-Zubehör und Accessoires, das Programm sollte für jeden eingefleischten Fan etwas bereithalten.

Das Highlight soll am Tag darauf die etwa einstündige Ausfahrt der Biker sein.

Bisher läuft es wie am Schnürchen für die Chef-Organisatorin. Fürs Pressefoto streift sie ihre Sonnenbrille über die geschminkten Augen und bringt die Harley in Pose. "Ich hole noch schnell meine Lederjacke, sonst habe ich so dünne Ärmchen", sagt sie und lacht.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte das Harley-Davidson-Treffen kritisiert. Während man auch in Dresden mit aufeinanderfolgenden Hitzesommern zu kämpfen habe, wirke eine Veranstaltung mit hohen Abgasbelastungen "wie aus der Zeit gefallen", hatte der Dresdner BUND-Vize Daniel Blume erklärt. Bei den Harley Days gehe es um eine kommerzielle Veranstaltung mit Tausenden Motorrädern in einer überhitzten Stadt, in der Luftschadstoffe ohnehin ein alltägliches Problem seien. (mit dpa)