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"Lange dürfen die Schulen nicht mehr zu sein"

Wie der Dresdner Schulleiter und frühere sächsische Kultusminister Frank Haubitz das Homeschooling einschätzt und welche Tipps er dafür hat.

Von Kay Haufe
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Schulleiter Frank Haubitz hat auch eine positive Seite an Corona entdeckt: Es fördert die Kommunikation.
Schulleiter Frank Haubitz hat auch eine positive Seite an Corona entdeckt: Es fördert die Kommunikation. © ronaldbonss.com

Dresden. Die Tage dürften derzeit gern mehr als 24 Stunden haben, sagt Frank Haubitz. Der Schulleiter des Gymnasiums Klotzsche könnte dann noch umfassender auf Mails seiner Schüler und deren Eltern antworten, Arbeiten korrigieren und Videounterricht vorbereiten. "Das Homeschooling erfordert definitiv eine neue Methodik für die Vorbereitung, denn wir können den Schülern nichts über ein Tafelbild vermitteln, sondern müssen Präsentationen erstellen", sagt der erfahrene Lehrer. Hinzu komme, dass es gerade für jüngere Schüler schwierig sei, einer 90-minütigen Videokonferenz zu folgen. "Da muss viel bedacht werden."

Seit 12. Dezember 2020 dürfen die Schüler nicht mehr in die Schule. "Die sind jetzt schon vier Wochen zu Hause. Bis jetzt lief alles sehr gut. Vor allem meine jungen Kollegen betreiben den digitalen Unterricht sehr intensiv und engagiert", sagt Haubitz.

Weil die Plattform Lernsax störanfällig ist, hat er sich Unterstützung vor einer Firma geholt, die Videokonferenzen von einem deutschen Server aus anbietet. "Da sind einige Eltern sehr empfindlich, wenn es um Sicherheit und Datenschutz geht. Das unterstütze ich."

Videokonferenzen gegen das Alleinsein

Für den früheren Kultusminister ist es wichtig, dass sich die Schüler über die Videokonferenzen sehen und hören können. "Dieser Kontakt wird in den nächsten Wochen enorm wichtig sein, da man das Alleinsein damit aufbricht. Denn die Beschränkungen sind sehr streng." Auch die Jahreszeit mit wenig Licht trage nicht dazu bei, dass sich die Schüler allein gut motivieren können.

Deshalb hofft er sehr, dass der Wechselunterricht in der Schule am 8. Februar wieder startet. Alles, was länger dauere, sei ein Schlag ins Gesicht. Er weiß, dass einige Schüler bereits die Wochen und Tage zählen, bis es wieder losgeht, das schreiben sie ihm. "Wir müssen das ernst nehmen, dass den Schülern ihr Umfeld und der geregelte Tagesablauf fehlen. Lange dürfen die Schulen nicht mehr zu sein."

Tagespläne und Zeitvorgaben

In einem Brief an die Elternschaft hat Haubitz Tipps gegeben, dass für die Jüngeren ein Tagesplan aufgestellt werden soll, der klar regelt, in welcher Zeit welche Aufgaben zu erledigen sind. Für die Größeren ab Klasse 8 könne man das flexibler handhaben, die könnten sich auch mal für längeres Ausschlafen entscheiden und ihre Zeit selbst einteilen. "Ich merke als Lehrer, wenn die geforderten Ergebnisse nicht bis zur vereinbarten Zeit kommen. Dann kann ich eingreifen und Termine setzen." Bis jetzt habe das aber gut funktioniert.

Klassenleiter zu sein ist in dieser Zeit eine besondere Herausforderung, sagt Haubitz, denn die müssten koordinieren, dass es keine Überlastung oder zeitliche Ballung von Aufgaben bei den Schülern gibt. Das funktioniere über einen Gruppenchat aber bisher problemlos.

"Ich persönlich fordere meine Schüler auf, mir ein Feedback zu geben, wie sie mit den Aufgaben zurechtkommen und wo sie Unterstützung benötigen. Wenn ich darauf 28 Antworten bekomme, nehme ich mir die Zeit, alles zu erklären oder auch mal anzurufen", sagt er. Immer mal wieder hört er den Satz: "Ich wäre lieber in der Schule".

Eltern sind engagiert dabei

Mit der Technikausrüstung gibt es am Gymnasium Klotzsche kein Problem mehr. Haubitz hat 100 Laptops bestellt, 60 wurden von Schülern abgerufen. "Damit sind jetzt alle so ausgerüstet, dass sie an allem teilnehmen können."

Für ihn hat Corona auch eine sehr positive Entwicklung gezeigt. "Die Kommunikation zwischen Lehrern, Eltern und Schülern läuft viel besser und intensiver." Voraussetzung dafür ist für ihn in erster Linie Transparenz, dass jeder jede Information zur gleichen Zeit erhält.

Wie schon im Frühjahr sind auch die Eltern sehr engagiert dabei. Erst vor wenigen Tagen haben sie ihn auf Dokumentationen beim Fernsehsender Arte hingewiesen, die in der Mediathek freigeschaltet sind und gut unterrichtsergänzend genutzt werden können. "Wir haben auch Professoren dabei, die uns in Technikfragen beraten."

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Für kommenden Montag hofft Frank Haubitz, dass die elften und zwölften Klassen in Gruppen wieder ins Schulhaus kommen dürfen. Er wartet dafür auf die Hygienevorschriften vom Kultusministerium. Um das Vorabitur vorzubereiten, sollen die Zwölfer nach Bedarf auch in der Ferienwoche die Möglichkeit für Konsultationen erhalten. "Aber für das Abitur mache ich mir gar keine Sorgen. Das hat auch 2020 super geklappt. Unsere Zwölftklässler sind richtig gut."

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