Prager Straße in Dresden: Nach Wöhrl kommt jetzt ein neues Hotel
Dresden. Hier überrascht bereits die Eingangszone: Zur Rezeption des neuen Premier Inn Hotels geht es vom Eingang am Ferdinandplatz 14 hinauf in den 5. Stock. Sieben junge Leute stehen lachend um den Check-In-Tresen herum, mit Gästen hatten sie noch gar nicht gerechnet. Noch eine reichliche Woche, dann öffnet das Haus an der Prager Straße am 16. Juni. Bis dahin wird die neue Belegschaft von Trainern gezielt geschult, damit in den ersten Wochen alles so gut läuft, als wären die Mitarbeiter schon lange im Dienst.
Er habe keine Probleme, Mitarbeiter für die Rezeption, die Bar, die Haustechnik und den Frühstücksbereich zu finden, sagt selbstbewusst Hoteldirektor Ronny Brase, neudeutsch ist er der Multiside-Hotelmanager. "Das liegt daran, dass wir nicht gezielt nach Fachkräften suchen, sondern nach Interessenten, die einfach Lust auf die Jobs haben." Damit alles funktioniert, werden sie mindestens vier Wochen lang vor Eröffnung umfassend trainiert. Auch einige Kollegen aus dem Schwesternhaus auf dem Dr.-Külz-Ring sind in der neuen Mannschaft dabei, auch dort hat Brase den Hut auf.
Den ersten Testlauf erleben die "Neuen" bereits am 14. Juni beim "Family-and-Friends-Tag", wenn Gäste aus der Familie und dem Freundeskreis übernachten und frühstücken dürfen. "Dann sehen wir natürlich, wo es noch Schwachstellen gibt und was nachgebessert werden muss", sagt Brase.
Doch zum Durchatmen ist keine Zeit, am nächsten Tag kommen Kollegen von Premier-Inn-Hotels aus ganz Deutschland, um das neue Dresdner Haus zu testen. Der Hotelchef rechnet mit 100 Gästen, immerhin ist es die 50. Neueröffnung der britischen Hotelkette in Deutschland. "Wir simulieren die normale Hotelsituation, geben dazu auch Spielgeld zum Bezahlen aus, damit alle wissen, was sie erwartet."
Grau und Lila dominieren im Innenbereich
Im Innern unterscheidet sich das neue Hotel farblich nicht von den anderen Premier Inns in Deutschland, Grau und die dezent eingesetzte Erkennungsfarbe Lila, in Englisch heißt sie purple, dominieren die Zimmer, Flure und Teppiche. Auch die Möbel sind in allen deutschen Häusern gleich, man setzt auf Wiedererkennungswert der Marke.
Dennoch ist das neue Premier Inn architektonisch individuell gestaltet und bietet auch verschieden große Zimmer. Zum Beispiel für Familien mit Kindern, für die es Zimmer mit einem Extrabett sowie einem Ausziehbett gibt, sodass vier Personen übernachten können. Preislich sind Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren frei, auch beim Frühstück. "Natürlich gehören Familien auch zu unserer Zielgruppe, die aber sehr breit gefächert ist. Dazu gehören alle Altersgruppen, Geschäfts- und Urlaubsreisende", sagt der Hotelchef. Für Menschen mit Handicaps stehen barrierefreie Zimmer bereit.
Im günstigsten Fall, also in den besucherschwachen Monaten Januar und Februar, gibt es das Zimmer bereits ab 59 Euro, für das Frühstück kommen noch mal 15,50 Euro pro Person obendrauf. "Während der Kaisermania-Tage steigt unser Zimmerpreis dann aber auch auf 159 Euro."
Eine Besonderheit der Premier-Inn-Hotels ist, dass sie nicht auf Buchungsportalen wie beispielsweise booking.com zu finden sind, sondern Zimmer ausschließlich über die eigene Webseite unter www.premierinn.com buchbar sind. "Die Kommission, die wir an die Portale zahlen müssten, macht einen hohen Kostenanteil aus, deshalb verzichten wir darauf", sagt Brase. Genau wie auf die Teilnahme bei der Aktion "Urlaub in deiner Stadt", bei der Dresdner in den besucherschwachen Monaten zu günstigen Preisen in mehreren Hotels übernachten können. Auch dort sei die Kommission immer weiter angestiegen.
Dresdner Hotelmarkt "noch nicht gesättigt"
Die Befürchtungen vieler Dresdner, dass ein weiteres Hotel neben den bereits bestehenden 163 Beherbergungsbetrieben in der Stadt (Stand Jahr 2021, Statistik der Landeshauptstadt) nicht genügend Gäste finden wird, teilt der Hoteldirektor nicht. "Dresden ist nach wie vor sehr attraktiv für Touristen, der Hotelmarkt ist noch nicht gesättigt. Zwar kommen nach Corona die ausländischen Touristen erst langsam zurück, aber beständig." Deutsche Gäste machten rund 80 Prozent aus. Zudem besteche das neue Haus durch eine super Lage. Die durchschnittliche Übernachtungsdauer liegt in Dresden bei zwei Tagen, Urlauber wählen meist das Wochenende, Geschäftsreisende sind oft von Dienstag bis Freitag da.
Ronny Brase, der sein Handwerk als Hotelkaufmann in München gelernt und dort auch einige Jahre in verschiedenen Hotels gearbeitet hat, kam 2015 in seine Heimatstadt ins damalige Holiday Inn, das jetzige Premier Inn am Dr.-Külz-Ring, zurück. Genau in einer sehr schwierigen Phase. "Pegida war stark in der Stadt, es gab jede Woche Demonstrationen. Dresden war ständig damit in den Schlagzeilen, Touristen blieben aus", erinnert er sich. Das legte sich dann wieder, dann kam Corona. Inzwischen sei die Stimmung aber wieder sehr gut.
Modern und trotzdem gemütlich ausgestaltet sind die Bar und der Frühstücksraum, die an die Rezeption im 5. Stock angrenzen. Zum Frühstück könnte es mit 65 Plätzen eventuell etwas eng werden. "Aber wir servieren es von 7 bis 11 Uhr, das wird sich hoffentlich entzerren", sagt der Hotelmanager.
Weitere Mieter im Gebäude
Die britische Hotelkette Premier Inn ist nur ein Mieter des neuen Gebäudes, das anstelle der früheren Wöhrl Plaza auf der Prager Straße 8 entstanden ist. Die Eigentümerfirma Values Real Estate hatte das alte Gebäude 2018 für den offenen Immobilien-Spezialfonds DCV Highstreet Nr. 1 erworben und fast komplett neu bauen lassen. Bereits seit mehreren Monaten geöffnet hat die Parfümerie Douglas, die aus einem benachbarten Gebäude umgezogen ist. Im Laufe des Jahres soll ein Telekomshop im Haus eröffnen. "Außerdem streben wir einen Mietvertrag mit einem Dresdner Gastronomen für ein Café an", sagt Values-Sprecher Rüdiger Heide.
Der Nutzer des abgerissenen Hauses, die Kaufhauskette Wöhrl, ist seit dem Februar 2020 auf der Prager Straße 11 zu finden. Auf rund 3.800 Quadratmetern und auf zwei Etagen wird dort Damen- und Herrenbekleidung verkauft.