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Dresdner Fernsehturm-Eröffnung wird ein "Marathonlauf"

Zum Nachbarschaftstag informierte nicht nur der Besitzer des Dresdner Fernsehturms über die nächsten Etappen. Wie es bis zur Eröffnung des Turmes weitergehen soll.

Von Kay Haufe
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25,6 Millionen Euro Fördermittel vom Bund, dem Land Sachsen und der Stadt Dresden stehen für die Wiedereröffnung des Dresdner Fernsehturmes bereit.
25,6 Millionen Euro Fördermittel vom Bund, dem Land Sachsen und der Stadt Dresden stehen für die Wiedereröffnung des Dresdner Fernsehturmes bereit. © Robert Michael

Dresden. Die Sicht war zwar nicht ungetrübt, aber das machte den rund 200 Besuchern des Fernsturmes an diesem Freitag gar nichts aus. Sie waren begeistert, einmal die Sicht von der Aussichtsplattform genießen zu können. Eingeladen waren zum Nachbarschaftstag die unmittelbaren Anwohner. "Ich bin sehr froh, einmal hier hoch zu dürfen", sagt Ingrid Jungnickel. Das letzte Mal war sie zur Hochzeit ihrer Schwester 1989 auf dem Fernsehturm. "Aber seit ich 1996 nach Pappritz gezogen bin, gab es keine Gelegenheit mehr, weil der Turm geschlossen war. Heute ist ein besonderer Tag."

Auch Heidemarie und Hans-Peter Mitte zählten zu den Gästen. "Eine unvergleichliche Aussicht", sagt sie. Zuletzt war das Ehepaar in den 1980er-Jahren oben. "Aber ich sehe schon Probleme mit dem Parken, wenn der Turm wieder öffnet. Am schönsten wäre es, wenn die Seilbahn gebaut würde, die im Gespräch ist", sagt Heidemarie Mitte.

Die Pappritzer Anwohner Hans-Peter und Heidemarie Mitte freuen sich, endlich mal wieder auf dem Turm zu sein.
Die Pappritzer Anwohner Hans-Peter und Heidemarie Mitte freuen sich, endlich mal wieder auf dem Turm zu sein. © Marion Doering

Bürgerversammlung zum Verkehrskonzept

Auch Dresdens Kultur- und Tourismusbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) outete sich als Fan des Turmes. Sie kam in Vertretung des Oberbürgermeisters, der am Freitag erkrankt war. "So habe ich die Chance bekommen, auf den Turm zu kommen." Viele Dresdner, zumindest die Älteren, würden schöne Erinnerungen mit dem Fernsehturm verbinden. Deshalb sei es die Zielstellung, auch künftig zu ermöglichen, dass die Menschen den Turm wieder besichtigen können.

"Warum machen wir diesen Nachbarschaftstag? Weil wir Fördermittel für die Wiedereröffnung erhalten haben und es unsere Aufgabe ist, die Bürger mitzunehmen auf dem Weg dahin." Am 10.November werde es eine Bürgerversammlung zum Verkehrs- und Mobilitätskonzept geben, bei der auch die weiteren Planungen zur Wiedereröffnung des Fernsehturms vorgestellt werden sollen. Für die Veranstaltung um 18 Uhr im Gasthof Weißig stehen 200 Plätze zur Verfügung, für die man sich anmelden muss. Näheres dazu ist auf www. dresden.de/fernsehturm zu finden. Die Veranstaltung soll aber auch im Internet übertragen werden.

"In das Konzept, das fortgeschrieben und präzisiert wird, sollen auch die Anregungen der Bürger aus diesem Abend einließen", sagt Klepsch.

Generalplanung wird bald ausgeschrieben

Wie geht es beim Besitzer des Turmes, der Deutschen Funkturm GmbH (DFMG) voran? "Für uns ist es ein Highlight, heute den Anwohnern den Turm zu zeigen und in lauter strahlende Gesichter zu blicken", sagt Peer Kollecker, der Leiter Großstandorte bei DFMG. Was den Zeitplan für die Fernsehturmeröffnung anbelangt, so will er kein Datum nennen. "Es ist ein Marathon, den wir hier laufen", sagt Kollecker. Denn weil Fördergeld verwendet wird, zähle die DFMG als öffentliche Stelle und müsse sich an die Vergabeverfahren halten, die allein sechs Monate für die Ausschreibung beinhalteten.

Inzwischen sei die Projektsteuerung ausgeschrieben worden. "Das Ergebnis erwarten wir in Kürze." Demnächst würden auch Generalplanung und Brandschutz ausgeschrieben, für die man in der ersten Hälfte des kommenden Jahres Bewerber auswählen wird. "Der Brandschutz am Turm ist für uns die größte Herausforderung." Man arbeite jedoch in sehr guter Art und Weise mit der Betreibergesellschaft zusammen und ziehe an einem Strang.

Sie alle tragen ihren Teil zur Wiedereröffnung bei (v.l.): Peer Kollecker vom Turmbesitzer Deutsche Funkturm, Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch, Robin Wenzel und Lars Knüpfer von der Betreibergesellschaft Fernsehturm Dresden GmbH.
Sie alle tragen ihren Teil zur Wiedereröffnung bei (v.l.): Peer Kollecker vom Turmbesitzer Deutsche Funkturm, Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch, Robin Wenzel und Lars Knüpfer von der Betreibergesellschaft Fernsehturm Dresden GmbH. © Marion Doering

Vier Millionen für den Innenausbau

Klar würde die Fernsehturm Dresden GmbH als künftiger Betreiber lieber früher als später mit den Arbeiten im Innern des Turmes beginnen, aber man habe Verständnis, dass es nur Schritt für Schritt vorangeht, sagt Robin Wenzel, einer beiden Geschäftsführer der Gesellschaft. Diese will rund vier Millionen Euro investieren, um auf dem Turm eine Erlebnisplattform einzurichten, die auch an regnerischen Tagen etwas Besonderes bietet. Außerdem soll eine Verbindung zur Innenstadt geschaffen werden, damit Touristen beides gut kombinieren können.

Beim Ausbau soll Wert auf den Erhalt von besonderen Einbauten wie der Kassettendecke und den Fußböden im Foyerbereich gelegt werden. Schließlich sei der Dresdner Fernsehturm ein Zeitzeugnis der Ostmoderne, sagt Lars Knüpfer, der andere Vorstand der Betreibergesellschaft. Diese besteht aus drei lokalen Akteuren - der DDV-Mediengruppe, zu der auch Sächsische.de und die Sächsische Zeitung gehören, der Dresdner Tourist-Information (einer DDV-Tochter) und der Kommunikationsagentur Avantgarde Sales & Marketing mit Hauptsitz in München.

Auch Kollecker würdigte die einzigartige Architektur des Turmes, die an einen Sektkelch erinnere. "Für uns wird der Umbau eine Herausforderung, denn er erfolgt während des laufenden Betriebes." Sprich: Die verschiedenen Sendeanlagen können nicht ausgeschaltet werden.

Neuer Vorsitzender vom Fernsehturm-Verein

Mit dabei beim Nachbarschaftstag war auch der Fernsehturm-Verein. Nach dem tragischen Tod der bisherigen Köpfe des Vereins Eberhard Mittag und Klaus Martin, die Ende Juli mit dem Leichtflugzeug Mittags in Bayern abgestürzt sind, gibt es jetzt einen neuen Vorstand. Ulrich Dreßler ist der neue Vereins-Vorsitzende, Rainer Kästner sein erster und Frank Kern der zweite Stellvertreter. "Wir wollen das Miteinander mit dem Betreiber so fortführen, wie es Eberhard und Klaus getan haben", sagt Ulrich Dreßler.

Allerdings wolle man die Arbeit nun auf mehr Schultern verteilen. Die Idee für ein Televersum am Turmfuß, eine Art Wissenschaftszentrum mit Laser-, Kosmos- und 3-D-Shows, wolle man zunächst ruhen lassen. Nicht aber die Seilbahn-Idee. "Das wäre die beste Lösung, um rund 80 Prozent der Besucher von der Talstation in Laubegst/Tolkewitz zum Turm zu bringen", sagt Kästner.

Sie sind die neuen Chefs im Fernsehturmverein (v.l.): der Vorsitzende Ulrich Dreßler, der 1. Stellvertreter Rainer Kästner und der 2. Stellvertreter Frank Kern.
Sie sind die neuen Chefs im Fernsehturmverein (v.l.): der Vorsitzende Ulrich Dreßler, der 1. Stellvertreter Rainer Kästner und der 2. Stellvertreter Frank Kern. © Marion Doering

"Die Initiative zur Wiederöffnung des Turmes ging vom Verein aus", sagt Frank Kern. Deshalb sei es klar, dass man weitermache. "Wichtig ist, dass es eine gute Kommunikation mit den Anwohnern gibt und die nicht außen vor gelassen werden."