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Wie geht es mit dem Narrenhäusel in Dresden weiter?

Kaum ist ein Problem für den Bau des Narrenhäusels in Dresden geklärt, tut sich das nächste für Bauunternehmer Frank Wießner auf. Jetzt ist es eine große Geld-Summe für Büsche und einen Baum.

Von Kay Haufe
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So soll das neu aufgebaute Narrenhäusel nach den Plänen des Dresdner Architekten Martin Trux aussehen.
So soll das neu aufgebaute Narrenhäusel nach den Plänen des Dresdner Architekten Martin Trux aussehen. © Visualisierung: Arte4D/Andreas Hummel

Dresden. Als sich Bauunternehmer Frank Wießner 2016 auf eine Ausschreibung der Stadt bewarb, um das Narrenhäusel zu bauen, ahnte er nicht, dass er acht Jahre später immer noch nicht mit dessen Bau beginnen würde. Doch nach vielen Jahren mit diversen Schwierigkeiten, die aus dem Weg zu räumen waren, ist Wießner inzwischen wieder optimistisch, dass es mit seinem "Liebhaberprojekt", wie er es nennt, vorangeht. "Wir haben die Ausführungsplanung gestartet. Sie wird voraussichtlich im März fertig sein, danach schreibe ich die Bauleistungen aus."

Wießner ist gespannt, welche Angebote er erhält, denn die Baupreise waren in den vergangenen Jahren stark gestiegen. "Aktuell sind sie aber recht stabil und ich hoffe, dass ich etwas an der Kalkulation einsparen kann, denn aufgrund der höheren CO₂-Steuer werden die Anlieferungen per Lkw teurer sein als geplant."

Steigende Kosten verteuern das Projekt enorm

Um das einstige Wohnhaus des Hofnarren von August dem Starken, Joseph Fröhlich, nach fast historischem Vorbild an der Augustusbrücke wieder aufzubauen, muss sich Wießner jetzt vor allem mit Zahlen beschäftigen. Die lange Bearbeitungsdauer hat zur Folge, dass mittlerweile die Kreditzinsen stark gestiegen

sind und die Kalkulation durcheinanderbringen. Hätte Wießner für Kredite vor knapp drei Jahren noch rund ein Prozent Zinsen gezahlt, so waren es vor einem halben Jahr vier Prozent. Damit wäre eine Million Euro mehr an Zinsen fällig geworden. "Inzwischen sind die Zinsen auf rund 3,5 Prozent gesunken, das wären dann 830.000 Euro an Mehrkosten", sagt er.

Eine historische Postkarte zeigt das Narrenhäusel um 1938, nachdem es zwischen 1935 und 1936 rekonstruiert wurde.
Eine historische Postkarte zeigt das Narrenhäusel um 1938, nachdem es zwischen 1935 und 1936 rekonstruiert wurde. © Sammlung Holger Naumann

In den kommenden zwei Monaten will Wießner den Kaufvertrag für das Grundstück mit der Stadt aufsetzen. Dann ist der Kaufpreis von 700.000 Euro direkt fällig. "Ich hatte gehofft, dass Geld etwas später zahlen zu können, aber das geht nicht." Außerdem muss er zusätzlich zu den Kosten für die notwendige Erschließungsstraße eine Bürgschaft von 200.000 Euro an die Stadt zahlen. "Die ist nötig, damit die Stadt die Straße weiterbauen kann, falls ich pleitegehen sollte", erklärt der Bauunternehmer. "Dieses Geld fehlt mir beim Eigenkapital."

Für den Bau der Straße selbst, für den Wießner eigentlich 300.000 Euro einkalkuliert hatte, muss er nach jetzigen Berechnungen schon 500.000 Euro zahlen. "Aber ich erhalte nach einer Vereinbarung mit der Stadt alle Kosten über 300.000 Euro von ihr zurück."

Bau der Erschließungsstraße startet in den Sommerferien

Für den Bau der Erschließungsstraße sind Betonlieferungen nötig, die zu Einschränkungen der Spuren auf der Köpckestraße führen. In den Sommerferien 2024 wird deshalb eine Spur der Köpckestraße gesperrt werden, um den rund zweimonatigen Straßenbau zu gewährleisten.

Viele unvorhergesehene Probleme konnte Wießner im Vorfeld des Baus lösen. Eines davon war der Lärmschutz, der für die geplanten Ferienwohnungen im Narrenhäusel während der Filmnächtezeit nicht eingehalten werden kann. Wießner hatte viele Ideen dazu, die alle nicht wirklich funktionierten. Jetzt ist eine Lösung da: "Wir haben die Grundrisse der Appartements umgeplant, sodass die Küchen jeweils in Richtung des Filmnächte-Areals liegen. Für Küchen gelten die strengen Lärmschutz-Richtwerte nicht", sagt Wießner.

Kaum allerdings ist eine Sache vom Tisch, kommt die nächste auf den Bauunternehmer zu, könnte man meinen: "Das Umweltamt möchte jetzt rund 120.000 Euro von mir, weil am künftigen Standort des Narrenhäusels 18 Büsche und ein Baum wachsen, die gefällt werden müssen." Als Wießner den Zuschlag für das Areal erhielt, seien die Pflanzen noch klein und unscheinbar gewesen. "Sie wurden auch acht Jahre lang nicht gepflegt." Inzwischen ist jedoch die städtische Begrünungssatzung überarbeitet worden und Wießner soll für Ersatzpflanzungen die genannte Summe zahlen. Erneut Geld, das ihm als Eigenkapital fehlen würde. "Ich halte die Summe für unverhältnismäßig und habe Widerspruch gegen den Bescheid eingelegt." Er merke anhand des Projektes sehr deutlich, "wie man als Investor in dieser Stadt verprellt wird", sagt Wießner.

Nach Angaben des Umweltamtes handelt es sich dabei um neun mehrstämmige Bäume, zwei großkronige Laubbäume und zwei Großsträucher sowie flächigen Strauchbewuchs. Im Entscheid seien alle Fällungen genehmigt worden. "Die Auflage zum Ersatz wurde nach den Vorgaben der Gehölzschutzsatzung bemessen und detailliert dargestellt", sagt ein Stadtsprecher. Die Bemessung von Ersatzleistungen sei in der Anlage zur Satzung aufgeführt. Die Gesamtsumme beläuft sich demnach auf 117.800 Euro. Für Büsche und Sträucher sei trotz Verlust an Biomasse kein Ersatz gefordert worden. Da Wießner Widerspruch eingelegt habe, handele sich um ein laufendes juristisches Verfahren.

Rund ein Jahr Bauzeit für das Narrenhäusel

Der Zeitplan für den Wiederaufbau sieht laut Investor inzwischen so aus: Voraussichtlich im Frühjahr 2025 soll der Bau des Narrenhäusels beginnen, der laut Wießner rund ein Jahr dauern wird. "Vielleicht haben wir Glück und können schon im Oktober 2024 beginnen."

Im Narrenhäusel soll später einmal ein Restaurant mit Biergarten einziehen, in den oberen Etagen sind Ferienwohnungen vorgesehen.

Rund 4,5 Millionen Euro, so schätzt Wießner derzeit, wird der Wiederaufbau kosten. Für den musste er einen Architekturwettbewerb ausrichten. Gewonnen hat ihn der Dresdner Martin Trux. Nach 60 Jahren will Wießner das Gebäude der Stadt übereignen. Das Narrenhäusel ist dann auch Teil des Königsufers, das neu bebaut werden soll. Es war 1755 für den Hofnarren August des Starken neben dem Neustädter Brückenkopf gebaut worden. Bei den Luftangriffen auf Dresden 1945 brannte es aus, 1950 wurde die Ruine abgerissen.