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"Wir wollen, dass Geflüchtete gut in Dresden ankommen"

An sechs Standorten in Dresden sollen Geflüchtete in Containern untergebracht werden. Viele Dresdner sind dagegen. Aber es gibt auch Menschen, die den Geflüchteten helfen wollen - etwa in Trachau.

Von Andreas Weller
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Sie wollen Geflüchteten in Dresden helfen: Lukas Rosenthal, Markus Weigand, Annelie Möller, Pfarrerin Gisela Merkel-Manzer, Ulrich Wappler und Eileen Körner (v.l.).
Sie wollen Geflüchteten in Dresden helfen: Lukas Rosenthal, Markus Weigand, Annelie Möller, Pfarrerin Gisela Merkel-Manzer, Ulrich Wappler und Eileen Körner (v.l.). © René Meinig

Dresden. Kurz vor der Asylcontainer-Entscheidung im Stadtrat ist die Dresdner Stadtspitze zum Teil zurückgerudert. Statt der geplanten neun Standorte, in denen ab Herbst gut 800 Geflüchtete untergebracht werden sollten, sind jetzt nur noch sechs vorgesehen. Allerdings ist auch dafür keine Mehrheit sicher, denn für einige ehrenamtliche Politiker sind die Bedenken zu groß, offenbar ist auch der Druck der Dresdnerinnen und Dresdner, die die Pläne ablehnen, gewaltig. Doch nicht alle Dresdner stehen den Plänen derart kritisch gegenüber. In Trachau zum Beispiel wollen Einwohner den Geflüchteten helfen.

Zusagen für Flüchtlingspatenschaften

Annelie Möller hat von den Ängsten einiger Anwohner vor der geplanten Asyl-Unterkunft an der Industriestraße in Trachau bei Sächsische.de gelesen. Sie ist Friedensreferentin im Ökumenischen Informationszentrum. Der Verein steht in Kontakt zu allen 32 evangelischen und katholischen Kirchen in Dresden. "Ich habe sieben Gemeinden kontaktiert und sofort 30 Zusagen bekommen, dass jeweils eine Patenschaft übernommen wird."

Im Stadtbezirk Pieschen, zu dem Trachau gehört, sind die Menschen, die helfen wollen, gut vernetzt. Jetzt gab es ein erstes Vorbereitungstreffen, bei dem Ideen gesammelt wurden.

Gekommen sind dazu unter anderem Pfarrerin Gisela Merkel-Manzer von der Laurentius-Kirchgemeinde, ebenfalls aus der Gemeinde stammt die Ehrenamtskoordination Eileen Körner. "Oberbürgermeister Dirk Hilbert hat doch gesagt, wir können das nur gemeinsam bewältigen, dazu gehören für mich auch die Skeptiker", so Körner.

Hilfe bei Ämterbesuchen, beim Deutschlernen und im Alltag

Deshalb werde ein Willkommensfest geplant, zu dem ausdrücklich alle eingeladen werden sollen, um die dann angekommenen Menschen kennenzulernen. Pfarrerin Merkel-Manzer erinnert sich noch an die Flüchtlingswelle 2015, da war sie noch in Löbtau tätig. "Da haben wir die Leute eingeladen, auch um ihre Sorgen auszudrücken - in Löbtau waren mehr als 300 Personen." Das könne sie nun auch im Dresdner Nordwesten organisieren. Auch Gemeinden in anderen Stadtbezirken wären sicher dazu in der Lage.

„Menschen die Sorgen haben, wollen wir begegnen in dem wir die Ressourcen des Stadtteils sichtbar machen“, so die Friedensreferentin. „Es gibt Stadtteile in Dresden, wo Anwohner sagen, es gibt keine Probleme mit Flüchtlingsunterkünften. So einer wollen wir auch werden. Es gibt schon gute Erfahrungen im Zusammenleben auch in Dresden. Es kommt sehr auf die Stimmung an, die verbreitet wird. Wir wollen, dass Geflüchtete in Dresden gut ankommen." Deshalb werde man nun so viele Ehrenamtliche wie möglich suchen. 30 haben sich schon bereiterklärt, zu helfen, darunter Menschen, die die deutsche Sprache vermitteln wollen, welche, die Spanisch- oder Arabisch-Kenntnisse haben, eine Psychotherapeutin ist ebenfalls dabei.

Es geht um Alltagsbegleitung, Hilfe bei den Gängen zu den Dresdner Ämtern und vieles mehr. Markus Weigand erzählt, dass er selbst eine Zeit lang in Spanien gelebt hat. "Ich weiß, wie schwierig es ist, ein anderes System zu verstehen und sich zurechtzufinden." Dabei sollen die Geflüchteten Hilfe erhalten.

"Container sind gegenwärtig der beste umsetzbare Vorschlag"

Der Dresdner Nordwesten soll nur ein exemplarisches Beispiel sein, so wie 2015 in Dresden ehrenamtliche Hilfsstrukturen entstanden sind, soll es nun ähnlich funktionieren. "Wir wollen auch ein Seminar für Kontaktpersonen anbieten", so Möller.

Und die Geflüchteten brauchen Räume und Aufgaben. So ist damals auch das "Weltchen" an der Ecke Homilius-/Zelenkastraße als gemeinsame Oase entstanden, auch für Geflüchtete und mit Geflüchteten, die zum Teil heute noch dort mit anpacken, berichtet Körner, die auch für die interkulturelle Arbeit der Gemeinde zuständig ist und das "Weltchen" betreut. "Damals war es ein Angebot für die Menschen, die in Übigau untergebracht waren."

Dresdens Vereine und Organisationen für Migration appellieren unterdessen an den Dresdner Stadtrat, den Container-Standorten zuzustimmen. Zwar seien sie keine gute Lösung, aber "gegenwärtig der beste umsetzbare Vorschlag für eine menschenwürdige Unterbringung", heißt es in einer Erklärung dazu, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Ausländerrat ruft Dresdner zu realistischer Einschätzung auf

Grundsätzlich bedürfe es aber einer dezentralen Unterbringung - also in eigenen Wohnungen - der Geflüchteten, auch um die soziale Integration in die Stadtgesellschaft zu erleichtern. Da es aber aktuell nicht genug Wohnungen gibt, seien Container besser als die Alternativen, nämlich Sporthallen und die Messe als Massenunterkünfte.

Der Geschäftsführer des Ausländerrats Dresden, Christian Schäfer-Hock, betont: "Wir rufen die Dresdnerinnen und Dresden dazu auf, den Geflüchteten an den jeweiligen Standorten nicht mit Ressentiments zu begegnen, sondern mit offenen Armen und mit einer realistischen Einschätzung der Situation. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Diese Menschen benötigen Hilfe."