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Bis zu zehn neue Bahnen, 500 neue Räder: Wo die Dresdner Verkehrsbetriebe 2024 investieren

Knapp 100 Millionen Euro werden die DVB 2024 in Dresden investieren. Wo gebaut wird, welche Bahnen neu gekauft werden - und welche erstmals ausgeschlachtet werden.

Von Dirk Hein
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Bis zu zehn neue Straßenbahnen wollen die DVB für Dresden zusätzlich neu kaufen.
Bis zu zehn neue Straßenbahnen wollen die DVB für Dresden zusätzlich neu kaufen. © René Meinig

Dresden. Die Dresdner Verkehrsbetriebe blicken auf ein von extremer Anspannung geprägtes Jahr 2023 zurück. Erst in sprichwörtlich letzter Minute konnten alle neuen Bahnen planmäßig in Betrieb gehen. Gleichzeitig kommen die Dresdner und die Touristen zurück in die Busse und Bahnen. Das sind die wichtigsten Kennzahlen für 2023 und das haben die DVB in diesem Jahr vor.

Neue Gleise in Dresden: wieder viele Großbaustellen

Von den geplanten Investitionen in Höhe von 97 Millionen Euro fließen fast 50 Prozent in die Gleise für die Straßenbahnen. Die größten Baustellen aus dem vergangenen Jahr werden 2024 fortgesetzt. Dazu gehören neben der für die Linie 4 wichtigen Sanierung der Meißner Straße in Radebeul auch der Neubau der Prießnitzbrücke auf der Bautzner Straße in Dresden. Die Sanierung der Loschwitzer Straße soll bis Mai 2024 abgeschlossen sein.

Ein neues Projekt wird im März 2024 beginnen: Rund zwei Jahre nimmt die Beseitigung von Hochwasserschäden auf der Wehlener und Österreicher Straße in Anspruch. Dafür wird zu Beginn der Baustelle an der Leubener Straße am Forsthaus ein zusätzlicher Gleisbogen nach rechts eingebaut. So kann die Straßenbahn auch während der Bauzeit nach Laubegast fahren. Der gesamte Straßenzug wird auf etwa zwei Kilometern Länge grundhaft erneuert.

Im Sommer 2024 startet auch der Ausbau des gesamten Verkehrsknotens Fetscherplatz, einschließlich der Haltestellen und einem Teil der Nikolaistraße. Im September folgt die Sanierung der Lübecker Straße in Cotta. Nachdem endlich Baurecht besteht, können die Planungen für den Neubau der sogenannten Campuslinie über die Nossener Brücke 2024 zügig weitergehen.

Bis zu zehn neue Straßenbahnen

2023 stand ganz im Zeichen der neuen, breiteren Stadtbahnwagen der DVB. 2017 hatten sich die DVB entschieden, neue Straßenbahnen anzuschaffen, die größer sind, mehr Platz haben, den modernen Anforderungen entsprechen und umweltfreundlicher unterwegs sind. 2019 wurde der Zuschlag an Alstom (ehemals Bombardier) in Görlitz und Bautzen vergeben, Anfang Oktober 2021 wurden die neuen Bahnen offiziell vorgestellt. Etwa ein Jahr verging anschließend, bis die erste Bahn nach reichlich Verzögerungen viel zu spät im Probebetrieb durch die Stadt fuhr.

Weil die Fördermittel für die neuen Bahnen an Fristen gebunden waren, mussten sämtliche neuen Straßenbahnen dann mit Hochdruck auf die Gleise gebraucht werden. Dies gelang für die letzte der 30 Bahnen erst Ende Dezember 2023 und damit wenige Tage vor dem vorher zweimal verlängerten Fristende.

Die DVB haben dennoch nicht genug. Im Sommer 2024 werden noch drei weitere Stadtbahnen des neuen Typs NGT DX DD in Dresden erwartet. Über die Finanzierung einer Bestellung von weiteren sieben Wagen laufen derzeit Gespräche mit dem Freistaat Sachsen. Rund 4,2 Millionen Euro kostet jede neue Bahn die Dresdner Verkehrsbetriebe.

Parallel wird die Ausmusterung alter Straßenbahnen der ersten Stadtbahngeneration (NGT 6 DD) vorbereitet. Zehn von ihnen, deren Aufarbeitung zu kostenintensiv ist, sollen als Ersatzteilspender für die verbleibenden Fahrzeuge dienen und anschließend verschrottet werden. Die ersten Niederflur-Straßenbahnen fahren seit Dezember 1995 durch die Stadt.

Mehr Leihräder und besserer Service

Mehr als 1,9 Millionen Mal wurden die Mobi-Bikes genannten Leihräder der DVB im Jahr 2023 benutzt. Das ist eine um 30 Prozent höhere Nachfrage als im Jahr zuvor, was auch auf die Erweiterung der Flotte von 1.000 auf 1.550 Räder im Sommer 2023 zurückzuführen ist. Damit ist das Dresdner Verleihsystem das mit Abstand erfolgreichste in Deutschland. 2024 sollen weitere 500 Räder zusätzlich aufgestellt werden. Gleichzeitig kommen neue Stadtteile im Norden und Westen zum Ausleihgebiet dazu.

Im ersten Quartal beginnt am Bahnhof Mitte zudem ein Test mit der Anzeige der Fahrzeugplatzierung an Doppelhaltestellen. So wissen Fahrgäste schon vorher, an welcher Bahnsteigposition ihre Bahn oder ihr Bus anhalten wird. Bewährt sich das System, soll es auf andere Haltestellen erweitert werden.

Und: Das Kundencenter der DVB am Postplatz soll umgebaut werden und ab Sommer bessere Bedingungen für Kunden und Personal bieten.

Schnellere Bahnen und mehr Fahrgäste

Für die DVB ist es ein echtes Erfolgsmodell, viele Autofahrer blicken darauf mit Sorge: Stadt und Verkehrsbetriebe wollen vor allem an Stau-Stellen im Stadtgebiet Busse und Bahnen beschleunigen und nehmen dafür notfalls längere Wartezeiten für den Individualverkehr in Kauf.

Seit Dezember 2022 haben Dresdens Straßenbahnen in Richtung Schillerplatz zum Beispiel eine eigene Spur auf der Tolkewitzer Straße. Bahnen der DVB kommen jetzt zwei Minuten schneller als vorher voran, was den Fahrplan der Linien 6 und 12 spürbar stabilisiert. Die befürchteten langen Staus des Individualverkehrs blieben aus. Weitere vergleichbare Maßnahmen sind geplant, zum Beispiel an der Marienbrücke in Richtung Bahnhof Mitte.

Insgesamt blicken die DVB auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Die Fahrgastzahlen haben in den letzten beiden Monaten des Jahres 2023 mit jeweils 16 Millionen wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht. Nach Einführung des Deutschlandtickets war die Nachfrage sogar höher als 2019. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 160 Millionen Fahrgäste registriert. Für 2024 werden etwa 165 Millionen Fahrgäste erwartet, was einen neuen Rekord darstellen würde.