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Für kürzere Wartezeiten: Dresden öffnet erstes "digitales Bürgerbüro"

2022 kämpfte Dresden mit extremen Wartezeiten beim Beantragen neuer Ausweise. Das hat sich geändert, auch mit einem neuen digitalen Bürgerbüro. So funktioniert dieses.

Von Dirk Hein
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Am Ferdinandplatz, unweit vom Rathaus, wurde Dresdens erstes digitales Bürgerbüro eröffnet.
Am Ferdinandplatz, unweit vom Rathaus, wurde Dresdens erstes digitales Bürgerbüro eröffnet. © SZ/Dirk Hein

Dresden. Wer im Sommer 2022 einen neuen Reisepass brauchte, musste sich mit regulären Wartezeiten von drei Monaten abfinden. Ursache dafür war zum Beispiel ein Rückstau von während Corona nicht benötigter Reisedokumente, aber auch die Abordnung vieler Mitarbeiter in andere Abteilungen zur Bewältigung der neuen Flüchtlingswelle. Bereits damals sah die Stadt den Ausweg in einer schnellstmöglichen Digitalisierung. Jetzt erfolgte dafür ein wichtiger Zwischenschritt.

Was kann Dresdens "digitales Bürgerbüro"?

Seit Montag hat Dresdens erstes digitales Bürgerbüro am Ferdinandplatz 1 in Sichtweite zum Rathaus und zum Rathaus-Neubau am Ferdinandplatz geöffnet. Gebucht werden können Termine dort nur digital über das Terminsystem der Stadt unter termine-buergerbuero.dresden.de. Pro Monat stehen so 800 zusätzliche Termine zur Verfügung, um die bisher angespannte Lage weiter zu verbessern.

Vor Ort, so der Plan der Stadt, soll der Bürger gleich an eines der zwei "Speed-Capture"-Geräte gehen. Dort kann für sechs Euro ein digitales Passfoto erstellt werden. Zudem werden die für den Ausweis notwendige digitale Unterschrift und der Fingerabdruck hinterlegt.

Katja Schöne, Abteilungsleiterin Bürgerservice, testet die neu aufgestellten "Speed-Capture"-Geräte.
Katja Schöne, Abteilungsleiterin Bürgerservice, testet die neu aufgestellten "Speed-Capture"-Geräte. © SZ/Dirk Hein

Danach muss jedoch einer der drei Mitarbeiter des digitalen Bürgerbüros aufgesucht werden. "Der Gesetzgeber besteht noch auf dem persönlichen Erscheinen vor Ort. So sollen Sicherheitsvorschriften eingehalten werden", sagt der Leiter des Bürgeramtes, Markus Blocher.

Wer seinen neu beantragten Reisepass abholen will, kann das vor Ort an einem Automaten erledigen. Beim neuen Personalausweis geht das aktuell nur, wenn der alte Ausweis bereits abgelaufen ist. Eine entsprechende Änderung ist jedoch geplant.

Was ist zukünftig noch denkbar?

Ähnliche Technik wie im neuen digitalen Amt ist bereits in anderen Bürgerbüros vorhanden. Ein Dokumentenausgabegerät steht beispielsweise im zentralen Bürgerbüro an der Theaterstraße, die "Speed-Capture"-Geräte sind an drei Standorten verfügbar. Doch dort wird die Elektronik noch nicht wie erhofft vom Bürger angenommen.

"Etwa 150 Menschen holen pro Monat ihren Ausweis am Gerät ab. Das wollen wir steigern", sagt Katja Schöne, Abteilungsleiterin Bürgerservice im Rathaus. Auch eine Scheu vor Fotos aus dem Automaten ist teilweise spürbar, "viele kommen noch immer mit dem Foto vom Fotografen in der Tasche zu uns." Das ist weiter erlaubt, im digitalen Bürgerbüro soll aber intensiver als an anderen Standorten auf die digitalen Angebote hingewiesen werden.

Zudem soll die 70 Quadratmeter große neue Bürofläche am Ferdinandplatz zum digitalen Experimentierfeld der Stadt werden. "Alles, was an digitalen Neuerungen kommt, wollen wir hier etablieren und ausprobieren, das ist unser Testraum", sagt Amtsleiter Blocher. Das Ziel sei ein komplett digitaler Prozess.

Wie haben sich die Wartezeiten geändert?

In vielen kleinen Zwischenschritten hat das Rathaus die extremen Wartezeiten von bis zu drei Monaten inzwischen wieder abgebaut. Ein neues Callcenter erledigt erste Anfragen und entlastet so die Sachbearbeiter. Die neuen digitalen Dienste wie der Abhol-Automat sparen ebenfalls Zeit bei den Sachbearbeitern ein. Zudem hat Dresden das digitale Buchungssystem umgebaut. Dort wird jetzt immer der nächste freie Termin angezeigt. Im vergangenen Jahr musste sich dazu mühsam digital durch die einzelnen Bürgerbüros geklickt werden.

Wer am Mittwoch einen Termin suchte, bekam den gleich für den nächsten Tag angeboten. Laut Amtsleiter Blocher können nahezu alle Terminwünsche innerhalb einer Woche erfüllt werden. Zudem können bereits seit November Bürgerinnen und Bürger immer dienstags auch ohne Termin im Amt vorbeikommen, jeweils in der Zeit von 9 bis 17 Uhr. Das entspricht rund 2.000 Terminen. Dieses Angebot soll ab März auch am Donnerstag wieder möglich werden.

Unabhängig davon ist der Bearbeitungsstau bei der gesetzlich vorgeschriebenen Erneuerung von Führerscheinen weiter groß. Aktuell und bis Anfang 2024 müssen alle zwischen 1965 und 1970 Geborenen ihren alten "Lappen" in eine Plastikkarte umtauschen lassen. Die Verwaltung spricht von bis zu drei Monaten Wartezeit. Dieser Prozess läuft getrennt von den aktuellen Digitalisierungen im Meldewesen der Stadt.