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Sinkende Schülerzahlen in Dresden: Wird die Stadt wieder Schulen schließen?

In den nächsten Jahren werden immer weniger Kinder in Dresden eingeschult. Die Stadtverwaltung hat nun einen Vorschlag, wie sie damit umgehen will.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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In Dresden werden die Klassenzimmer in den nächsten Jahren weniger voll sein als derzeit. Die Zahl der Schüler sinkt.
In Dresden werden die Klassenzimmer in den nächsten Jahren weniger voll sein als derzeit. Die Zahl der Schüler sinkt. © dpa/Annette Riedl (Symbolbild)

Dresden. An diesem Montag sitzen mehr als 5.000 Kinder in Dresden zum ersten Mal im Klassenzimmer. Eine so hohe Zahl an Erstklässlern wird es in den nächsten Jahren nicht mehr geben - die Schülerzahl sinkt, was sich nach und nach auch an den Oberschulen und Gymnasien bemerkbar machen wird. Wie stark sie sinken wird, rechnet die Stadtverwaltung im Entwurf für den neuen Schulnetzplan vor - und erklärt auch ganz deutlich, ob Schulen wieder geschlossen werden sollen.

Wie stark werden die Schülerzahlen in Dresden sinken?

Die Einschulungsjahrgänge haben bereits ihr Maximum erreicht. So sind zum Schuljahr 2022/23 genau 5.232 Dresdner Schülerinnen und Schüler in die Schule gekommen. Für die kommenden Jahre rechnet die Stadt mit "einem stark rückläufigen Trend". So sei im Schuljahr 2028/29 nur noch mit 3.907 Erstklässlern zu rechnen – mehr als 1.000 weniger als heute.

Weil zwischen Grundschulbeginn und Oberschule beziehungsweise Gymnasium bekanntermaßen vier Jahre liegen, wird sich der Rückgang an Schulkindern bei den weiterführenden Schulen etwas später bemerkbar machen. Dort klettert die Zahl der Fünftklässler voraussichtlich noch bis zum Schuljahr 2026/27. Erwartet werden dann 4.745 Schülerinnen und Schüler. Darauf folgt allerdings die Kehrtwende: In zehn Jahren – zum Schuljahr 2032/33 – wird lediglich noch mit 3.613 Fünftklässlern an den Schulen gerechnet.

Sollen deshalb Schulen in Dresden geschlossen werden?

Nein, die Verwaltung schlägt das den Stadträten zumindest nicht vor. "Trotz perspektivisch sinkender Schülerzahlen sollen keine Schulen geschlossen werden", heißt es. Vielmehr solle der Rückgang dafür genutzt werden, um die angespannte Raumsituation an den kommunalen Dresdner Schulen systematisch aufzulösen. "An den meisten Schulen wird es dann möglich sein, die inhaltliche Arbeit weiter auszubauen und frei werdende räumliche Ressourcen zum Beispiel für Unterstützungs- und Assistenzsysteme zu nutzen."

Insbesondere in den innerstädtischen Bereichen gebe es an den Oberschulen aktuell eine sehr angespannte Raumsituation. "Der Schülerzahlrückgang muss dazu genutzt werden, die Raumsituation insbesondere in diesen Schulstandorten zu entspannen."

Wie sicher sind die Prognosen?

Tatsächlich gibt es eine Reihe von Faktoren, die die Schülerzahlentwicklung jederzeit beeinflussen können. Die Stadt spricht die Auswirkungen globaler Entwicklungen an, womit vor allem die Fluchtbewegungen gemeint sein dürften. Die künftige Entwicklung werde auch stark davon abhängig sein, wie sich Dresden bei der Rekrutierung von Fachkräften positionieren könne.

Allein durch die Erweiterung von Infineon und den Bau der TSMC-Chipfabrik im Norden der Stadt dürften junge Familien nach Dresden kommen, die ihre Kinder hier in die Schule schicken. Nicht zuletzt sind Baukosten und Bauzinsen zwei Unsicherheitsfaktoren, die sich auf den Wohnungsmarkt und damit auf Zu- und Wegzüge auswirken werden.

Sollen ukrainische Kinder in Dresden weiterhin separat unterrichtet werden?

Nein, bis zu den Sommerferien nutzte die Stadt zwar den Schulstandort Höckendorfer Weg, um ukrainische Kinder unterrichten zu können. Das Tempo, mit dem Familien nach Beginn des russischen Angriffskrieges nach Dresden kamen, machte dies notwendig. "Für das kommende Schuljahr plant das Landesamt für Schule und Bildung die gesamtstädtische Verteilung der Schülerinnen und Schüler unter Berücksichtigung aller Schularten", so die Stadt. Anfang Februar lernten rund 1.300 ukrainische Kinder in insgesamt 56 Klassen in der Stadt.

Was plant die Stadt in sozialen Problemvierteln und an Schulen mit besonders vielen Migranten?

Dresden hat mit Chemnitz und Leipzig initiiert, dass sich Grund- und Förderschulen in "sozialräumlich herausgeforderten Lagen" zu Familienschulzentren weiterentwickeln sollen. Eltern sollen dadurch regelmäßiger mit der Schule in Kontakt kommen. Fördermittel gibt es für die 14., 93., 117., 122., 12 und die 139. Grundschule sowie das Förderzentrum "A. S. Makarenko". Geplant ist auch, die Schulen zum Teil des kulturellen Lebens in den jeweiligen Vierteln zu machen.

Welche Schulen werden saniert?

Weitere Schulen sollen saniert werden. Welche und wann, dazu macht der aktualisierte Schulnetzplan-Entwurf aber keine konkreten Aussagen. "Auf die Sanierung der Bestandsschulgebäude muss auch zukünftig ein besonderer Fokus gerichtet sein, da trotz erheblicher Anstrengungen in den letzten Jahren der Sanierungsbedarf weiterhin sehr groß ist", heißt es. Aus diesem Grund müssten Investitionen in die schulische Infrastruktur auch zukünftig ein Schwerpunkt in der kommunalen Finanzplanung bleiben.