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Dresdner Kirchgemeinde feiert 400-jähriges Jubiläum

Bis zum Jahr 1623 mussten die Lockwitzer zum Gottesdienst bis in die Leubnitzer Kirche wandern. Warum es seitdem eine eigenständige Gemeinde in Lockwitz gibt.

Von Nora Domschke
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Seit fast zehn Jahren ist Antje Hinze Pfarrerin in Lockwitz. Nun feiert sie mit der Kirchgemeinde 400-jähriges Jubiläum.
Seit fast zehn Jahren ist Antje Hinze Pfarrerin in Lockwitz. Nun feiert sie mit der Kirchgemeinde 400-jähriges Jubiläum. © Sven Ellger

Dresden. Für Pfarrerin Antje Hinze ist die Wanderung der Höhepunkt. Am 23. April begibt sie sich auf "alten Spuren von Lockwitz nach Leubnitz", also dorthin, wo die Menschen auch früher hinwanderten, um einen Gottesdienst zu besuchen - zu einer Zeit, als es in Lockwitz noch keine eigene Kirchgemeinde gab.

Bis 1623 gehörte Lockwitz kirchlich zur Gemeinde Leubnitz - bis in jenem Jahr der Rittergutsbesitzer Hans Georg von Osterhausen durchsetzte, dass Lockwitz fortan als eigenständige Pfarrei galt. 2023 feiert die Schlosskirchgemeinde nun ihr 400-jähriges Jubiläum, und zwar mit vielen verschiedenen Veranstaltungen. "Bis in den September hinein laden wir alle ein, bei uns zu erleben, wo wir herkommen, welche Traditionen sich entwickelt haben und wie wir unsere Kirchgemeinde in Zukunft gestalten werden", sagt Antje Hinze.

2014 übernahm sie das Pfarramt in Lockwitz, verließ dafür mit ihrem Mann sogar ihre Wohnung in Kleinzschachwitz und zog ins Pfarrhaus an den Lockwitzbach. Ihre erste große Herausforderung damals: Flüchtlinge, die in einem Mehrfamilienhaus in der Lockwitztalstraße untergebracht waren, in den Stadtteil zu integrieren. Die Wellen schlugen hoch, die Ablehnung war groß. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt im beschaulichen Wohngebiet am südöstlichen Dresdner Stadtrand.

Vorträge, Konzerte und Lesungen bis in den September

Und es ist an der Zeit, mit einem bunten Veranstaltungsprogramm auf 400 Jahre Kirchgemeinde zurückzublicken. Am 17. Juni etwa erzählt der Heimatverein Lockwitzer Pfarrer- und Familiengeschichten. Nachdem am Osterwochenende in der Lockwitzer Schlosskirche eine Jubiläumsausstellung eröffnet wurde, ist die Wanderung am 23. April nun der nächste Höhepunkt. "Wir wandern wie vor 400 Jahren zum Gottesdienst nach Leubnitz", erzählt Antje Hinze.

Bis 1623 sind die Bewohner bei jedem Wetter von Lockwitz, Kauscha und Nickern zu Fuß zur Leubnitzer Kirche gegangen. Fast eine Stunde dauerte der Marsch über Schotter- und Feldwege. Von Lockwitz ging es über Nickern und Torna hinüber nach Leubnitz. Die Orte waren verträumte, kleine Dörfer mit nur wenigen Häusern und Bauernhöfen. Damals war es Brauch, dass mindestens einer aus der Großfamilie oder von einem der Güter in den Gottesdienst ging.

Für Antje Hinze ist die Wanderung das Herzstück des Jubiläumsjahres, denn sie ist der eigentliche Grund dafür, dass Lockwitz zu einer selbstständigen Kirchgemeinde wurde. Hofmarschall von Osterhausen rang es vor 400 Jahren offenbar große Bewunderung, aber auch Mitleid für die Menschen ab, die sich jeden Sonntag erneut auf den Weg nach Leubnitz begaben. Das belegt die Notiz des Arztes und Heimatforschers Friedrich Theile in den Lockwitzer Nachrichten im Jahr 1878.

Von Osterhausen ließ er schließlich die Kapelle auf seinem Rittergut renovieren und erweitern. 1623 wurde die damalige Kirche eingeweiht, um 1700 erhielt die Kirche ihre heutige Gestalt.

Posaunenchor begleitet Jubiläumswanderung

Und sie wird rege genutzt. Vor allem an den kirchlichen Feiertagen kann es in den Bankreihen der Schlosskirche schon einmal eng werden. An den Ostertagen kamen jeweils 120 Gottesdienstbesucher, in der Regel sind es etwa 30, erzählt Antje Hinze. Was sie an ihrer Gemeinde so mag? "Die vielen ehrenamtlichen Helfer, die das Gemeindeleben organisieren und nun auch bei den Jubiläumsveranstaltungen mitwirken."

Antje Hinze hat nur noch eine halbe Pfarrerstelle inne, seit die Kirchgemeinden Lockwitz, Leubnitz-Neuostra, Prohlis, Strehlen und Bannewitz Anfang 2021 im Kirchspiel Süd neu organisiert wurden. Mit 62 Jahren tritt sie nun etwas kürzer, was zugleich bedeutet, dass die anderen Gemeindemitglieder mehr gefragt sind.

Jede der Kirchgemeinden hat sich seit der Neustrukturierung auf einen Schwerpunkt festgelegt. In Lockwitz ist es die Kirchenmusik, die Kantaten sind einzigartig in Dresden. Bis zu 20 Posaunenspieler haben sich zudem in einem Chor zusammengefunden - der übrigens auch die Wanderung am 23. April an verschiedenen Punkten musikalisch begleiten wird.

Alle Termine und Veranstaltungen rund um das Jubiläum der Schlosskirchgemeinde: www.kirche-lockwitz.de

Die Wanderung "Auf alten Spuren von Lockwitz nach Leubnitz" startet am 23. April gegen 9 Uhr an der Lockwitzer Schlosskirche. Am Ziel findet 11 Uhr in der Leubnitzer Kirche ein Gottesdienst statt, anschließend ein gemeinsames Picknick.