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Neubau am Ferdinandplatz: Das wollen die Dresdner

Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zum neuen Verwaltungszentrum sind eindeutig. Jetzt hat die Stadt sie vorgestellt. Welchen Einfluss haben die Dresdner wirklich?

Von Andreas Weller
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Zwei Entwürfe für das neue Verwaltungszentrum sind noch im Rennen. Die Dresdner habe eine klare Meinung, welcher ihnen besser gefällt.
Zwei Entwürfe für das neue Verwaltungszentrum sind noch im Rennen. Die Dresdner habe eine klare Meinung, welcher ihnen besser gefällt. © Stadtverwaltung Dresden

Dresden. Moderne Arbeitswelten, ein repräsentativer, ökologischer Bau im Zentrum Dresdens und einiges mehr soll das neue Verwaltungszentrum am Ferdinandplatz erfüllen. Die Stadt lässt für 116 Millionen Euro netto ein neues zweites Rathaus errichten.

Nachdem die Angebotsfrist ausgelaufen ist, sind noch zwei Bewerber im Rennen. Die Verwaltung hat die Dresdner dazu befragt, welcher Entwurf ihnen besser gefällt. Es gibt ein klares Ergebnis.

5.875 Bürger haben an der Online-Befragung vom 4. bis zum 21. Dezember teilgenommen. 80 Prozent der Teilnehmer sind Dresdner, wie die Stadtverwaltung angibt. Jetzt gibt es die Ergebnisse.

Welche Architekten die Entwürfe entwickelt haben, bleibt allerdings noch unbekannt, denn das Verfahren ist bis zur Entscheidung streng vertraulich.

Was sind die Ergebnisse?

Die Ergebnisse weichen stark voneinander ab und lassen den graugrünen Wettbewerbsbeitrag 2 als klaren Verlierer bei den Dresdnern zurück.

Beim Bebauungsentwurf erhielt der Favorit 59,4 Prozent Zustimmung, 36,3 Prozent Ablehnung - ein Teil konnte sich nicht entscheiden, ob der Entwurf den Geschmack trifft. Für Beitrag 2 stimmten nur 28 Prozent und 69,5 Prozent dagegen.

Auch bei der Größe gab es für Beitrag 1 genau 61,5 Prozent Zustimmung und für Beitrag 2 51,7 Prozent Ablehnung. Einig ist sich die Mehrheit der Teilnehmer auch bei der Form. 57 Prozent gefällt die Form von Beitrag 1 und 65,4 Prozent gefällt die Form von Beitrag 2 nicht. Eine klare Entscheidung gibt es ebenso bei der Fassade. 57,4 Prozent gefällt diese bei Beitrag 1, 38 Prozent lehnen diese ab - bei Beitrag 2 gefällt die Fassade nur 21,8 Prozent und 75,7 Prozent finden sie schlecht.

Wettbewerbsbeitrag 2 gefällt den meisten Dresdnern eindeutig nicht.
Wettbewerbsbeitrag 2 gefällt den meisten Dresdnern eindeutig nicht. © Stadtverwaltung Dresden

Die sichtbarsten Unterschiede sind die Fassaden und Dächer. Bei dem Beitrag 1 wurde Jura Kalkstein für die Fassade verwendet, das markante Dachgeschoss besteht aus Aluminium mit Prägungen, die das Logo der Stadt und das Rathaus zeigen. Im Erklärungsbericht der Bieter steht, dieses passe zur "Dresdner Identität".

Die Fassade des zweiten Beitrags besteht aus Keramik-Formelementen mit einer hellgrüngrauen Glasur. Dies sei eine der bekanntesten und ältesten Glasuren des chinesischen Kaiserreichs, die sogenannte ‚Seladon-Glasur‘ diese sei bis heute in der
"Prozellansammlung des Dresdner Schlosses zu bestaunen", so die Bieter.

Wie geht es nun weiter?

Am 25. Januar findet die Jury-Sitzung zum neuen Verwaltungszentrum statt. In der Jury sitzen Vertreter der Stadtratsfraktionen, Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), Finanzbürgermeister Peter Lames (SPD), Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne), die Amtsleiter des Stadtplanungs- und des Hochbauamtes.

Davor treffen sich ausgewählte Fachberater. Diese schauen sich die eingereichten Entwürfe, samt Erläuterungen und das Ergebnis der Bürgerbeteiligung an. "Sie nehmen eine Vorprüfung vor und informieren darüber die Jury-Mitglieder", erläutert Baubürgermeister Kühn.

Die Jury muss dann anhand diverser Kriterien die Entwürfe bewerten. In das Ergebnis fließen zu 30 Prozent der Preis mit ein - nur diese zwei Bieter haben die Vorgabe von 116 Millionen Euro netto eingehalten. 20 Prozent zählt die Architektur wie die Fassade, ebenfalls 20 Prozent die Umsetzung der modernen Arbeitswelten, 15 Prozent Ökologie und Energie und ebenfalls 15 Prozent der Städtebau - also der Baukörper, das Dach und das repräsentative Erdgeschoss.

Wettbewerbsbeitrag 1: Blick aus Richtung Schulgasse auf das Verwaltungszentrum.
Wettbewerbsbeitrag 1: Blick aus Richtung Schulgasse auf das Verwaltungszentrum. © Stadtverwaltung Dresden
Wettbewerbsbeitrag 2: Blick aus Richtung Schulgasse auf das Verwaltungszentrum.
Wettbewerbsbeitrag 2: Blick aus Richtung Schulgasse auf das Verwaltungszentrum. © Visualisierung: Stadtverwaltung Dresden

Die Angebote sind bis Ende März bindend. Bis dahin muss die Jury entschieden haben und der Auftrag an den Sieger vergeben werden. Der früheste Vergabetermin ist laut Kühn Mitte Februar. Dann muss der Vertrag von der Landesdirektion genehmigt werden.

Die Vergabe erfolgt durch die Kommunale Immobilien Dresden (KID). Der Stadtrat hat entschieden, dass das Grundstück an die städtische Tochter übertragen wird und diese für den Bau verantwortlich ist. Dadurch lagert die Stadt das Projekt und damit die Kosten aus. Die KID finanziert es über einen Kredit und die Verwaltung mietet sich in das Verwaltungszentrum ein.

Wie viel Einfluss haben die Dresdner?

Über die Ergebnisse dieser Befragung werden die Fachberater und die Jury informiert. "Die Jury ist natürlich unabhängig und entscheidet frei", erklärt Kühn.

Dennoch sei das Ergebnis der Bürgerbefragung wichtig, weil es ein Gefühl der Dresdner vermittle. "Wir brauchen aber eine fachlich begründete Entscheidung, damit das Verfahren sichtmäßig abgeschlossen werden kann und keine Bauchentscheidung", so Kühn. Sonst könne rechtlich dagegen vorgegangen werden. Er selbst habe noch keinen Favoriten, sagt Kühn auf Nachfrage.

Wann wird gebaut?

Der Baubeginn ist für 2022 geplant. Kühn betont, dass das Verwaltungszentrum 2025 fertig sein muss. Denn dann sollen nach und nach Mitarbeiter dort einziehen. Platz soll für 1.300 Verwaltungsbedienstete sein. Der komplette Bereich Stadtentwicklung, Bau und Verkehr von Kühn, große Teile des Umweltbereichs von Bürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne), das Amt für Wirtschaftsförderung und der Klimaschutzstab.

Der Umzug wird notwendig, weil alleine die Mietverträge für Büros von rund 900 Mitarbeitern Ende 2025 auslaufen. Denn die Eigentümer haben mit dem Robotron-Areal andere Pläne.

Was sagt Kühn zur Kritik?

Immer wieder wird die Notwendigkeit des Baus bezweifelt, zudem sei er zu teuer und dafür werde die Sanierung des eigentlichen Rathauses vernachlässigt. "Das sind Fake-News", sagt Kühn.

Zu dem Vorwurf, der Neubau koste rund 6.000 Euro pro Quadratmeter und liege damit deutlich über dem was ähnliche Gebäude kosten, sagt Kühn: "Die beiden Beiträge weichen bei den Kosten leicht voneinander ab, liegen aber zwischen 2.300 und 2.500 Euro pro Quadratmeter." Auch die Sanierung des Rathauses am Dr.-Külz-Ring werde nicht vernachlässigt. In diesem Jahr werde viel gemacht, um die weitere Nutzung des alten Gebäudes zu sichern. "Die Dacheindeckung, die Technikzentrale und Fenster werden erneuert, dazu wird die Natursteinfassade behutsam saniert", erläutert Kühn. Ab 2027, wenn das neue Verwaltungszentrum in vollem betrieb ist, gehe dann die Komplexsanierung des Rathauses weiter. "Wir brauchen das neue Verwaltungszentrum."

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