Dresden hat am Dienstag der Opfer der Bombenangriffe 1945 und der Opfer der Nazi-Herrschaft gedacht. Parallel liefen mehrere Demonstrationen. Die Entwicklungen im Newsblog.
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13. Februar in Dresden - das Wichtigste in Kürze:
Dresden hat am Dienstag der Opfer der Bombardierung 1945 und der Opfer der Nazi-Herrschaft gedacht.
Um 18 Uhr schlossen sich rund 13.000 Menschen zur Menschenkette zusammen.
Auf dem Altmarkt standen sich am Abend AfD-Anhänger und Gegendemonstranten gegenüber. Die Polizei versuchte, beide Lager voneinander zu trennen.
Sechs Ermittlungsverfahren wurden laut Polizei eingeleitet, unter anderem wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.
Die Lage in der Dresdner Innenstadt entspannt sich. Einzelne Versuche von Personen des linken Spektrums, Polizeiabsperrungen zu überwinden, wurden von den Einsatzbeamten unterbunden, teilte die Polizei am späten Abend mit.
Dabei kam auch Pfefferspray zum Einsatz. Über den Tag verteilt seien rund 900 Beamte im Einsatz gewesen.
Die Polizei spricht von sechs Ermittlungsverfahren, die eingeleitet wurden - wegen Landfriedensbruchs, Beleidigung, Bedrohung, Diebstahls, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.
Wir bedanken uns für Ihr Interesse und beenden an dieser Stelle die Live-Berichterstattung.
22.14 Uhr: Erstes Fazit der Polizei - Ermittlungsverfahren eingeleitet
Die AfD-Kundgebung auf dem Altmarkt ist beendet. Weiterhin befinden sich noch zahlreiche Gegendemonstranten auf dem Platz. Polizeisprecher Thomas Geithner hat ein erstes Fazit gezogen. Demnach sind fünf Strafverfahren eingeleitet worden, unter anderem wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Beleidigung sowie des Verwendens von verfassungsfeindlichen Symbolen, erklärte er gegenüber Sächsische.de.
21.45 Uhr: Die Glocken läuten
Auch die Protestierenden auf dem Neu- und auf dem Altmarkt können die Glocken hören: Um 21.45 Uhr hat das Geläut in Dresden begonnen. Damit wird den Opfern des Bombenangriffs vor 79 Jahren gedacht.
21.30 Uhr: Polizeisprecher will nicht von Blockaden sprechen
Trotz des großen Gegenprotests auf Altmarkt und Wilsdruffer Straße sei ein Zugang zur AfD-Versammlung grundsätzlich möglich, sagt Dresdens Polizeisprecher Thomas Geithner auf X. Dabei müsse man vielleicht einen Umweg in Kauf nehmen, von einer Blockade will Geithner aber nicht sprechen. Bis zum Abend sei der Tag vergleichsweise ruhig verlaufen. Ruhig im Vergleich zum vergangenen Sonntag.
Offizielle Zahlen nennt die Polizei nicht. SZ-Reporter schätzen die Zahl der Demonstrierenden bei der Veranstaltung der rechtsextremen AfD auf etwa 300 Menschen. Am Gegenprotest nehmen laut Veranstalter etwa 4.000 Menschen teil.
21.10 Uhr: Polizei versucht weiterhin, Lager zu trennen
Die Dresdner Polizei muss große Anstrengungen unternehmen, damit Demonstranten nicht zu der AfD-Demo auf dem Altmarkt durchbrechen. Besonders stark ist der Druck auf die Einsatzkräfte auf der Wilsdruffer Straße.
Währenddessen ist die Sitzblocke auf dem Altmarkt aufgelöst worden.
20.50 Uhr: AfD-Demonstration hat begonnen - massiver Gegenprotest
Die AfD-Demonstration am östlichen Rande des Altmarktes hat begonnen, allerdings mit weniger Teilnehmern als geplant gewesen sein dürften. Nur spärlich ist es Personen möglich, durchzukommen. Sächsische.de-Reporter berichten von weniger als 200. Den Teilnehmern wird von der Polizei ermöglicht, ihre Kränze niederzulegen. In einem ersten Redebeitrag wird unterstellt, das Gedenken abschaffen zu wollen. Wer das vorhabe, schaffe das Denken ab, so der Redner. Anschließend wurden Bilder vom alten Dresden gezeigt und eine Zeitzeugen-Aufnahme abgespielt.
Auf der anderen Seite haben sich mehrere tausend Menschen dem Protest angeschlossen. Die Polizei gibt ihr Bestes, Gegendemonstranten nicht zu der AfD-Demo durchkommen zu lassen. Vor McDonald's blockieren Einsatzkräfte den Durchgang, scheinen dabei aber große Mühe zu haben.
20.34 Uhr: Zugänge zum Altmarkt blockiert
Derzeit blockieren Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gegenprotests mehrere Zugänge zur rechtsextremen Demonstration auf dem Altmarkt. Reporter vor Ort berichten, dass einige wieder umdrehen müssen - darunter auch Mitglieder der AfD wie der AfD-Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse. Die Polizei versucht, beide Lager strikt voneinander zu trennen.
20:20 Uhr: Polizei stellt Wilsdruffer Straße zu
Die Polizei stellt die Wilsdruffer Straße mit Polizeiwagen zu. Es ist kaum noch ein Durchkommen.
20.07 Uhr: Blockade-Versuch auf dem Altmarkt
Eine Sitzblockade hat sich auf dem Altmarkt gebildet, um den Zugang zur rechtsextremen Demonstration zu versperren. Rund 20 Menschen sitzen einem Reporter zufolge auf dem Boden. Demonstrierende, die zum rechtsextremen Protest wollen, gelangen an ihnen vorbei.
Vor Kurzem hatte es zudem einen Durchbruch-Versuch vom Gegenprotest zum rechtsextremen Protest gegeben. Die Polizei hielt ihn auf - und setzte Spray ein.
20.00 Uhr: Fahrrad-Demo fährt zum Altmarkt
Rund 200 Menschen sind mit Fahrrädern vom Alaunpark zum Altmarkt gefahren. Ihr Motto: "mit Fahrrädern gegen Repression und Faschismus".
19.55 Uhr: Kretschmer: "Menschenkette ist ein klares Signal"
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich am Abend in die Menschenkette vorm Rathaus eingereiht. Im Anschluss schrieb er beim Nachrichtendienst X von einem klaren Signal der Zivilgesellschaft "an alle, die den 13. Februar für rechtsextreme Zwecke instrumentalisieren wollen".
Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sprach von einem kraftvollen Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und für Weltoffenheit und Menschlichkeit.
19 Uhr: Studierende protestieren vor dem "Kulti"
Auch vor dem Kulturpalast gibt es noch immer Protest. Hier haben sich viele Studentinnen und Studenten unter dem Motto "Naziaufmärsche stoppen – Gedenken abschaffen!" versammelt. Angemeldet sind rund 500 Menschen.
18.55 Uhr: Menschen zünden Kerzen an
Vor der Frauenkirche zünden die Dresdnerinnen und Dresdner Lichter an, um den Opfern der Bombennacht zu gedenken. Aus tausenden Lichtern soll eine 20 Meter große Kerze gebildet werden.
18.39: Rund 13.000 Teilnehmer bei der Menschenkette
Wie die Stadt Dresden mitteilt, haben sich an der Menschenkette etwa 13.000 Menschen beteiligt. Mit eingereiht haben sich unter anderem der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, Landtagspräsident Matthias Rößler, Wirtschaftsminister Martin Dulig, Finanzminister Hartmut Vorjohann, Kultusminister Christian Piwarz, Sozialministerin Petra Köpping, die Botschafterin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland Jill Gallard, der britische Honorarkonsul Daniel Senf und eine Delegation aus Dresdens Partnerstadt Coventry.
18.38 Uhr: Einige Bahnen rollen wieder
Die Dresdner Verkehrsbetriebe teilen mit, dass einige Bahnen wieder rollen. Darunter die Linien 1, 2 und 4.
18.16 Uhr: Menschen strömen zum Altmarkt
Direkt von der Menschenkette aus strömen viele Dresdnerinnen und Dresden auf den Altmarkt. Die in Sachsen vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD will sich hier am Abend gegen 21 Uhr versammeln, auch eine weitere rechte Veranstaltung ist geplant. Das Bündnis "Dresden Wi(e)dersetzen" ruft zum Gegenprotest auf. Die Banda Comunale spielt.
18:12 Uhr: Menschenkette löst sich auf
Die Menschenkette in Dresden hat sich geschlossen - und löst sich nun wieder auf. Tausende Dresdnerinnen und Dresdner nahmen daran teil. Wie Reporter vor Ort berichten, gab es keine Zwischenfälle. Der Platz leert sich zügig.
17.58 Uhr: Dresdner stellen sich zur Menschenkette auf
Derzeit bildet sich in Dresden die Menschenkette.
Wie ein Reporter vor Ort berichtet, erzählt eine Frau, dass ihre Eltern den Krieg erlebt haben. Ihr und ihrem Mann sei es wichtig, bei der Kette dabei zu sein.
Eine andere Frau wartet mit ihren Kindern auf den Papa, um sich gemeinsam der Menschenkette anzuschließen: Constanze Geiert. "Das machen wir schon immer so", erklärt sie unserem Reporter. Der 13. Februar sei ein Tag, an dem für die Familie das Gedenken im Mittelpunkt stehe. So etwas wie damals dürfe nie wieder passieren, sagt Constanze Geiert, aber "wir wissen auch, wer daran schuld war".
Mit dabei ist auch Lisa. Die 22-Jährige wohnt seit dreieinhalb Jahren in Dresden, ist aber heute zum ersten Mal hier. „Was die letzten Wochen in Deutschland passiert ist, hat mich dazu gebracht, heute auch dabei zu sein. Ich mache mir Sorgen wegen der anstehende Wahlen. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen.“
Auch Annette Groß ist mit ihrer Familie und den Enkeln zum Postplatz gekommen, um Teil der Menschenkette zu sein. "Ich war, seit es die Menschenkette gibt, immer dabei", sagt sie. "Ich tue alles, um meine Stadt vor Nazis zu schützen."
Die Eltern der 75-jährigen Birgit Kunef haben die Bombardierung die Angriffe, wie sie sagt, miterlebt. Sie geht mit ihrer Enkelin zur Menschenkette. Ihr Höhepunkt jedoch sei das Läuten später. "Dann mache ich immer die Fenster auf". Sie habe an den großen Demos der letzten Wochen teilgenommen und sagt, man müsse mehr als der Deckung kommen und mit den Menschen ins Gespräch kommen. Aber sie ist überzeugt: "Unsere Demokratie ist gefestigt."
17.51 Uhr: DVB benennt Umleitungen
Gleich mehrere Straßenbahnen in Dresden werden derzeit wegen der Menschenkette und des Demonstrationsgeschehens umgeleitet. Darunter unter anderem die Linien 1, 2, 4, 8, 9. Die Umleitungen im Konkreten benennen die Dresdner Verkehrsbetriebe auf X.
17.41 Uhr: TU-Rektorin nennt Menschenkette ein "Symbol der Wehrhaftigkeit"
Ursula Staudinger, Rektorin der TU Dresden, nennt die Menschenkette in diesem Jahr ein Symbol für Gemeinschaft und Wehrhaftigkeit. Sie schließt sich Hilberts Eindruck an: „Menschenverachtung, Antisemitismus, Rassismus und Verletzungen der Menschenwürde werden - so hat man den Eindruck - wieder salonfähig.“ Die Menschenkette wolle dabei helfen, Stärke zu vermitteln – unter anderem in kontroversen Gesprächen für die freiheitlich demokratische Grundordnung einzutreten.
17.28 Uhr: OB Dirk Hilbert hält seine Rede
Mit "We shall oversome" endet das Bürgersingen. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) ergreift das Mikrofon.
In seiner Rede erinnert er an die Machtergreifung der Nationalsozialisten vor 91 Jahren. "Die Zeitzeugen, die bewusst erlebt haben, wie sich der Schrecken in Deutschland ausgebreitet hat, wie der Krieg Millionen ins Unglück stürzte, diese Zeitzeugen sind kaum noch unter uns", so Hilbert.
Am 6. November 1932 erhielt die NSDAP bei den Reichstagswahlen im Wahlkreis Dresden-Bautzen fast 37 Prozent der Stimmen, erinnert Dirk Hilbert. Nur wenige Monate zuvor waren es sogar 41 Prozent. "Mehr als ein Drittel aller Wahlberechtigten in der Region stimmten ohne Zwang für die Partei Adolf Hitlers." In den Köpfen der Menschen, so Hilbert, werde Geschichte in "Häppchen" unterteilt, vom Deutschen Kaiserreich über den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik bis zum Nationalsozialismus.
"Was wir dabei vergessen ist, dass Geschichte so nicht funktioniert", so der OB. "All diese Ereignisse und Epochen kamen nicht von heute auf morgen." Der Nationalsozialismus sei bei freien und demokratischen Wahlen von einem großen Teil der Bevölkerung dazu eingeladen worden, zur stärksten politischen Kraft zu werden. "Die Wahrheit ist: Die Demokratie als reine Staatsform ist kein Garant dafür, Diktaturen oder Unrechtsregime zu verhindern. Dies hat die Geschichte leider gezeigt und wir können es auch heute weltweit beobachten", sprach Dirk Hilbert.
Die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft und die Opfer des Krieges seien untrennbar mit der Geschichte Dresdens verbunden, so Hilbert. "Die Menschenkette schließt sich um die Innenstadt von Dresden, damit diese Erinnerung nicht instrumentalisiert und von alten wie neuen Nationalisten umgedeutet wird. Wir stehen hier, weil es immer mehr politische Extremisten in unserem Land gibt, die unsere demokratische Verfassung in Frage stellen." Er sehe die Menschenkette an diesem TAg als Teil der Bewegung, dass immer mehr Menschen in den letzten Wochen für Demokratie auf die Straße gingen.
17 Uhr: Hunderte beim Bürgersingen vorm Kulturpalast
Um den Dresdnerinnen und Dresdnern die Möglichkeit zu geben, an diesem Tag die eigene Stimme zu erheben und sich für Frieden und Versöhnung auszudrücken, hat die Dresdner Philharmonie zum gemeinsamen Singen auf dem Vorplatz des Kulturpalastes eingeladen. Dieser Einladung sind am Nachmittag hunderte Menschen gefolgt. Chordirektor Gunter Berger wird es leiten, die Liedtexte werden vor Ort verteilt. Gesungen wurden unter anderem "Sag mir, wo die Blumen sind" von Marlene Dietrich und das Volkslied "Die Gedanken sind frei".
Thomas de Maizière, Präsident des Fördervereins der Dresdner Philharmonie, sagte, Singen mache stark. Er freue sich über die "beeindruckenden Demonstrationen" derzeit im ganzen Land, die die Demokratie stärkten. Singen allein genüge aber nicht, "um Bösewichter abzuwehren". Es brauche Engagement und Diplomatie. Diplomatie brauche Demokraten.
Wenig später erklärt er: "Wir dürfen uns den 13. Februar von Rechtsextremen nicht wegnehmen, nicht kapern lassen." Dresden sei nicht allein eine Opferstadt, sondern Teil des Nationalsozialismus gewesen. Die Demonstrationen bundesweit seien beeindruckend, doch die Politik sei gefordert, Menschen, die Extremisten folgten, zurückzugewinnen.
16.40 Uhr: Verkehrseinschränkungen im Zentrum möglich
Bereits im Vorfeld der Menschenkette um 18 Uhr kann es zu Verkehrseinschränkungen kommen, teilen die Dresdner Verkehrsbetriebe mit. Die Menschenkette verläuft über die Augustusbrücke, über das Königsufer, die Carolabrücke, den Neumarkt, vorbei am Rathaus, über den Dr.-Külz-Ring, den Altmarkt, die Wilsdruffer Straße, den Postplatz zum Theaterplatz.
15.59 Uhr: Schauspieler Tom Quaas liest auf dem Altmarkt
Der in Dresden geborene Schauspieler Tom Quaas wird um 16 Uhr auf dem Altmarkt Texte rezitieren. Damit soll an die tragische Geschichte des Altmarkts erinnert werden - hier wurden nach den Bombenangriffen 1945 tausende Leichen verbrannt. Der Organisator, der Verein "Denk Mal Fort", bittet eindringlich, darum, bei der Veranstaltung von politischen Botschaften Abstand zu nehmen und sich würdevoll zu verhalten. Was genau Quaas lesen wird, hat er unserem Reporter gesagt.
14.30 Uhr: Drei Kundgebungen auf dem Neumarkt
Auf dem Neumarkt in Dresden laufen nun drei Kundgebungen parallel. Etwa 50 Menschen scharen sich rund um "Querdenken"-Gesicht Marcus Fuchs. Parallel läuft eine Kundgebung mit drei Teilnehmenden um die rechtsextreme „Wellenlänge“. Zudem gibt es einen Gegenprotest rund um das Bündnis "Hope - fight racism". Hier nehmen etwa 20 Menschen teil. Die Polizei trennt die Proteste voneinander.
Wie SZ-Reporter vor Ort mitteilen, hat die Versammlungsbehörde dem Hope-Gegenprotest verboten, Musik abzuspielen. Auch Reden über den Lautsprecherwagen darf die Gruppe nicht abspielen. Zuvor hatte sich „Querdenker“ Marcus Fuchs über die Lautstärke der Gruppe beschwert. Der Leiter des Ordnungsamtes soll dies nun klären.
13.51 Uhr: Hilbert gedenkt auf dem Altmarkt der Opfer von 1945
Gedenken an einem umstrittenen Ort: Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hat am Morgen Blumen am Gedenkort am Altmarkt niedergelegt. Begleitet wurde er von Vertretern der CDU-Stadtratsfraktion. Für Hilbert sei dies am 13. Februar ein traditioneller Termin, so die Stadt.
Der Gedenkort stand in den vergangenen Wochen im Fokus der Öffentlichkeit. Die Stadt hatte ohne Information die Inschrift aus dem Mahnmal entfernen lassen, mit dem der Opfer der Bombenangriffe 1945 gedacht wurde. Geblieben ist eine Gedenkstele.
Mittels eines Transparentes haben Unbekannte die entfernte Inschrift auf dem Altmarkt am Dienstag zurückgebracht. Davor befinden sich inzwischen sehr viele Blumen, Kränze und Kerzen.
13.10 Uhr: Frauenkirche mit klarer Botschaft im Super-Wahljahr
Die Dresdner Frauenkirche soll am Abend ein Ort des stillen Gedenkens sein. Aus tausenden Lichtern soll eine 20 Meter große Kerze gebildet werden. Die Kirche wendet sich mit einer klaren Botschaft an alle, die am Dienstag auf dem Neumarkt sind. "Wir haben die Wahl" ist auf einem Banner an der Kirche zu lesen. Darunter stehen die Werte, für die die Kirche eintritt: "Pluralismus, Teilhabe, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Streitkultur und Zivilcourage - für Demokratie, gegen Rechtspopulismus".
Worte, die am frühen Nachmittag auch die Demonstranten um den "Querdenker" Marcus Fuchs lesen. Rund 50 Teilnehmer sind zu einer Versammlung angemeldet, in der es um die Opfer des Bombenangriffs 1945 geht.
12.20 Uhr: Omas gegen Rechts demonstrieren für Frieden
Auf dem Postplatz haben sich am Dienstagmittag eine Handvoll Menschen zu einer Mahnwache für Frieden und gegen Krieg und Gewalt versammelt. Es sind die "Omas gegen Rechts". Astrid Bodenstein sagt, die Gruppe habe sich 2019 gegründet, um gegen Rechtsextremismus auf die Straße zu gehen, auch heute. Der Zweite Weltkrieg habe das Leid zurück nach Deutschland und Dresden gebracht. "Auch 2024 stehen wir weltweit vor Kriegen und kriegsähnlichen Konflikten mit ähnlichen Folgen wie 1945: Tod, Traumata und Zerstörung", so die "Omas gegen Rechts". Heute Abend wollen sie sich Protest gegen rechtsextreme Versammlungen in der Innenstadt beteiligen, sagen sie.
12.03 Uhr: Dynamo Dresden ruft zur Teilnahme an der Menschenkette auf
Dynamo Dresden wird sich am Abend an der Menschenkette beteiligen. "Auch 2024 möchte die Sportgemeinschaft gemeinsam mit anderen Vereinen aus dem Dresdner Spitzensport an dieser wichtigen Tradition teilnehmen und für ein offenes, friedvolles Miteinander einstehen", so der Verein. Los geht’s um 17.30 Uhr vor dem Rathaus, 18 Uhr soll die Menschenkette geschlossen sein. Es gehe darum, "den Millionen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit ihrer Menschenverachtung, ihrem Antisemitismus und ihrer Intoleranz" zu gedenken.
11.15 Uhr: Gedenken auf Dresdner Heidefriedhof
Der Heidefriedhof ist einer der kontroversesten Erinnerungsorte der Stadtgeschichte. Er werde immer wieder für links- oder rechtsextreme Propaganda missbraucht, sagte Holger Hase vom Verein "Denk Mal Fort" am Dienstagvormittag vor der Skulptur des "trauernden Mädchens am Tränenmeer". Diesen Leuten gehe es nicht um eine Diskussion, sondern darum, ihre eigene verquere Weltsicht durchzusetzen. "Wir dürfen uns sowas nicht bieten lassen. Wollen uns still und mit Würde an die Menschen erinnern. Es ist eine Veranstaltung von Bürgern für Bürger." Etwa 50 Menschen nehmen zur Stunde an der dezentralen Gedenkveranstaltung im Norden Dresdens teil. Untermalt wird das Gedenken musikalisch mit Klarinette und Akustikgitarre.
Als Vertreter der Stadtverwaltung hat Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka (CDU) eine Rose am Kriegsmahnmal abgelegt. Dort finden sich am Dienstag auch Kränze der AfD und rechter Gruppierungen wie "Aufbruch Gera" und "Patrioten Ostthüringen".
11.06 Uhr: Ärger um Kundgebung am Montagabend
Das THW musste in der Nacht zum Dienstag eine Feuerstele vom Neumarkt entfernen. Aufgestellt wurde sie Informationen von Sächsische.de zufolge von Anhängern der rechtsextremen Bewegung "Ein Prozent" im Rahmen einer angemeldeten Versammlung, an der sich auch Sympathisanten der rechtsextremen Kleinstpartei "Freie Sachsen" und der rechtsextremen "Identitäten Bewegung" beteiligten. Auflage war allerdings, die Stele nach Ende der Kundgebung wieder abzubauen. Dem kamen die Anmelder offensichtlich nicht nach, sodass das THW damit beauftragt wurde. In sozialen Netzwerken werden die Einsatzkräfte dafür angefeindet, ebenso die Stadtverwaltung.
Gegen den Versammlungsleiter ermittelt die Dresdner
Polizei wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetzes. Zugleich wird
geprüft, die Kosten des notwendig gewordenen Einsatzes von Polizei, Feuerwehr
und THW in Rechnung zu stellen.
10.48 Uhr: Dezentrale Gedenkveranstaltungen haben begonnen
Bevor am Abend die Stadtgesellschaft dazu aufgerufen ist, sich in die Menschenkette einzureihen, haben am Vormittag das dezentrale Gedenken überall im Stadtgebiet begonnen. Los ging es um 9.30 Uhr auf dem Nordfriedhof mit dem "Stillen Gedenken", mit Andacht, Ansprache und Kranzniederlegung. Um 11 Uhr beginnt eine Gedenkveranstaltung auf dem Heidefriedhof. Aufgerufen hat der Verein "Denk Mal Fort", der darum bittet, auf Kränze und Kranzgebinde zu verzichten.
Bereits um 17 Uhr gibt es vor der Goldenen Pforte des Rathauses einen musikalischen Auftakt zur Menschenkette sowie Ansprachen von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sowie der TU-Rektorin Ursula Staudinger.
Im Anschluss sind alle Dresdner dazu aufgerufen, sich dem Stillen Gedenken an der Frauenkirche anzuschließen. Dort wird zwischen 18.30 und 22 Uhr aus tausenden Lichtern eine fast 20 Meter große Kerze gebildet.
Zwischen 20.30 und 22 Uhr findet in der Kreuzkirche ein ökumenischer Friedensgottesdienst statt.
Diese Demonstrationen sind angemeldet:
Kundgebungen für den Tag haben unter anderem das rechte "Wellenlänge"-Netzwerk auf dem Alt- und dem Neumarkt angemeldet, jeweils ab 14 Uhr. Hier werden allerdings geringe Teilnehmerzahlen erwartet.
Am Abend will sich erneut die AfD auf dem Altmarkt versammeln, zusätzlich ist laut Polizei eine weitere Veranstaltung aus dem rechten Spektrum parallel dazu angekündigt. Gegen diese Veranstaltungen wird zum Protest aufgerufen. Im vergangenen Jahr kamen zum Gegenprotest rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Auch in diesem Jahr hoffen die Veranstalter auf viele Menschen, die sich ihnen anschließen. Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz vor und rechnet wie am Sonntag mit einer "konfrontativen Versammlungslage" am Abend. Es könne sein, dass mehrere Tausend Menschen sich aus den gegensätzlichen Lagern gegenüberstehen.
Das Bündnis "Dresden Wi(e)dersetzen" hatte für Sonntag zum Gegenprotest aufgerufen. "Trotz strömendem Regen waren über 5.000 Menschen nicht bereit, den Nazis die Stadt zu überlassen. Unsere Versammlungen haben dafür gesorgt, dass die Naziroute sowohl unattraktiv als auch kurz war", so Rita Kunert für das Bündnis. "Der Naziaufmarsch war nach außen faktisch nicht sichtbar." Am Dienstag solle es wieder starken Protest gegen die Vereinnahmung des 13. Februars durch Rechte geben, so das Ziel.
Der Polizeieinsatz vom Sonntag wird kritisiert. "Der rote Teppich, der den Neonazis ausgerollt wurde, war kurz - aber besonders flauschig ausgelegt", sagt Anne Herpertz. "Offensichtlich war der Polizeieinsatz primär darauf ausgelegt, die Nazis ungestört laufen zu lassen. Gegendemonstrierende wurden, wo immer es ging drangsaliert."
Dresdens Polizeipräsident Lutz Rodig spricht dagegen von einem "herausfordernden und dynamischen Einsatztag". Es sei gelungen, "sowohl das Recht der Versammlungsfreiheit als auch einen Gegenprotest in Hör- und Sichtweite zu garantieren" Die Polizei habe ihren gesetzlichen Auftrag erfüllt und plane dies auch für den 13. Februar, also die Versammlungen der Rechten abzusichern und Protest dagegen zu gewährleisten. Um die Lager zu trennen, stehen entsprechende Schranken auf dem Altmarkt, in der Mitte soll es eine "neutrale Zone" geben.