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Bundesgartenschau 2033: Dresden rechnet mit 2,9 Millionen Besuchern

Im Dezember soll Dresden die Buga 2033 beschließen. Im Interview erklärt Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), mit welchen Kosten die Stadt rechnet, wo Parkplätze entstehen und warum ein Nordpark geplant ist.

Von Dirk Hein
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Will die Bundesgartenschau 2033 nach Dresden holen: OB Dirk Hilbert im Interview.
Will die Bundesgartenschau 2033 nach Dresden holen: OB Dirk Hilbert im Interview. © Sven Ellger

Dresden. Läuft alles nach Plan, richtet Dresden 2033 die erste Bundesgartenschau überhaupt in Sachsen aus. Bis Ende des Jahres hat die Landeshauptstadt dafür ein exklusives Bewerbungsrecht. Aus einer ersten Studie ist mittlerweile im Auftrag des Stadtrates eine Machbarkeitsstudie geworden. Die äußert sich nun exakt zu Kosten, Besucheranzahl und zum Verkehrskonzept. Erste Details erklärt OB Dirk Hilbert (FDP) im Interview mit Sächsische.de

Herr Hilbert, bis Ende des Jahres muss sich der Stadtrat zur Bundesgartenschau 2033 bekennen. Wie weit sind Sie auf diesem Weg?

Termin für die Fertigstellung der Machbarkeitsstudie war Ende August. Je näher wir dem gekommen sind, umso klarer wurde: Das war außerordentlich ehrgeizig, aber möglich. Am 31. August fand der letzte Bewerbungsbeirat vor Abschluss der Machbarkeitsstudie statt. Nächste Woche folgt ein weiterer Buga-Dialog. Was dabei noch an Ideen einfließt, kann noch mit in die Machbarkeitsstudie. Die wird dann finalisiert, gedruckt und der Verwaltung übergeben. Im Oktober wird sie den Stadtrat erreichen, die Beschlussfassung soll im Dezember erfolgen. Damit erreichen wir unsere Zielstellung, dieses Jahr noch einen Beschluss herbeizuführen.

Wie geht es danach weiter?

Es wird keine Überraschungen geben. Die Buga-Organisatoren haben uns ein sehr enges Zeitfenster in der Begutachtung der Bewerbung zugesagt, vier bis sechs Wochen. Wir können im ersten Quartal 2024 den Vertrag unterzeichnen, wenn der Stadtrat im Dezember 2023 seine Zustimmung gibt. Danach soll eine Durchführungsgesellschaft gegründet werden, die Detail- und Investitionsplanungen für alle einzelnen Gelände realisiert. Parallel laufen die Gespräche mit der Landesregierung für eine Unterstützung des Vorhabens. Es geht um konkrete Fördermittelzusagen, die möglichen Förderkulissen haben wir sehr genau herausgearbeitet. Am Ende soll es unser gemeinsames Ziel werden, Sachsen erstmalig auf der Landkarte der Bundesgartenschauen zu verorten.

Wie hat sich die erste Ideenskizze hin zur Machbarkeitsstudie verändert?

Im Stadtbezirksbeirat Plauen haben wir die Studie schon vorgestellt, die Stimmung war euphorisch. Der Beirat hat sich in den vergangenen Jahren mit dem Südpark auch sehr engagiert eingebracht. Vieles von dem, was dabei als Wunsch formuliert wurde, kann nun umgesetzt werden. Das Pinguin-Café wird beispielsweise Teil der Buga, der Spielplatz wurde schon geschaffen. Es wird uns auch gelingen, eine Verknüpfung durch eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die B 170 in den Volkspark Räcknitz und bis zur Bismarcksäule zu schaffen. Das war immer ein Wunsch vor Ort und das ist nun Teil der Machbarkeitsstudie. Wir planen auch mit Flächen für extensive Landwirtschaft.

Reicht der Platz vor Ort für die Buga aus?

Nicht ganz. Nicht alle Anforderungsprofile der Bundesgartenschau, wie eine Rosenschau und die Blumenhalle finden vor Ort Platz, wir brauchen noch weitere Flächen. Mit der Machbarkeitsstudie ist jetzt stärker, als es vorgesehen war, die Galopprennbahn in den Blickpunkt geraten. Sie grenzt an den Geberbach als einen zentralen Ort der Buga. Das Gebiet ist eine riesige innerstädtische Grünfläche, die aber bisher für die Bevölkerung kaum nutzbar war.

Was ist an der Galopprennbahn geplant?

Wir können ein Thema klug verknüpfen und vor Ort nachhaltig bauen: Die bisherigen Stallungen der Galopprennbahn sollen aufgegeben werden, gleichzeitig müssen Ersatzstallungen gebaut werden. Das ist im Rahmen der Buga vorgesehen. Wir werden die Stallungen zuerst als Blumenhallen für die Buga nutzen und können damit auf Interimsbauten verzichten.

Was ändert sich noch hinsichtlich der ersten Ideenskizze?

Es gab sehr stark den Wunsch, nicht nur südlich der Elbe Schwerpunkte zu setzen. Daraus ist eine charmante Idee entstanden. Wir werden das Areal zwischen St.-Pauli-Friedhof, Hechtpark und der Deponie Proschhübel als ein Kerngelände der Buga nutzen. Vom Proschhübel gibt es wunderbare Aussichten, die noch kaum jemand kennt.

Ein weiterer Wunsch war die komplette Offenlegung des Kaitzbachs bis an die Elbe…

In der Perspektive ist das ein großes Thema, aber im Rahmen der Buga wird dies nicht machbar sein. Da überheben wir uns. Wir hatten jetzt eher die schwere Aufgabe, die Pläne etwas zu reduzieren, die ganze Bürgerschaft sprudelte vor Ideen.

Welches Gesamtkonzept steht hinter der Buga-Bewerbung?

Die Studie knüpft an die Traditionen der Stadt, an die Veränderungsprozesse durch Zerstörung und Fortentwicklung, an. Wichtiges Thema werden die Trümmerberge und damit die verschiedenen Blickpunkte auf die Stadt. Konkret sind das im Norden der Proschhübel, das Ostragehege im Zentrum, der Südpark im Süden und der Trümmerberg am Kiessee in Leuben. Mit diesen vier Blickpunkten wird gearbeitet. Das Areal der Galopprennbahn gehört inhaltlich zum Kiessee Leuben und zum Blauen Band Geberbach – das sind zwei der Kernareale der Buga. Ein weiteres wird der Südpark bis hin zur Bismarcksäule und dann der neue "Nordpark", also das Gebiet zwischen der Deponie Proschübel bis zum St.-Pauli-Friedhof. Verbunden werden diese Bereiche durch grüne Achsen mit Fuß- und Radwegen.

Wie wird der Verkehr organisiert?

Das ist verhältnismäßig leicht, das zeigt die Machbarkeitsstudie. Die meisten Flächen liegen entlang der S-Bahnlinien, die einen großen Teil des Verkehrs aufnehmen werden. Meine Erwartung ist auch, dass bis dahin die neue Stadtbahnlinie fertig ist. Die aktuelle Buga in Mannheim hat auch eine wesentliche Veränderung gezeigt, die vielleicht am Deutschlandticket liegt: Die Bahn wird viel stärker zur Anreise genutzt. Der Hauptbahnhof wird zentraler Anreiseort, von dort ist man fast schon im Südpark-Gelände.

Wir wollen zudem eine Verknüpfungslinie einführen. Busse sollen als touristisches Angebot die einzelnen zentralen Orte der Buga im Rahmen einer kleinen Stadtrundfahrt verbinden. Das wird ein ergänzendes Element sein.

Aber nicht alle kommen mit der Bahn?

Wir werden die großen Parkflächen im Ostragehege nutzen. An der A17-Abfahrt Südvorstadt wird es ausreichend temporäre Parkflächen geben, auch an der Galopprennbahn kann geparkt werden. Das Parkhaus an der TU Dresden wäre eine gute Ergänzung, es ist aber für die Buga-Bewerbung nicht notwendig.

Verbandschef Andreas Wehle (v. l.), Professorin Catrin Schmidt, TU-Rektorin Ursula Staudinger und OB Dirk Hilbert stehen hinter der Bewerbung für die Buga 2033.
Verbandschef Andreas Wehle (v. l.), Professorin Catrin Schmidt, TU-Rektorin Ursula Staudinger und OB Dirk Hilbert stehen hinter der Bewerbung für die Buga 2033. © Sven Ellger
Seilbahnstation im Luisenpark: Die Buga 2023 in Mannheim.
Seilbahnstation im Luisenpark: Die Buga 2023 in Mannheim. © © BUGA 23_Lukac + Diehl

Was kostet Dresden die Buga?

Es wird ein dreistelliger Millionenbetrag investiert. Eine Zahl kann ich schon nennen. Wir gehen davon aus, dass wir für die Durchführung ungefähr 80 Millionen Euro Ausgaben haben werden. Dem stehen 62 Millionen Euro geplante Einnahmen gegenüber. In einem mittleren Szenario gehen die Planungen dabei von 2,9 Millionen Besuchern aus. Wir planen also mit einem Defizit von 18 Millionen Euro.

Ich gehe davon aus, dass Dresden pro Jahr etwa zehn Millionen ab sofort ansparen muss. In ähnliche Dimensionen planen wir mit Landes- und Bundesmitteln. Es ist ein riesiges Stadtentwicklungsprojekt.

Am Mittwoch, dem 6. September, laden Sie von 18 bis 20 Uhr zum Buga Dialog II in den Plenarsaal des Neuen Rathauses, was passiert dort noch?

Wir zeigen den aktuellen Diskussionsstand auf. Es wird zudem die Möglichkeit geben, mit den Machern in den Dialog zu gehen. Nochmals können Anregungen mit einfließen. Es wird einen echten Werkstatt-Charakter geben.

Im Anschluss folgt der Weg in den Stadtrat. Mit dem haben Sie sich in den letzten Monaten immer mal wieder verkeilt. Wie sicher ist eine große Zustimmung zur Bewerbung durch den Rat?

Ich bin optimistisch. Alle Räte, die mit bei der Buga in Mannheim waren, sind außerordentlich positiv gestimmt. Auch aus den Landtagsfraktionen und in den Gesprächen mit den Fraktionsvorsitzenden im Rat spüre ich eine sehr positive Rückmeldung. Es ist die zentrale Entwicklungschance für Dresden für die nächste zehn Jahre. Ich kann nur dafür werben, sie zu ergreifen.

Für den Buga-Dialog II am 6. September stehen 200 Plätze zur Verfügung, weshalb die Stadtverwaltung bittet, sich vorher anzumelden. Alle Informationen stehen unter www.dresden.de/buga