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Nach Geiselnahme: Andrang in der Dresdner Altmarkt-Galerie

Die Kripo hat ihre Ermittlungen in der Dresdner Altmarkt-Galerie abgeschlossen. Am Montag strömten die Kunden wieder in das Einkaufzentrum, nichts deutete mehr auf das Geiseldrama hin.

Von Julia Vollmer & Sandro Pohl-Rahrisch & Christoph Springer
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Der erste Tag nach der Geiselnahme: Die Dresdner Altmarkt-Galerie öffnet am Montag wieder.
Der erste Tag nach der Geiselnahme: Die Dresdner Altmarkt-Galerie öffnet am Montag wieder. © Marion Doering

Dresden. Nach der Geiselnahme am Sonnabend öffnete die Dresdner Altmarkt-Galerie an diesem Montag wieder. Die Kriminalpolizei habe ihre Ermittlungen am Sonntag abgeschlossen und das Center für die Öffentlichkeit freigegeben, "sodass wir ab heute wieder einen regulären Betrieb haben", teilte die Centerleitung mit.

David W. hatte am Sonnabendvormittag eine Frau und ein Kind in einem Drogeriemarkt in der Altmarkt-Galerie als Geiseln gehalten. Die Polizei griff am Mittag zu, wobei der Geiselnehmer tödliche Verletzungen erlitt.

"Der Start in den Alltag wird mit Sicherheit nicht jedem im Center leichtfallen, aber er ist wichtig und wir wollen gemeinsam nach vorne schauen, ohne das Erlebte dabei zu vergessen", schrieb das Centermanagement auf Facebook. "und uns bei allen Einsatzkräften nochmal für ihr umsichtiges und engagiertes Handeln bedanken", sagt Center-Manager Christian Polkow.

"Wir sind bestürzt und traurig aufgrund der Ereignisse vom Samstag und möchten den Betroffenen unser tiefes Mitgefühl ausdrücken. Wir sind froh, dass die Einsatzkräfte mit ihrem überlegten und engagierten Handeln noch schlimmeres verhindern konnten", so Polkow. Es werde eine Zeit brauchen, das Geschehene zu verarbeiten, aber er wolle nun auch nach vorne schauen und wieder gut in die normalen Abläufe kommen.

Die Altmarkt-Galerie musste aufgrund des bis in den späten Samstagabend anhaltenden Polizeieinsatzes den kompletten Samstag geschlossen bleiben, sagt Polkow. "Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Geschäften wurde der Zugang seit dem Samstagnachmittag in Begleitung der Bundespolizei gewährt." Die freie Ausfahrt aus dem Parkhaus sei ab 16 Uhr für Kundinnen und Kunden wieder möglich gewesen. Seit dem heutigen Montag sei die Galerie wieder im regulären Betrieb.

Sicherheitskonzept der Altmarkt-Galerie mit verschiedenen Szenarien

"Wir haben für unser Center bereits seit langem ein umfassendes und detailliertes Sicherheitskonzept entwickelt, mit dem wir auf verschiedene Szenarien vorbereitet sind und das wir regelmäßig überprüfen, anpassen und weiterentwickeln, und stehen dazu im engen und regelmäßigen Austausch mit Polizei, Feuerwehr und den Behörden vor Ort", betont er.

Die darin enthaltenen Maßnahmen, Abläufe und Prozesse kommuniziere und übe er regelmäßig mit seinen Mitarbeitern im Center-Management, mit unserem Sicherheitsdienst sowie den Mietern. Einmal jährlich führe sie in enger Abstimmung mit Feuerwehr und Polizei eine Räumungsübung durch, die letzte Übung fand im September statt.

Viel Kundschaft am Montag danach

Die Kundschaft scheint unterdessen nachholen zu wollen, was am Sonnabend nicht möglich war. Jede Menge Besucher strömen am Montagmittag durch die drei Etagen und die Geschäfte. Nichts ist mehr zu sehen von dem, was am Sonnabend passiert ist. Auch die rot-weißen Absperrbänder mit der Aufschrift "Polizeiabsperrung", die am Sonntag noch nahe vielen Eingängen lagen, sind weg. Ebenso die Hinweisschilder an den Eingängen, die die vorübergehende Schließung des Einkaufszentrums erklären.

Unten im dm-Markt läuft das Geschäft wie immer. Mitarbeiterinnen räumen Regale ein, drei Kassen sind besetzt, Kunden suchen an den Regalreihen, was sie kaufen wollen. Etwa ein Dutzend Kameras beobachten sie dabei, alle sind an der Decke montiert. Sie haben vermutlich auch gefilmt, als David W. zusammen mit einem neunjährigen Kind am Sonnabend in den Drogeriemarkt stürmte, eine Mitarbeiterin als Geisel nahm und sich mit ihr und dem Kind im Ladenbüro verschanzte. Es befindet sich ganz hinten in dem Geschäft, gleich neben großen Metalltüren zum dm-Lager. Die helle Holztür ist unbeschädigt, keine Spuren von dem Polizeieinsatz, bei dem die Beamten laut der Polizeipressestelle eine Tür aufbrechen mussten.

Kaputte dm-Tür ist ersetzt worden

Mit der Presse reden dürfen die Mitarbeiterinnen nicht. Auch die dm-Zentrale in Karlsruhe äußert sich nicht zu dem Geschehen. So sei das mit der Polizei, erklärt eine Frau aus der Pressestelle auf Anfrage von Sächsische.de. Die Mitarbeiterinnen lächeln unverbindlich freundlich. So, als ob nichts gewesen wäre.

Wenige Meter vom dm-Eingang entfernt steht Dustin Halletz in seinem Ein-Mann-Verkaufstand des Fensehsenders Sky. Am Sonnabend war der 23-Jährige nach Hause geschickt worden, nachdem die Polizei die Altmarktgalerie geräumt hat. An diesem Montag arbeitet er wieder.

"Das ist tatsächlich so, wie immer", sagt er, "das habe ich mir schon so gedacht." Wie zur Entschuldigung fügt er hinzu: "Was passiert ist, ist natürlich nicht schön, aber das Leben geht weiter." Nach dem verloren gegangenen Einkaufssonnabend findet er, es sind vielleicht mehr Kunden in der Altmarktgalerie unterwegs, als an anderen Montagen.

Fünf Läden neben dm gibt es Reformprodukte. "Für mich ist das heute normal", stellt die Frau an der Kasse mit Blick auf das Geschehen am Sonnabend fest. "Ich habe kein komisches Gefühl." Sonst könne man ja auch nirgends mehr hingehen.

Ähnlich sieht das Käthe Hauser. Sie ruht sich gerade auf einer der Bänke im Untergeschoss aus. "Ich habe kein komisches Gefühl", sagt die Dresdnerin, "aber es ist natürlich unglaublich, was hier passiert ist". Sie will gleich weiter, stellt aber noch fest: "So etwas passiert, man kann froh sein, wenn man nicht dabei war."

"Wir haben einen Sicherheitsdienst immer vor Ort"

Nicht direkt vom Polizeieinsatz betroffen war das QF-Quartier am Neumarkt. Auswirkungen habe man trotzdem gespürt, sagt Centermanagerin Andrea Knabe. "Ich war nicht selbst vor Ort, habe aber die ganze Zeit mit unserem Sicherheitsdienst Kontakt gehalten, der immer vor Ort ist." Es seien sehr viele Menschen durch den geschlossenen Striezelmarkt und die geschlossene Altmarkt-Galerie auf den Neumarkt und in ihre Passage geströmt. "Wir haben es den Läden selbst überlassen, ob sie offen bleiben wollen oder schließen", sagt sie.

Sollte es nochmal zu so einem tragischen Ereignis kommen, sei das QF vorbereitet. "Wir haben einmal jährlich Räumungsübungen und können zur Not auch mit einem Megafon mit den Kunden und Mitarbeitern kommunizieren."