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Dresden eröffnet Ukraine-Haus am Neumarkt

Rund 7.200 Ukraine-Geflüchtete leben derzeit in Dresden. Für sie soll es nun einen sicheren Raum geben - zum Austausch und für Deutschkurse.

Von Julia Vollmer
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Im ukrainischen Begegnungszentrums im Quartier an der Frauenkirche (QF) malen die Künstlerin Tetiana Safonova und Kursteilnehmerin Nataliia Twerdokhlib.
Im ukrainischen Begegnungszentrums im Quartier an der Frauenkirche (QF) malen die Künstlerin Tetiana Safonova und Kursteilnehmerin Nataliia Twerdokhlib. © Sven Ellger

Dresden. Ein Ort für Austausch, Kultur und Kinderlachen: Am Montag haben die Plattform Dresden e. V. der ukrainischen Community und die Stadt Dresden gemeinsam ein Ukraine-Haus in der QF-Passage am Neumarkt eröffnet. Rund 7.200 Geflüchtete aus der Ukraine leben in Dresden.

"Viele Ukrainerinnen und Ukrainer mussten durch den Krieg ihre Heimat zurücklassen", sagt die Plattform-Vorsitzende Tetiana Ivanchenko. Sie fanden sich wieder in einem fremden Land, nur mit einem Rucksack, einem Koffer oder manchmal auch nur mit einer Plastiktüte in der Hand. All das, was ein Zuhause zu einem solchen macht, sei in der Ukraine geblieben.

Nun will die ukrainische Community um Tetiana Ivanchenko und Natalija Bock mit dem Ukraine-Haus einen sicheren Ort für diese Menschen schaffen. Einen Raum, um Freunde zu finden, für seelische Fürsorge und für eine Kunsttherapie. "Die Menschen sollen die Chance bekommen, mit dem Deutschlernen zu beginnen und um kulturelle Ausstellungen zu veranstalten", so Bock.

"Wir wollen ein Zuhause schaffen, ein gemeinsames schützendes Dach für die tausenden Ukrainer, und einen Ort des Zusammentreffens und Austausches, wo sich Deutsche und Ukrainer treffen können", so der Plattform-Verein.

Center-Managerin Andrea Knabe von der QF Passage stellt die Räume zur Verfügung, erst einmal bis Oktober 2023. Oberbürgermeister Dirk Hilbert: "Der Krieg in der Ukraine dauert an – tausende Ukrainerinnen und Ukrainer haben seit Anfang des Jahres Zuflucht in Dresden gefunden." Die Stadt übernimmt die Betriebskostenpauschale von monatlich 1.300 Euro netto, zunächst für ein Jahr. Den Strom zahlt der Verein selbst. Der Plattform Dresden e. V. wird das Ukraine-Haus betreiben.

Natalija Bock (li.) und Tetiana Ivanchenko von der ukrainischen Community haben am Montag das neue Ukraine-Haus am Dresdner Neumarkt eröffnet.
Natalija Bock (li.) und Tetiana Ivanchenko von der ukrainischen Community haben am Montag das neue Ukraine-Haus am Dresdner Neumarkt eröffnet. © Sven Ellger

Für ein Ukraine-Haus gibt es auch eine Initiative von SPD und FDP. Sebastian Ramisch-Paul von der SPD und Stefan Scharf von der FDP haben in ihren Parteien Anträge eingebracht, die sich inhaltlich ähneln, und - als sie davon erfuhren - entschieden, gemeinsam zu agieren. Sie wollen unter anderem ein Ukraine-Haus als Institution in Dresden, das mindestens bis Ende 2023 sicher betrieben werden kann.

Hilfe für Ukrainer vor dem Aus

Während das Ukraine-Haus eröffnet, gibt es große Sorgen unter den Geflüchteten und den Sozialarbeitern. "Die aktuellen Verträge mit den vier freien Trägern der Migrationssozialarbeit (MSA) laufen zum Jahresende aus", so Christian Schäfer-Hock, Geschäftsführer des Ausländerrates Dresden. Ausländerrat, Caritas, SUFW und Afropa sind die Träger der Migrationssozialarbeit, die mit den Frauen, Kindern und Männern aus der Ukraine und aus anderen Ländern arbeiten. Seit Frühjahr gibt es spezielle Ukraine-Projekte der Träger, auch diese laufen zum Jahresende aus.

Schäfer-Hock ist in Sorge. "Befristete Arbeitsverträge laufen aus, Mitarbeitende kündigen, Planungen für Personal und Ausstattung sind nicht möglich, und das gefährdet akut die lückenlose Fortführung der MSA in 2023", sagt er. Zugleich steige die Zahl der Zuweisungen geflüchteter Menschen nach Dresden drastisch an und die Projekte für die Menschen aus der Ukraine sollen zum Jahresende eingestellt werden.

Die Stadt betont auf Sächsische.de-Anfrage: "Die Termine für die abschließenden Verhandlungen mit den vier Trägern der Migrationssozialarbeit sind noch für dieses Jahr anberaumt." Die Terminfindung habe sich verzögert. "Es wird ein zeitnaher Vertragsabschluss angestrebt", so die Stadt.