Dresden
Merken

Von diesen Menschen hat Dresden 2023 Abschied genommen

Das Jahr 2023 geht zu Ende. Zeit, um auf sieben Menschen zurückzuschauen, von denen sich Dresden in diesem Jahr für immer verabschieden musste.

 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Dresden trauert um Persönlichkeiten, die 2023 verstorben sind.
Dresden trauert um Persönlichkeiten, die 2023 verstorben sind. © Sven Ellger, kairopress, privat, Thomas Lehmann, HL Böhme

Dresden. Abschied nehmen für immer: Tausende Dresdner sind 2023 von uns gegangen, darunter bekannte Persönlichkeiten wie der Entertainer Gunther Emmerlich, der Schulleiter Frank Haubitz und Schauspiellegende Ursula Geyer-Hopfe. Wir blicken zurück auf sieben Menschen, die Dresden fehlen werden.

Entertainer Gunther Emmerlich

Gunther Emmerlich
Gunther Emmerlich © kairopress

Sänger und Entertainer Gunther Emmerlich hatte Dresden immer vor Augen. Er lebte in Oberloschwitz, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Luisenhof - dem Balkon der Stadt, vor dem sich das weite Elbtal ausbreitet. Der gebürtige Thüringer kam in den 70er-Jahren nach Dresden, sang zunächst in der Semperoper. Bald wechselte er ins TV-Geschäft und moderierte zu DDR-Zeiten unter anderem "Ein Kessel Buntes". Im MDR führte er durch die Musikshow "Zauberhafte Heimat".

Als der Luisenhof 2015 unter seinem damaligen Betreiber Armin Schumann schloss, ließ er im Gespräch mit Sächsische.de seine Erlebnisse in dem Restaurant noch einmal Revue passieren. Er erzählte, dass er bereits in seinen ersten Jahren in der Stadt dort zu Gast war. Die Barfrau sei äußerst attraktiv gewesen, erinnerte er sich. Schnell wurde Emmerlich zum Stammgast. "Wenn es abends schnell gehen musste, bin ich in den Luisenhof gegangen und habe eine Kartoffelsuppe bestellt. Wenn ich etwas mehr Zeit hatte, gab es Dresdner Sauerbraten."

Am 19. Dezember ist Gunther Emmerlich in seinem Haus an Herzversagen gestorben.

Schulleiter Frank Haubitz

Frank Haubitz
Frank Haubitz © Sven Ellger

Generationen von Dresdner Schülern haben ihn gekannt, bei ihm Mathematik und Geografie gelernt und sind von ihm auf das Abitur vorbereitet worden - und das Leben nach der Schule. 33 Jahre war Frank Haubitz Schulleiter in Dresden-Klotzsche, erst in der Polytechnischen Oberschule (POS) an der Karl-Marx-Straße, dann im Gymnasium, das daraus hervorgegangen ist. Für Haubitz standen die Schüler immer im Mittelpunkt. "Für mich war es immer das Schönste, Kindern zu helfen, alles gut zu verstehen, zu sehen, wie sie sich entwickeln. Das war meine Motivation", sagte er noch im Sommer, wenige Wochen, bevor er im Juli den Kampf gegen den Krebs verlor.

Lehrer war nicht sein einziger Beruf. 2017 wurde er zum Kultusminister von Sachsen ernannt. "Ich dachte, jetzt gehe ich in die Politik und bringe was zum Laufen. All das, was wichtig für die Bildung in Sachsen ist, kann ich anschieben", sagte er nach seinem Ausflug in die Politik, der bereits nach 52 Tagen endete. An seiner alten Schule wurde er danach mit offenen Armen empfangen und durfte sie wieder leiten.

Schauspiellegende Ursula Geyer-Hopfe

Ursula Geyer-Hopfe
Ursula Geyer-Hopfe © HL Böhme

Das Theater Junge Generation (TJG) war ihr Zuhause. Ursula Geyer-Hopfe, 1924 in Freiberg geboren, hat das Theater von 1959 bis 1995 als Schauspielerin, Regisseurin und Oberspielleiterin geprägt wie kaum eine andere in dieser Zeit. Sie verkörperte unter anderem Julias Mutter in Shakespeares "Romeo und Julia", die Lehrerin in Makarenkos "Der Weg ins Leben", die Tanzmeisterin in Leonard Bernsteins "West Side Story", die Maria in Turrinis "Josef und Maria" und die Mutter Courage in Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder".

Nach ihrer Zeit am TJG trat sich am Staatsschauspiel auf. 2013 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Dresden. Am 12. Januar starb die Ausnahmekünstlerin mit 98 Jahren in ihrer Heimatstadt Freiberg.

Prager-Straße-Architekt Hans Konrad

Hans Konrad
Hans Konrad © Sven Ellger

Architekt und Stadtplaner Hans Konrad hat Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich mit geprägt. In einem Architekturwettbewerb konnte er sich 1962 mit mehreren Kollegen mit der Idee einer kompletten Neubebauung der Prager Straße durchsetzen. Statt Blockrandbebauung wurde eine 700 Meter lange und gut 60 Meter breite, präzise durchkomponierte und für damalige Verhältnisse moderne Stadtlandschaft geschaffen. Als Vorbild galt die Einkaufsmeile Lijnbaan in Rotterdam.

Unter Konrads Leitung entstand darüber hinaus die Junge Garde im Großen Garten. Geplant hat er auch den Wiederaufbau der Ostseite des Altmarktes und der damaligen Ernst-Thälmann-Straße - heute Wilsdruffer Straße. Ebenso war der Architekt für die städtebauliche Planung beim Bau der Schwimmhalle Freiberger Straße und verschiedener Gebäude entlang der Budapester Straße verantwortlich.

In einer Veranstaltung des Bundesverbandes deutscher Architekten formulierte Konrad 2009 seine Sicht auf die Zeit nach der Wende so: "Die alten gewohnten Straßenbilder waren weg, damit war aber auch die Chance auf etwas Neues und Besseres gegeben. Das Leermachen wurde in der Geschichtsschreibung zur Zerstörung, aber wir wollten eine bessere Stadt für alle."

Im Januar starb Konrad im Alter von 98 Jahren.

Neustadt-Urgestein Opa Olli

"Opa Olli" Wolfgang Schlachter
"Opa Olli" Wolfgang Schlachter © privat

Im April trauert die Neustadt um das Kiez-Urgestein "Opa Olli". Sein Wohnzimmer waren die Bars im Viertel. Sein bekanntester Satz, auch gegenüber Wildfremden: "Schön, dass Du da bist."

Kurz vor der Wende kam der gebürtige Schwabe, der eigentlich Wolfgang Schlachter hieß, nach Dresden. Wie er zu seinem Spitznamen gelangte, bleibt ein Geheimnis. Er habe nur einmal gesagt, dass er den Namen schön finde, erinnert sich seine Tochter. "Opa Olli" wurde 80 Jahre alt.

Journalist Heinz Fiedler

Heinz Fiedler
Heinz Fiedler © Thomas Lehmann

Er galt als der dienstälteste Journalist der Sächsischen Zeitung. Am 19. Juli stirbt Heinz Fiedler. Begonnen hatte er seine berufliche Laufbahn 1948 als Volontär in der Lokalredaktion Freital. 1952 beim Volontariat in Großenhain drohte ihm das berufliche Aus. Er wurde von der Stasi verhaftet, weil er über Fluchtpläne eines Jugendfreundes und Mitvolontärs im Bilde war. 32 Wochen blieb er in Einzelhaft und wurde mit einem Berufsverbot belegt.

Ab 1957 durfte er wieder für die Sächsische Zeitung schreiben, wenn auch nie wieder als festangestellter Redakteur. Heinz Fiedler verfasste Wochenendreportagen, Kommentare und war als Stadtreporter in Dresden unterwegs. Beliebt war er als Autor des "Zoobummels" mit seinen bunten Geschichten rund um den Dresdner Zoo. Fiedler wurde 98 Jahre alt.

Infinus-Insolvenzverwalter Bruno Kübler

Bruno Kübler
Bruno Kübler © kairopress

Im November hat Dresden einen Ausnahmejuristen verloren. Bruno Kübler, zuletzt Insolvenzverwalter des Finanzdienstleisters Infinus, eröffnete mit der Wende zunächst ein Büro in Berlin, kurze Zeit später kam Dresden als Standort seiner Kanzlei dazu. Seinen Lebensmittelpunkt verlegte er von Köln in die sächsische Landeshauptstadt. Wegbegleiter sprechen davon, dass er hier seine Heimat fand.

Dabei hätte der Überflieger die freie Wahl gehabt. Mit 29 Jahren gründete er seine eigene Kanzlei, zuvor hatte er das Abitur bereits mit 17 abgelegt, mit 22 Jahren reichte er seine Doktorarbeit ein. Als Insolvenz-Anwalt betreute er unter anderem Sachsenring, den Flugzeugmotorenhersteller Thielert und den Schlagersänger Matthias Reim. Kübler wurde 78 Jahre alt. Seinen letzten großen Fall, die Infinus-Pleite, konnte er nicht mehr zu Ende bringen. (SZ/sr, dob, hey, kh)