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Feuerwehr-Frau in Dresden: "Ich habe einen tollen Beruf"

Mehr als 350 Aussteller kommen zur Feuerwehrmesse "Florian" nach Dresden. Feuerwehrfrau Marika Rosenberg wird dabei sein und berichten, wie sie und ihre Kollegen sich unter anderem auf Amoklagen vorbereiten.

Von Theresa Hellwig
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Marika Rosenberg ist nach eigenen Angaben Sachsens einzige Feuerwehrfrau im höheren Dienst. Auf der Feuerwehrmesse Florian in Dresden moderiert sie eine Fachtagung - und möchte Vorbild für junge Frauen sein.
Marika Rosenberg ist nach eigenen Angaben Sachsens einzige Feuerwehrfrau im höheren Dienst. Auf der Feuerwehrmesse Florian in Dresden moderiert sie eine Fachtagung - und möchte Vorbild für junge Frauen sein. © Matthias Rietschel

Dresden. Flotten Schrittes läuft Marika Rosenberg in Richtung Fahrzeughalle. "Wir haben hier an diesem Standort den gesamten Umweltzug stehen", erklärt sie. "Das ist hier, in der Wache an der Scharfenberger Straße, unser Spezifikum." Sie berichtet, dass es fünf Feuer- und Rettungswachen der Berufsfeuerwehr in Dresden gibt – und erklärt, welche davon welche Besonderheit hat. Dabei ließe sich da auch noch eine ganz andere Besonderheit für die Wache an der Scharfenberger Straße aufzählen: Sie.

"Das stimmt. Ich bin derzeit Sachsens einzige Feuerwehrfrau im höheren Dienst", gibt Marika Rosenberg zu. Sie erzählt das erst auf Nachfrage. Und sie schiebt gleich hinterher: Noch vor einiger Zeit habe es noch eine zweite Frau gegeben, in Leipzig. "Ich möchte nicht, dass es etwas Besonderes ist", sagt sie. "Es sollte auch nicht unnormal sein, wenn ein ganzer Löschzug aus Frauen bestehen würde." Sollte es nicht – wäre es in der Realität aber.

Dabei gebe es in den Freiwilligen Feuerwehren noch viel mehr Frauen. Auch Marika Rosenberg hat einmal bei der Freiwilligen Feuerwehr begonnen. "Ich sage immer, ich wurde ins Gerätehaus angeschwemmt", erzählt die 38-Jährige und lacht. Beim Elbe-Hochwasser habe sie damals in Heidenau geholfen. Zivilisten und Feuerwehrkräfte wurden in Aufräumtrupps eingeteilt. "Danach bin ich dabeigeblieben", erinnert sie sich.

Auch heute noch fährt Marika Rosenberg Einsätze. Den Großteil ihrer Arbeit verbringt sie mittlerweile aber im Büro. Denn seit Anfang April arbeitet sie bei der Dresdner Berufsfeuerwehr als Sachgebietsleiterin für Einsatzvorbereitung, also im höheren Dienst. Dort erarbeitet sie Einsatzpläne: Wer ist bei Einsätzen wofür der Ansprechpartner? Wo liegen besondere Gefahren bei unterschiedlichen Objekten? All das sind Fragen, die sie jetzt am Schreibtisch bearbeitet.

Es geht um Einsätze wie bei der Geiselnahme in der Altmarktgalerie

Am Schreibtisch – und am kommenden Wochenende auch auf der Feuerwehrmesse Florian. Dort moderiert sie, gemeinsam mit Polizei und der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin, eine Fachtagung über Sonderlagen für Einsatzkräfte. Es geht um die Zusammenarbeit von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr. Denn immer häufiger kommt es zu Situationen, in denen Einsatzkräfte ganz unterschiedlicher Richtungen kooperieren müssen. Und das ist kein einfaches Unterfangen: "Die Strukturen und Herangehensweisen bei der Polizei sind ganz anders als bei der Feuerwehr", erklärt Marika Rosenberg.

Es geht dabei um Einsatzlagen, wie den Amoklauf in Hamburg im März, bei dem ein Mann bei einer Versammlung der Zeugen Jehovas acht Menschen erschoss. Oder um islamistische Anschläge, wie damals, als ein Attentäter mit einem LKW in die Menge auf dem Berliner Weihnachtsmarkt fuhr. Auch in Dresden kommt es immer wieder zu Großeinsätzen, bei denen Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst eng zusammenarbeiten müssen. "Bei der Geiselnahme in der Altmarktgalerie war das zum Beispiel der Fall", sagt Marika Rosenberg.

Auf der Feuerwehrmesse Florian geht es um Waldbrände

Doch nicht nur Rosenbergs Vortrag dürfte auf der Feuerwehrmesse einige Interessierte anlocken. 2022 kamen rund 20.000 Besucher auf das Messegelände. Die Messe richtet sich dabei an Fachpersonen wie auch an generell Interessierte. Mehr als 350 Aussteller sind in diesem Jahr dabei. "Das gesamte Messegelände ist ausgebucht; einschließlich des Freigeländes", sagt Ines Kurze vom Veranstalter ORTEC Messe und Kongress GmbH.

Nach dem verheerenden Brand in der Sächsischen Schweiz im Jahr 2022 wird sich diesmal viel um das Thema Waldbrände drehen. 115 Hektar Wald fielen damals den Flammen zum Opfer. Auf der Messe werden deshalb zum Beispiel Quads als Einsatzfahrzeuge vorgestellt und Testfahrten angeboten. Im unebenen Waldgebiet können die besonders schnell zum Einsatzort gelangen. Auch Löschroboter und andere Lösungen für Waldbrände sind Thema. Etwa 30 Millionen Euro will der Freistaat für Feuerwehrtechnik, die bei Waldbränden zum Einsatz kommen soll, bereitstellen

Hochwasser und E-Auto-Brände beschäftigen die Einsatzkräfte

Aber nicht nur Waldbrände beschäftigen derzeit die Feuerwehrkräfte in Sachsen. "Ein wichtiges Thema ist auch die Brandbekämpfung von Elektroautos", sagt Ines Kurze. "Jeder fünfte Neuwagen ist aktuell ein E-Wagen. Das treibt die Feuerwehren momentan massiv um." So gibt es auf der Messe auch Schulungen und es werden Produktangebote für das Löschen von E-Autos vorgestellt.

Messebesucher können sich deshalb zum Beispiel über ein spezielles Leitersystem informieren, das eine Wasserkühlung unter Autos schieben kann. "Mittlerweile betrifft das nicht mehr nur die städtischen Feuerwehren", sagt Ines Kurze. Auch für kleinere Feuerwehren gewinnt diese Technik an Bedeutung.

Zudem geht es um spezielle Einsatztechnik für Hochwasserlagen, die ebenfalls immer häufiger vorkommen. Um Feuerkrebs, also eine schwere Erkrankung durch Rauchgase. Und um die schwierige Suche nach Feuerwehrnachwuchs.

Influencer aus der Feuerwehr-Szene sind vor Ort

Der dürfte sich jedenfalls von den sogenannten Meet and Greets auf der Messe angezogen fühlen. Denn auch Feuerwehr-Influencer sind vor Ort und lassen sich von ihren Fans befragen. Darunter in der Szene bekannte Größen, wie "Feuerwehrwilli" aus Vesbeck bei Hannover, "Der Bommel", "Mike Stelli" und "Firecross" von der Berliner Feuerwehr sowie "Niklas on fire" von der Dresdner Feuerwehr.

Auch Marika Rosenberg wird sich befragen lassen. Sie ist zwar nicht bei den Meet and Greets zu finden, sondern am Stand der Arbeitsgemeinschaft Berufsfeuerwehren in Sachsen. "Wenn ich auf einer Messe als Feuerwehrfrau stehe, kommen immer wieder Fragen zu meiner Rolle als Frau auf", sagt sie. "Ich werde zum Beispiel gefragt, ob ich kritisch beäugt werde."

Einige junge Frauen sind sich auch unsicher, sich den Job am Ende doch nicht zuzutrauen. Diese Angst will Marika Rosenberg ihnen nehmen. Den Sport-Aufnahmetest können Interessierte auf der Messe am Stand der Dresdner Berufsfeuerwehr zumindest schon einmal ausprobieren. "Ich habe einen tollen Beruf", sagt Marika Rosenberg. Sie will deshalb allen Mut machen, es auch damit zu versuchen.

Die Feuerwehrmesse "Florian" findet vom 12. bis 14. Oktober, jeweils von 9 bis 17 Uhr in der Messe Dresden statt. Der Eintritt beträgt 10 Euro, Feuerwehrleute und Ehrenamtliche im Bereich Katastrophenschutz in Dienstkleidung bezahlen den ermäßigten Eintritt von 4 Euro. Mehr Informationen zur Messe gibt es auf messe-florian.de.

Transparenzhinweis: Der Messeveranstalter Ortec ist Teil der DDV-Mediengruppe, zu der auch die SZ gehört.