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"Bürger in Wut": Das Bündnis Deutschland gründet Dresdner Kreisverband

Das Bündnis Deutschland ist nach der Bremen-Wahl im Aufwind. Dort erzielten die unterstützten "Bürger in Wut" 9,4 Prozent Stimmenanteil. Jetzt wurde der Dresdner Kreisverband gegründet.

Von Dirk Hein
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Steffen Dreier ist der erste Kreisvorsitzende vom "Bündnis Deutschland" in Dresden.
Steffen Dreier ist der erste Kreisvorsitzende vom "Bündnis Deutschland" in Dresden. © Sven Ellger

Dresden. Mit 9,4 Prozent Stimmenanteil erzielten die "Bürger in Wut" ein Achtungsergebnis bei den Wahlen in Bremen. Die Wählervereinigung profitierte vom Ausschluss der AfD. Das Bündnis Deutschland hatte den Bremer Wahlkampf vor allem auch finanziell unterstützt, im Nachgang soll es zur Fusion kommen, die bereits beschlossen ist. Seit April hat Dresden einen Landesverband der neuen Kleinstpartei, jetzt will das neue Bündnis Deutschland in Dresden ankommen.

Erster Kreisverband von Bündnis Deutschland in Dresden

Gut drei Wochen nach Gründung des Landesverbandes hat das Bündnis Deutschland in Dresden den ersten Kreisverband aufgestellt. Zum Vorsitzenden wurde Steffen Dreier gewählt. Der 50-jährige Bauingenieur ist verheiratet, hat zwei Kinder, arbeitet in der Immobilienbranche, steht für "traditionelle Familienwerte", blickt gleichzeitig aber ebenso auf einen "bunten Lebenslauf".

Dreier hat jahrelang als DJ gearbeitet, in Neustadt-Kneipen aufgelegt, den Verein Inselfest Laubegast mitgegründet, die Strandbar in Leuben und die Tanzbar Gong mit betrieben. Der gebürtige Dresdner war 2013 in die AfD eingetreten - und 2017 wieder ausgetreten, die Partei habe sich weg vom dem entwickelt, was für ihn wichtig sei.

Heute sieht Dreier mit seiner neuen Partei "keinerlei Berührungspunkte zur AfD. Wir grenzen uns komplett ab". Aktuell umfasst der Dresdner Kreisverband 15 Mitglieder, täglich liegen laut Dreier neue Anträge vor, die gründlich geprüft werden sollen. Die ersten zwei Jahre Mitgliedschaft im Bündnis Deutschland sind auf Probe.

Dreier will mit seiner neuen Partei in den Stadtrat und dort zusammen mit CDU und FDP "Rot-Grün" ablösen und eine neue liberal-konservative Mehrheit ermöglichen. "Wir wollen für CDU und FDP der Partner sein, mit dem sie auch zusammenarbeiten dürfen."

Kampf gegen Graffiti und Kriminalität in Dresden

Als potenzielles Mitglied der CDU sieht sich Dreier dennoch nicht. "Die CDU vertritt nicht mehr meine Werte, sie steht irgendwo zwischen SPD, Grünen und dem modernen Chic."

Als erste Themenschwerpunkte will die neue Partei ein Mobilitätskonzept für Dresden angehen. Die Bekämpfung der Kriminalität und von Graffitis in der Stadt, eine Verbesserung der Wohnsituation und eine attraktive Innenstadt werden als Ziele formuliert.

In der aktuellen Diskussion um die Container-Standorte für Geflüchtete hätte Dreier sich für keine Generalablehnung ausgesprochen. "Flüchtlingen soll geholfen werden. Die Art und Weise, wie Dresden die Standorte durchdrücken will, ist aber nicht in Ordnung. Es hat keinen echten Dialog gegeben." Die einzelnen Standorte seien zudem ungeeignet gewesen.

Im November stellte der in Dresden lebende Steffen Große (Mitte) die neue Partei Bündnis Deutschland vor.
Im November stellte der in Dresden lebende Steffen Große (Mitte) die neue Partei Bündnis Deutschland vor. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Ein "Bündnis der Unzufriedenen" jenseits der AfD

Das Bündnis Deutschland will auch bei den Landtagswahlen 2024 antreten. Mit einem Abgeordneten ist es bereits jetzt im Landtag in Dresden vertreten. Drei Monate nach seinem Austritt aus der AfD verkündete Ivo Teichmann im März seinen Wechsel zum Bündnis.

Gegründet wurde die neue Partei im November 2022. Nach eigener Darstellung "reißt das Auseinanderdriften von AfD und Union eine Lücke im freiheitlich-konservativen Spektrum von mehr als einem Viertel der Gesamtwählerschaft". In diese Lücke will das Bündnis stoßen. Der in Dresden lebende Steffen Große ist Bundesvorsitzender.

Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer sieht im Bündnis Deutschland ein "Bündnis der Unzufriedenen, die es aber scheuen, ihre Unzufriedenheit mit der AfD zu verbinden, weil sie diese für rechtsextrem halten". Die neue Partei kann demnach ein Ventil für Protest für Menschen sein, welche die AfD nicht in Erwägung ziehen. Das Bündnis kann "die AfD schwächen, aber auch der CDU schaden".

Die Position zwischen AfD und CDU solle dabei gezielt besetzt werden. Der Erfolg der Partei hänge stark davon ab, "wie diese Position plausibilisiert werden kann und wie attraktiv die Frontleute der Partei für die Wählerinnen und Wähler sind".