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Wie dieser Essensfahrer als CDU-Neuling einen Wahlkreis in Dresden gegen die AfD gewinnen will

Am Samstag wählt die CDU in Dresden ihre Direktkandidaten für die Landtagswahl. Ein einziger Wahlkreis ist umstritten. Wer dort punkten will und wer stadtweit antritt.

Von Dirk Hein
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CDU-Mitglied Philipp Glocker will für seinen Dresdner Wahlkreis in den Landtag.
CDU-Mitglied Philipp Glocker will für seinen Dresdner Wahlkreis in den Landtag. © Marion Doering

Dresden. Am 1. September 2024 wählt Sachsen einen neuen Landtag. Die Dresdner CDU beginnt jetzt mit der direkten Vorbereitung darauf. Am Samstag werden auf dem Kreisparteitag die jeweiligen Direktkandidaten in allen acht Wahlkreisen nominiert. Vieles wurde vorher geklärt, in sieben Wahlkreisen tritt, Stand jetzt, nur ein Bewerber an. Der achte Wahlkreis ist hingegen umkämpft.

Ein überraschender Kandidat im neuen Wahlkreis 43

Bisher gab es in Dresden zur Landtagswahl sieben Wahlkreise. Für die anstehende Wahl wurden die so zusammengeschnitten, dass unter anderem ein neuer Wahlkreis 43 entstanden ist, der Teile von Tolkewitz, Seidnitz und den Stadtbezirk Prohlis ohne Strehlen umfasst. Eine Mehrheit für eine sachsenweite Reduzierung der Wahlkreise war nicht zustande gekommen.

Zur Wahl stellen sich momentan mit Anja Bohländer die stellvertretende Kreisvorsitzende der Partei und mit Frank Kromer ein promovierter Physiker, der seit 1996 in der Partei ist und sich bereits 2020 um einen Platz für den Bundestag beworben hat.

Zudem steht mit Philipp Glocker ein Neuling zur Wahl. Der gilt als "komplett unbekannt, er ist vor einem Jahr hier aufgetaucht", heißt es aus seiner der Partei. Tatsächlich werden dem 35 Jahre alten Dresdner maximal Außenseiterchancen eingeräumt. Glocker selbst, er studierte Betriebswirtschaft und promoviert aktuell, sieht das völlig anders. Er sagt: "Ich bin in diesem hochumkämpften Wahlkreis genau der Richtige. Ich wohne hier, im Gegensatz zu meinen Mitbewerbern, direkt mittendrin, ich kenne die Leute vor Ort."

Glocker arbeitet neben seinem Studium als Essensfahrer für die Volkssolidarität, bringt mittags warmes Essen vor allem zu älteren Menschen nach Hause. "Ein wunderbarer und sinnvoller Job. Als Student kann ich aktuell kein Geld, aber Zeit der Gesellschaft zurückgeben." Er sei bereit, sich "im Wahlkampf aufzureiben. Die CDU als Volkspartei muss die Leute in der Platte zurückholen. Das kann keiner so wie ich."

Wer im Wahlkreis 43 noch antritt

Mit Anja Bohländer und Frank Kromer treten zwei erfahrene Mitglieder gegen Glocker an. Anja Bohländer ist 2019 in die CDU eingetreten. "Ich war davor lange bei einem politischen Stammtisch, wir haben viel und heftig diskutiert." Dann stand die Kommunalwahl in Dresden an. "Da ist mir bewusst geworden, dass der Stammtisch Politik nur von außen betrachtet und das musste für mich sofort geändert werden."

Die Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule setzt auch auf die Karte "Frau in der CDU". In der Partei konnte der Frauenanteil in Dresden zwar schon von 22,7 Prozent im Jahr 2021 auf nun fast 30 Prozent gesteigert werden. Damen sind aber noch immer unterrepräsentiert.

Frank Kromer trat 2020 parteiintern erfolglos gegen Lars Rohwer im Kampf um eine Direktkandidatur an. Er kommt aus Tolkewitz, was neu im Wahlkreis liegt, ist Vorsitzender des Kirchenvorstands der Kirchgemeinde Dresden-Blasewitz und Stellvertreter im CDU-Ortsverband Gruna-Seidnitz. Kromer kommt aus der Halbleiterindustrie und will mit seinem Wissen die Wirtschaft, vor allem auch Start-ups, stärken.

Sehr wahrscheinlich soll im Wahlkreis 43 für die AfD André Wendt antreten. Wendt sitzt seit 2014 im Landtag und gilt als aussichtsreicher Kandidat für ein Direktmandat.

Wer für die CDU in Dresden in den Landtag will

Generell setzt die Dresdner CDU auf Konstanz beim Personal. Im Wahlkreis 40 will Christian Hartmann erneut für seine Partei als Direktkandidat in den Landtag einziehen. Hartmann ist seit 1999 Ortsvorsteher in Langebrück und mittlerweile Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag.

Im Wahlkreis 41 (Neustadt, Teile der Altstadt) will die Goldschmiedin Barbara Oehlke neu in den Landtag. Sie ist bisher Ortsverbandsvorsitzende in der Dresdner Neustadt. Im Wahlkreis 42 tritt Kultusminister Christian Piwarz an, im Wahlkreis 44 will Martin Modschiedler erneut in den Landtag einziehen, im Wahlkreis 45 die aktuelle Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch.

Ebenfalls bereits im Landtag vertreten ist Ingo Flemming (Wahlkreis 47). Flemming vertritt den Dresdner Süden, saß 14 Jahre lang zudem für die CDU im Stadtrat der Landeshauptstadt und kämpft nun erneut um ein Mandat im Landtag. Neu in das Parlament will Felix Hitzig, Ortsverbandsvorsitzender im Dresdner Westen. Nicht mehr zur Wahl steht Lars Rohwer, der für die CDU in den Bundestag gewählt wurde. Den Neustadt-Wahlkreis hatte bei der vergangenen Wahl nicht die CDU gewonnen, sondern Thomas Löser für die Grünen. In Dresden ist das immer noch eine Seltenheit.