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Dresdner Stadtrat beschließt neuen Schulnetzplan

Alle fünf Jahre berät Dresden einen neuen Schulnetzplan. Der ist zentrale Grundlage für jede einzelne Schule. Was jetzt im Rat beschlossen wurde.

Von Dirk Hein
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36 Millionen Euro sind in den Neubau des Gymnasiums in Dresden-Klotzsche geflossen. Im Rat wurde dennoch über eine neue Erweiterung diskutiert.
36 Millionen Euro sind in den Neubau des Gymnasiums in Dresden-Klotzsche geflossen. Im Rat wurde dennoch über eine neue Erweiterung diskutiert. © Sven Ellger

Dresden. Der Schulnetzplan der Landeshauptstadt ist das zentrale Dokument für sämtliche Schulen der Stadt. Auf Grundlage der jeweils aktuellen Bevölkerungszahlen und der neuesten Prognose wird für jede einzelne Schule im Stadtgebiet die Schüleranzahl vorhergesagt - und auf dieser Grundlage die Anzahl der Klassen pro Jahrgang festgelegt. Im Schulnetzplan würden auch Schulschließungen oder Neugründungen beschlossen.

Mammutwerk für Dresden

Der Dresdner Schulnetzplan ist in seiner Gesamtheit ein kaum noch fassbares Mammutwerk. Allein im "Teil 1 - Standortpläne und langfristige Zielplanung" wird auf knapp 250 Seiten die Zukunft der Dresdner Schulen geplant. Im Teil 2 werden auf weiteren 760 Seiten für jede einzelne Schule jeder Raum benannt, inklusive Angaben zur möglichen Schüleranzahl pro Klassenzimmer.

Doch so regelt Dresden die Zukunft der Schulen der Stadt. So wird zum Beispiel für den Schulbezirk Pieschen 2 eine Entwicklung deutlich, die sich stadtweit widerspiegelt: Die Schülerzahl in Dresden sinkt. Das Minimum bei den Dreijährigen wird voraussichtlich im Jahr 2027 mit 4.340 Kindern und das der Sechsjährigen im Jahr 2030 mit 4.290 erreicht sein. Danach kann erneut mit steigenden Zahlen gerechnet werden.

Im Schulbezirk Pieschen 2 verringert sich beispielsweise die Schüleranzahl im Schuljahr 2029/30 von ursprünglich geplanten 183 auf nun 132 Schüler. Die Zahl der Klassen bleibt dennoch gleich. Die Erklärung der Stadt: In Pieschen 2 "ergeben sich Möglichkeiten für eine flexiblere Nutzung der Grundschulkapazitäten. So kann die Auslastung an der 56. und 106. Grundschule reduziert werden, wodurch sich an beiden genannten Grundschulen die Hortsituation verbessert", schreibt die Stadt dazu im Schulnetzplan.

Keine Schulschließungen trotz weniger Kindern

Pieschen 2 ist dabei nur ein Beispiel für die gesamte Stadt. Die wichtigste Botschaft des gesamten Schulnetzplanes: Trotz perspektivisch sinkender Schülerzahlen sollen stadtweit keine Schulen geschlossen werden. Vielmehr wird der Rückgang dafür genutzt, um die noch immer angespannte Raumsituation an den kommunalen Dresdner Schulen allmählich aufzulösen. "An den meisten Schulen wird es dann möglich sein, die inhaltliche Arbeit weiter auszubauen und frei werdende Räume zum Beispiel für Unterstützungs- und Assistenzsysteme zu nutzen", steht dazu im Schulnetzplan.

Insbesondere an Oberschulen gibt es aktuell noch eine sehr angespannte Raumsituation. "Der Schülerzahlrückgang muss dazu genutzt werden, die Raumsituation insbesondere in diesen Schulstandorten zu entspannen."

Darüber wurde im Stadtrat diskutiert

Generell gab es Lob für Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU). Der hatte in mehreren Regionalkonferenzen eine extrem aufwendige Beteiligung von Eltern und Schülern ermöglicht. Entsprechend groß war die Zustimmung in den beratenden Gremien. Insgesamt sammelte der Plan 259 Ja-Stimmen, 25 Enthaltungen und nur zwei Ablehnungen zum Beispiel in den Stadtbezirken ein.

"Keine einzige Schule zu schließen ist echt ein Erfolg. Auch die Mitbestimmung war ungewöhnlich gut möglich", sagt Anja Apel (Linke). "Nach vielen angespannten Jahren bietet der neue Plan perspektivisch Luft, Schulen zu entwickeln, zum Beispiel Raum für Theater AGs schaffen", sagt Agnes Scharnetzky (Grüne).

Dennoch gab es auch Kritik. Silvana Wendt legt ihren Fokus auf den Dresdner Norden und die dort geplanten großen Neuansiedlungen zum Beispiel von TSMC. Bis zu 25.000 neue Jobs werden in den nächsten Jahren allein im Norden der Stadt entstehen. Das birgt Chancen und Risiken, sagte dazu OB Dirk Hilbert (FDP) Gespräch mit Sächsiche.de. "Wir haben noch keine Lösung für die erwartbaren Kapazitätsprobleme der Schulen gefunden. Die laut Stadt mögliche Schule in Ottendorf-Okrilla ist ein Traumschloss, davon wird seit Jahren geredet, aber es steht nicht ein Stein", sagt Silvana Wendt.

Diese Änderungen am Schulnetzplan standen zur Abstimmung

Generell nahmen die Räte keine Änderungen an den Plänen für einzelne Schulen vor. "Wir vertrauen in diesen Fällen der guten Arbeit der Stadt", sagt Stadtrat Torsten Schulze (Grüne). Allerdings gab es eine Reihe von Änderungsanträgen. Der Plan der Freien Wähler, in der Nähe des Hauptgebäudes des Gymnasiums Klotzsche einen neuen Interimsbau zu errichten, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Die CDU begründete dies mit einem fehlenden Hinweise der Freien Wähler, wo das Geld dafür herkommen soll. Auch der Plan der CDU, alle freien kommunalen Flächen im Dresdner Norden auf ihre Eignung als Schul- oder Kita-Standort zu prüfen und bei Eignung freizuhalten, fand keine Mehrheit.

Beschlossen wurde hingegen eine Forderung von Grünen, Linken, SPD und Dissidenten, dass die Stadt weitere Schulstandorte zur Entwicklung von Gemeinschaftsschulen vorschlagen soll. Insbesondere soll "dem Wunsch des Ortschaftsrates Oberwartha nach der Entwicklung der Oberschule Cossebaude zur Gemeinschaftsschule nachgekommen werden."

Weiterhin sollen aufgrund der Großansiedlungen im Dresdner Norden zukünftig jährlich die Bedarfsprognosen aktualisiert werden. Zudem will Dresden die Schülerzahl pro Klasse auf unter 25 absenken, Ziel sind 23 Kinder. Weil die Stadt das nicht selber entscheiden kann, soll der Druck beim Freistaat erhöht werden.