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Weshalb eine Ex-Ministerin aus Dresden zurück in die Politik möchte

Eigentlich hat sich die ehemalige Wissenschaftsministerin und Oberbürgermeisterkandidatin Eva-Maria Stange 2020 aus der Politik zurückgezogen. Jetzt hat sie andere Pläne in Dresden.

Von Andreas Weller
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Eva-Maria Stange (SPD) wird bei der Kommunalwahl im Juni auf einigen Stimmzetteln zu wählen sein.
Eva-Maria Stange (SPD) wird bei der Kommunalwahl im Juni auf einigen Stimmzetteln zu wählen sein. © dpa-Zentralbild

Dresden. Mit 67 Jahren will Eva-Maria Stange in einem ganz neuen Bereich in der Politik anfangen. Dabei hat die SPD-Frau, die mehrfach sächsische Wissenschaftsministerin war, vor vier Jahren alle politischen Ämter niedergelegt. Doch nach Jahren ohne große Politik möchte die Wahl-Dresdnerin auf kleinerer Ebene wieder einsteigen. Allerdings nicht aus Langeweile, sondern um einem drohenden weiteren Rechtsruck entgegenzuwirken.

Stange ist ehemalige Ministerin und kandidierte 2015 als Oberbürgermeisterin für Dresden, musste sich im zweiten Wahlgang aber Dirk Hilbert (FDP) geschlagen geben. Sie lebt bereits seit 1997 mit ihrer Familie in der nach Dresden eingemeindeten Ortschaft Altfranken.

Zur Kommunalwahl im Juni in Dresden werden nun einige Wählerinnen und Wähler ihren Namen erneut auf dem Stimmzettel finden. Stange kandidiert für den Ortschaftsrat Altfranken - neben dem Stadtrat werden auch die Stadtbezirksbeiräte und Ortschaftsräte gewählt. Die Ex-Ministerin tritt auf Platz zwei auf der SPD-Liste an.

Zwischen Enkel und Garten - jetzt wieder Politik

"Meine Kinder sind erwachsen, mein jüngster Enkel ist drei Jahre", so Stange. "Jetzt habe ich wieder Zeit dafür." Aber sie habe keine Langeweile, betont sie. "Ich habe einen großen Garten, den ich auf Vordermann bringe." Zudem engagiere sie sich in mehreren Projekten ehrenamtlich. So betreut sie unter anderem Kinder, die aus ihren Elternhäusern genommen werden mussten in dem Projekt "Aufwind Dresden", bei dem sie Schirmherrin ist.

"Ich habe mich bei den Wahlen 2019 gewundert, dass bei mir in Altfranken der AfD-Anteil sehr hoch war", so Stange. Die mittlerweile als rechtsextrem eingestufte AfD erhielt bei der vergangenen Stadtratswahl 26 Prozent der Stimmen in Altfranken, wurde zweitstärkste Kraft hinter der CDU (28,5 Prozent). "Und das, obwohl die Leute bei uns im Vergleich beispielsweise zu Gorbitz keine großen Probleme haben", erklärt Stange.

Sie könne das beurteilen, weil Gorbitz zu ihrem Wahlkreis als Landtagsabgeordnete gehörte. "Damals war ich viel unterwegs und habe mit den Menschen gesprochen, das möchte ich im Wahlkampf und als Ortschaftsrätin gerne wieder tun. Es ist wichtig, nah an den Menschen dran zu sein, um die Probleme aufzunehmen. Außerdem bin ich in Altfranken bekannt, die Leute wissen, dass ich mich für sie einsetze."

"Es geht darum, Farbe zu bekennen gegen die AfD"

Die Menschen in Altfranken sollen eine Auswahl haben, sagt Stange. "Und es geht darum, Farbe zu bekennen gegen die AfD. Mich beunruhigt die aktuelle politische Situation." Die AfD ist im Ortschaftsrat zwar noch nicht vertreten, es bestehe aber die Gefahr. Aktuell sitzen im Ortschaftsrat sechs Vertreterinnen und Vertreter der Liste Freie Wählervereinigung Altfranken.

"Es gibt Dinge, die für Altfranken wichtig sind und die ich gerne mit klären würde", erläutert Stange. Da es in der Ortschaft keine eigene Grundschule gibt, müssen die Kinder den weiten Weg an die Saalhausener Straße zur Grundschule in Naußlitz bewältigen. Pesterwitz wäre näher, gehört aber vom Verwaltungsgebiet nicht zu Dresden, sondern zu Freital. "Dafür sollte eine Lösung gefunden werden", so Stange.

Ebenso gehe es um Parkverbotsschilder vor Ausfahrten und einiges mehr. "Deshalb und damit nicht so viele Menschen AfD wählen, möchte ich ein Angebot machen und gerne in den Ortschaftsrat." Das sei für sie auch kein "Abstieg", nachdem sie jahrelang Ministerin war, sondern konkrete Politik vor Ort.