SZ + Dresden
Merken

Filmnächte-Streit: Was ein Veranstalter für Plätze in Dresden vorschlägt

Der Mitbegründer der Filmnächte am Elbufer in Dresden, Jörg Polenz, erklärt, weshalb aus seiner Sicht Ausschreibungen für bestimmte Orte sein müssen. Unterdessen wurde die Entscheidung dazu vertagt.

Von Andreas Weller
 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Im Streit um die Ausschreibung der Filmnächte sieht der Dresdner Veranstalter Jörg Polenz generelle Probleme und hat eigene Lösungsvorschläge.
Im Streit um die Ausschreibung der Filmnächte sieht der Dresdner Veranstalter Jörg Polenz generelle Probleme und hat eigene Lösungsvorschläge. © Bildmontage: René Meinig/Christian Juppe

Dresden. Geht es mit den Filmnächten am Elbufer als Veranstaltung und Marke weiter oder gibt es bald ein anderes Konzept für Film- und Konzertveranstaltungen am Königsufer in Dresden? Mit dieser Frage müssen sich nun die Stadträte auseinandersetzen, nachdem die Verwaltung eine Geheimvorlage zur Ausschreibung eingebracht hat. Der langjährige Chef der Filmnächte und für andere Veranstaltungen bekannte Dresdner Jörg Polenz sagt, worauf es seiner Meinung nach ankommt.

Im zuständigen Ausschuss für Wirtschaftsförderung sollte an diesem Mittwoch über die von der Stadt vorgeschlagene Ausschreibung erstmals diskutiert werden - doch die CDU setzte eine Vertagung durch, sie will die Ausschreibung verhindern. Die Linke spricht von einer "Hinhaltetaktik" und fordert ein Ende der "Hängepartie".

Weshalb einzelne Veranstaltungsorte in Dresden ausgeschrieben werden sollten

Jörg Polenz hat selbst die Filmnächte am Elbufer mit aufgebaut und bis 2016 insgesamt 25 Jahre veranstaltet – lange Zeit als geschäftsführender Gesellschafter. Danach hat er viele Jahre den "Palais Sommer im Park" am Japanischen Palais durchgeführt.

"Für bestimmte Plätze in Dresden müssen Ausschreibungen sein", sagt Polenz. Das betreffe den Neumarkt, den Altmarkt und den Theaterplatz als städtische Plätze, das Königsufer, das von der Stadt im Auftrag des Freistaates vermarktet wird und den Park Japanisches Palais, der dem Freistaat gehört.

"Derartige Plätze haben besonderes Potenzial: Veranstalter können sich an einem prädestinierten Platz selbst verwirklichen, der Anbieter kann für seine Arbeit sehr hohe Aufmerksamkeit, Resonanz und Wertschätzung bekommen und sie haben ökonomisches Potenzial. Das ist eine Chance, gut und erfolgreich zu sein. Deshalb können diese Plätze nicht ohne Ausschreibung ewig einem Anbieter zugesprochen werden." Zudem stellt Polenz klar: "Auch ein Gründer einer Veranstaltung hat kein Lebensrecht auf einen bestimmten Platz."

Das entspricht der Auffassung der Stadtspitze für das Königsufer. Denn dort wird die Gefahr gesehen, dass andere Interessenten klagen, wenn mit der PAN, die die Filmnächte dort veranstaltet, ohne Ausschreibung verlängert wird.

Welche Kriterien entscheidend wären

Entscheidend sei für Polenz das Verfahren der Ausschreibungen, also welche Kriterien wie gewertet werden. Das betrifft nicht nur das Königsufer. Die Stadt hat ihren Ausschreibungsvorschlag den Stadträtinnen und Stadträten als Geheimvorlage unterbreitet. Danach geht es zunächst vor allem ums Geld: Statt bisher gut 35.000 Euro will Dresden 180.000 Euro als Mindestgebot.

Aber auch die zu bewertenden Kriterien sind benannt, wie der Nachweis großer Veranstaltungen, mit Kino und Konzerten, die Zahl der Besucher, die Anzahl und Popularität der Künstler bei Konzerten, die Programmvielfalt - und die "Behördenbeteiligung bei der Planung und Durchführung".

Auch beim Park Japanisches Palais sei es zuletzt ausschließlich um das höchste Gebot gegangen, also wer am meisten dafür zahlt, sagt Polenz. Am Ende kam es für 2023 zur kompletten Absage. Polenz hat klare Vorstellungen, welche Kriterien wichtiger seien, um die besten Anbieter für die Plätze zu finden. "Zuerst braucht es ist die kulturpolitische Strategie der Stadt, also wie welcher Platz bespielt werden soll. Diese Strategie muss auch von der Bevölkerung gedeckt sein."

Danach müsse eine Bewertungsmatrix erstellt werden. Die entscheidenden Punkte sind laut Polenz, um was für Anbieter es sich handelt, also welche Erfahrungen diese mitbringen, was für Veranstaltungen sie bereits durchgeführt haben, die Bonität und einiges mehr. Diese Punkte sind ähnlich wie im Vorschlag der Stadt.

Jörg Polenz ist einer der Macher der Filmnächte und Veranstalter des Palais Sommers - er hat klare Vorstellungen, wie die Stadt die Plätze in Dresden vergeben sollte.
Jörg Polenz ist einer der Macher der Filmnächte und Veranstalter des Palais Sommers - er hat klare Vorstellungen, wie die Stadt die Plätze in Dresden vergeben sollte. © Christian Juppe

"Natürlich geht es auch um das jeweilige Konzept und wie dieses mit der Strategie der Stadt für die Plätze korrespondiert", so Polenz. In dieses Konzept gehören für Polenz auch Aspekte des Gemeinwohls wie das soziale Miteinander, Inklusion und Nachhaltigkeit. "Wenn Veranstalter bereits den konkreten Ort mit einem Konzept entwickelt haben, kann das auch einen Punkt in der Bewertung geben – genauso wie das konkrete finanzielle Gebot."

Der entscheidende Unterschied im Vorschlag von Polenz: "Generell sollte es für jeden Aspekt nur einen Punkt geben und keine Ausschreibungen, bei denen immer das Höchstgebot gewinnt." Die Stadt schlägt ein Punktesystem für das Königsufer vor und das Hochwasserkonzept soll beispielsweise 20 Prozent der Bewertung ausmachen, eine projektbezogene Zusammenarbeit mit 15 Prozent und das gebotene Geld ebenfalls 15 Prozent.

Warum die Bürger mitentscheiden sollten

Polenz sagt, die Ansätze für die Plätze insgesamt können sehr unterschiedlich sein - ist ein Konzept frei zugänglich oder wird Eintritt erhoben, ist der Anbieter gemeinnützig oder privatwirtschaftlich?

Zudem solle es eine Bürgerbeteiligung geben - eine Möglichkeit zur einfachen Abstimmung darüber, welches Konzept den Dresdnerinnen und Dresdnern am meisten gefällt. "Bei so einem umfassenden und transparenten Vergabeverfahren wäre auch die Chance gegeben, dass jeder Bewerber die Entscheidung mit Demut akzeptiert."

Der Palais Sommer findet mittlerweile zum großen Teil auf dem Neumarkt statt.
Der Palais Sommer findet mittlerweile zum großen Teil auf dem Neumarkt statt. © privat

So wie es bisher bei den Vergaben läuft, führe es zu Konkurrenzsituationen wie um den Park Japanisches Palais. "Wenn jemand so etwas aufgebaut hat wie das Team den 'Palais Sommer im Park' Japanisches Palais, stellt sich mir die Frage, ob das jemand mit seiner Bewerbung gefährden muss", so Polenz. "Wäre die Umsetzung einer eigenen neuen Idee an einem neuen Ort oder eine Kooperation nicht besser als eine Verdrängung? Schließlich kann das jeden Veranstalter treffen. Und hier wurde das Votum von 12.000 Dresdnerinnen und Dresdnern ignoriert." Damit hebt er auf die Petition ab, die sich für den Erhalt des Palais Sommers am Japanischen Palais ausgesprochen hatte.

Wie sich der Palais Sommer entwickelt

Der Ort wurde trotzdem bereits zwei Mal an andere nach Ausschreibung vergeben. Polenz ist mit seinem Palais Sommer auf den Neumarkt und den Ostra-Dome umgezogen. "Dort wollen wir die Veranstaltung in den nächsten Jahren weiterentwickeln." Er könne sich aber auch gut vorstellen "perspektivisch" in den Park Japanisches Palais zurückzukehren. "Das ist unsere Heimat."

Ob Polenz Interesse am Filmnächte-Gelände hat, lässt er offen. "Ich habe die Filmnächte mit aufgebaut und 25 Jahre entwickelt. Also könnte ich mich auf der Ebene des Miteinanders selbstverständlich darum bewerben. Aber weshalb soll ich mich wiederholen? Es sei denn, es gibt eine Idee, um die Veranstaltung sensationell anders zu entwickeln."