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Kein Plätzchenbacken mit Kindern auf dem Striezelmarkt in diesem Jahr

Warum gibt es eine Weihnachtsbäckerei auf dem Striezelmarkt, wenn keine Plätzchen mit Kindern gebacken werden? Darum wurde das beliebte Angebot gestrichen.

Von Dominique Bielmeier & Siri Rokosch
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Die Weihnachtsbäckerei auf dem Striezelmarkt bleibt in diesem Jahr bis auf Ausnahmen leer und dunkel.
Die Weihnachtsbäckerei auf dem Striezelmarkt bleibt in diesem Jahr bis auf Ausnahmen leer und dunkel. © Sven Ellger

Dresden. "In der Weihnachtsbäckerei gibt es manche Leckerei" heißt es im bekannten Kinderlied von Rolf Zuckowski - und auf eine "riesengroße Kleckerei" hatte sich auch der Dresdner Schüler Yannick gefreut, als er am Freitag nach dem Unterricht mit seiner Oma auf den Striezelmarkt ging. Denn in der Weihnachtsbäckerei dort - einer eigenen großen, rosa getünchten Hütte in der Kindererlebniswelt - werden seit vielen Jahren Plätzchen mit Kindern gebacken.

Doch: "Die Freude dauerte nur kurz, denn die Türen waren verschlossen mit dem Hinweis 'dieses Jahr geschlossen'", schrieb Yannicks Vater ein paar Tage später enttäuscht an Sächsische.de. "Somit war die Weihnachtsvorfreude dahin und der Besuch wurde abgebrochen und in die Altmarktgalerie zum Leberkäsebrötchen bei der Fleischerei im Keller verlegt, denn darauf ist Verlass."

Auch am Samstagnachmittag, als auf der Marktbühne die Pfefferkuchenprinzessin gekrönt wurde und beim Puppentheater nebenan das Kasperle Lektionen erteilte, war der Raum der Weihnachtsbäckerei mittendrin dunkel und verlassen.

Warum die Hütte dann überhaupt erst aufgestellt wurde, fragt sich der Leser und hatte sich damit auch direkt an die Stadtverwaltung gewandt und lediglich erfahren: In diesem Jahr wird es tatsächlich keine Weihnachtsbäckerei geben. "Vielleicht hängt es ja mit Mangel an Personal, Energiepreisen, Rohstoffknappheit usw. zusammen", mutmaßt Yannicks Vater. Damit liegt er nicht ganz falsch, zumindest was das Personal angeht.

"Der Fachkräftemangel trifft uns auch hier"

Marlon Gnauck, der die Bäckerei Gnauck in Ottendorf-Okrilla führt, kennt die Gründe für die Absage der Weihnachtsbäckerei auf dem Striezelmarkt. "Jahrelang haben die Altmeister dort mit den Kindern Plätzchen gebacken. Die fehlen jetzt, weil sie nicht mehr können", erklärt der Bäcker. "Der Fachkräftemangel trifft uns auch hier, denn die jungen Bäcker sind entweder gar nicht da oder wollen nicht mit den Kindern Plätzchen backen."

Ein weiterer Grund sei noch immer die Corona-Pandemie. Auch wegen des Ansteckungsrisikos bleibe die Kinderbackstube in diesem Jahr geschlossen, erklärt er. "Wenn so viele Kinder in der Backstube stehen, könnten sie sich möglicherweise anstecken, hat der Schutzverband Dresdner Stollen uns gesagt", so Gnauck.

Seit rund einer Woche hat der 588. Dresdner Striezelmarkt geöffnet - der erste seit Beginn der Corona-Pandemie.
Seit rund einer Woche hat der 588. Dresdner Striezelmarkt geöffnet - der erste seit Beginn der Corona-Pandemie. © Matthias Rietschel/dpa

Schon im vergangenen Jahr, als der Markt nur wenige Tage vor der Eröffnung wegen der Pandemie doch noch abgesagt worden war, wollte man unter anderem auf die Weihnachtsbäckerei verzichten, weil es sich dabei um eine Veranstaltung in einem geschlossenen Raum handelt. Auch Knusperhaus, Märchenhaus, Pflaumentoffelhaus und Wichtelkino wurden gar nicht erst aufgebaut.

Karoline Marschallek, die Geschäftsführerin vom Schutzverband Dresdner Stollen e. V., sagt auf Sächsische.de-Anfrage, man sei "sehr traurig, dass die Weihnachtsbäckerei in diesem Jahr nicht stattfinden kann". Sie bestätigt die von Bäcker Gnauck genannten Gründe - und präzisiert sie: "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Weihnachtsbäckerei sind vor allem Ehrenamtliche – Bäckermeisterinnen und -meister im wohlverdienten Ruhestand", so Marschallek. "Nach den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre unter Coronamaßnahmen sowie der noch bis weit in den September hinein schwer einschätzbaren Entwicklung der Pandemie war die Personalplanung sowie Organisation dieses Angebotes für uns nicht umsetzbar." Als Verband und damit Arbeitgeber für das Backstuben-Team sei man gerade für die Älteren in der Gemeinschaft besonders verantwortlich.

"Wir wollen die Weihnachtsbäckerei in den kommenden Jahren wiederbeleben"

"Zudem macht der Personalmangel im Handwerk auch vor unserem Verband nicht Halt", so Marschallek weiter. "Viele Bäckerinnen und Bäcker sind mehr denn je in ihren eigenen Betrieben gebunden und dort nahezu unabkömmlich. Die Authentizität dieses Angebots steht und fällt aber mit eben deren Expertise aus dem Handwerk."

Die Wirtschaftsförderung der Stadt ergänzt auf Nachfrage, warum die Weihnachtsbäckerei dennoch aufgebaut wurde: "Als Gestaltungselement fanden wir die Hütte trotzdem schön, zudem soll sie auch das Signal senden, dass wir sie grundsätzlich erhalten möchten und in den kommenden Jahren wiederbeleben werden." Das betont auch Karoline Marschallek vom Stollenschutzverband: "Wir sind optimistisch und gehen fest davon aus, dass wir 2023 wieder viele Kinder backend glücklich machen können."

Die Wirtschaftsförderung verweist außerdem auf die Schaubacktage in der Schaumanufaktur auf dem Striezelmarkt, - "wenngleich kein explizites Kinderangebot" -, die auch nur möglich seien aufgrund des ehrenamtlichen Engagements der Dresdner Stollenbäckerinnen und -bäcker. Jeden Striezelmarkt-Freitag, -Samstag und -Sonntag in der Zeit von 10 bis 18 Uhr. Bäcker Gnauck wird dort am 10. und 17. Dezember Stollen backen, den man dann auch probieren kann.