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Wird die "Cityherberge" für Dresden zum Millionengrab?

Es ist eine Entscheidung über mehr als 50 Millionen Euro. Dresden will den Komplex der ehemaligen "Cityherberge", plus Anbau, mieten. Doch es gibt erhebliche Zweifel.

Von Andreas Weller
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Ob die Stadt die "Cityherberge" für Mitarbeiter und Geflüchtete mietet, entscheidet nun der Stadtrat.
Ob die Stadt die "Cityherberge" für Mitarbeiter und Geflüchtete mietet, entscheidet nun der Stadtrat. © Christian Juppe

Dresden. Die Stadtverwaltung benötigt Platz - für ihre Mitarbeiter und Asylbewerber. Deshalb soll der Stadtrat nun darüber entscheiden, ob der Komplex der ehemaligen "Cityherberge" an der Lingnerallee für mindestens zehn Jahre gemietet wird.

Als Alternative bieten die Betreiber des World Trade Centers (WTC) der Stadt mehr Büros an, ohne Unterkünfte für Geflüchtete. Wegen des Zustands der "Cityherberge" gibt es Bedenken, deshalb werden bereits "persönliche Konsequenzen" von Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) gefordert.

Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass Dresden die "Cityherberge" zur Unterbringung von Asylbewerbern und Verwaltungsmitarbeitern nutzen will. An diesem Donnerstag soll der Stadtrat darüber entscheiden.

Nur sechs Millionen Euro für Sanierung eingeplant

Doch im Vorfeld gab es Zweifel und Diskussionen um den Zustand der Immobilie. Baubürgermeister Kühn hat nun erklärt, die Stadt kenne das Gebäude, die Risiken seien "beherrschbar", deshalb brauche man keine externen Gutachter. Doch das sehen einige anders. WTC-Chef Jürgen Rees sagt zu Kühns Ausführungen, er bezweifle, dass die "tatsächlichen Rücklagen und Baukosten" für die gesamten zehn Jahre angesetzt wurden. Denn laut Vorlage der Stadt ist nach 2024 kein Geld mehr dafür eingeplant. Die Stadt sieht vor, das Gebäude mit sechs Millionen Euro in Schuss zu bringen. "Das ist schlicht unrealistisch", so Rees. Bauteile, Dach und technische Anlagen müssten kurz vor dem Verschleiß stehen.

In diese Richtung gehen auch die Bedenken der Fraktion Freie Wähler/Freie Bürger. Sämtliche Eigentümerverpflichtungen zu übernehmen, wie es die Stadt plant, sei viel zu riskant. "Das Gebäude sollte bereits 2019 durch den Eigentümer abgerissen werden", so Stadtrat Torsten Nitzsche. Damit wurde 2018 auch der Neubau des Dresden Forum am Ferdinandplatz von der Stadt begründet, weil die Ämter ausziehen sollten. "Entweder wurde der Stadtrat 2018 getäuscht oder aber die jetzt vorgelegten Zahlen sind unehrlich", sagt Nitzsche.

Personelle Konsequenzen im Fall von Mehrkosten gefordert

Die Robotronkantine sei aus einer ähnlichen Zeit wie das Gebäude der "Cityherberge", aber mit 4.000 Quadratmetern um knapp das Zehnfache kleiner. "Die Sanierung der Robotronkantine soll laut Stadt mindestens zwölf Millionen Euro kosten", so Nitzsche. Da seien sechs Millionen Euro für das deutlich größere Gebäude "erkennbar unrealistisch". Deshalb hat dessen Fraktionschef Jens Genschmar eine klare Forderung: "Wir fordern vom Baubürgermeister Kühn persönliche Konsequenzen für den Fall, dass die von uns befürchteten Mehrkosten eintreten." Kühn setze sich persönlich für das Projekt ein.

Grüne und SPD wollen dagegen dafür stimmen, die "Cityherberge" zu mieten. Auf Antrag der Grünen sollen noch Küchen in den Bereichen der Asylunterkünfte eingebaut werden. Die SPD will klarstellen, dass die 280 Plätze nicht für die kompletten zehn Jahre genutzt werden sollen. "Wenn sich die Lage der hier ankommenden Geflüchteten entspannt, soll die generelle Regelung wieder greifen, nicht mehr als 65 Personen gemeinsam unterzubringen", fordert SPD-Stadtrat Vincent Drews.