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Dresden verbaut 400 Millionen Euro: Rathausturm bleibt für Bürger trotzdem geschlossen

2024 soll es in Dresden mit dem Stadtforum und dem Rathaus beim Bau vorangehen. In die Projekte fließen rund 400 Millionen Euro, auch in den Rathausturm. Weshalb die verkündete Öffnung für die Dresdner trotzdem in weite Ferne rückt.

Von Andreas Weller
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Das Rathaus in Dresden wird saniert, der Turm aber noch lange nicht wieder für die Bürger geöffnet.
Das Rathaus in Dresden wird saniert, der Turm aber noch lange nicht wieder für die Bürger geöffnet. © René Meinig

Dresden. Kitas, Kulturbauten, Stadtteil- und Bürgerhäuser, ein Ärztehaus, das Römische Bad und einiges mehr: Die Stadt Dresden investiert in ihre Gebäude oder errichtet Neue. Allein für die aktuell laufenden Maßnahmen werden rund 400 Millionen Euro eingesetzt. Die sollen vor allem dafür sorgen, CO₂ einzusparen. Was wo genau gebaut wird, was außerdem geplant ist und weshalb es für den Rathausturm trotzdem noch nicht reicht.

Weshalb setzt Dresden auf nachhaltiges Bauen?

Der Bau, Betrieb und Erhalt von Gebäuden erzeugt rund 27 Prozent des CO₂-Ausstoßes in Dresden. Der Stadtverwaltung gehören rund 650 Gebäude in der Stadt. Dazu zählen neben den Verwaltungsstandorten Schulen, Kitas, Kulturbauten und einiges mehr. "Um den Ausstoß zu reduzieren, setzen wir auf nachhaltiges Bauen", gibt Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) die Richtung vor.

Dabei gehe es darum, Gebäude ganz ohne oder mit so wenig Beton wie möglich zu errichten. Stattdessen solle auf wiederverwendbare Materialien gesetzt werden, den Umgang mit Regenwasser, Photovoltaikanlagen (PV) auf Dächern, Fassadenbegrünung und vieles mehr.

So bekommt beispielsweise das Rathaus am Dr.-Külz-Ring eine PV-Anlage auf den Dachflächen im Innenhof für 1,3 Millionen Euro, über die ab 2025 rund 20 Prozent des Strombedarfs gesammelt werden soll. Bäume, die an der Kreuzstraße noch gepflanzt werden, sollen mit Regenwasser vom Rathaus aus über ein Zisternen-System bewässert werden. Außerdem ist ein Energiemanagementsystem geplant.

Erst danach, ab Ende 2025, steht die eigentliche Komplexsanierung des Rathauses an, die mit 94 Millionen Euro veranschlagt ist und jetzt bereits mit einer Kostensteigerung von rund 20 Millionen Euro gerechnet wird.

Durch das gezielte nachhaltige Bauen könne laut Kühn nicht nur viel CO₂ eingespart werden, sondern auch der Betrieb werde deutlich günstiger, weil weniger Energie verbraucht wird. "Wir knüpfen direkt an das Klimaschutzkonzept an."

Welche Projekte in Dresden sind fertig?

Anja Lange, die kommissarische Amtsleiterin des Amtes für Hochbau und Immobilienverwaltung, hat nun die wichtigsten Projekte vorgestellt. Ende 2023 ist die neue Kita an der Nöthnitzer Straße 40 fertig geworden. Für 7,1 Millionen Euro entstand der Bau für 135 Kinder in Holzbauweise, mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe.

Bereits im Juli des vergangenen Jahres wurde der Neubau des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes an der Oskar-Röder-Straße eingeweiht. Das Gebäude mit PV-Anlage, Regenwasserrigolen und E-Ladestationen kostete gut sechs Millionen Euro. Dort kommen auch moderne Arbeitswelten zum Einsatz.

Welche Gebäude in Dresden sind noch im Bau?

Seit 2021 läuft die Sanierung im Rathaus Pieschen. Für 3,5 Millionen Euro wird das denkmalgeschützte Gebäude so saniert, dass es barrierefrei wird. Im April soll es fertig sein. An historischen Gemäuern wird auch im Festspielhaus Hellerau noch bis zum Frühjahr gebaut. Im Ostflügel entsteht für 13,8 Millionen Euro das Residenz- und Probezentrum. Vier Millionen Euro werden dann auch im Ärztehaus an der Bautzner Straße verbaut sein, inklusive Brandschutz, Denkmalschutz, Instandsetzung und Umbau.

Mitte des Jahres soll dann der Palitzschhof an der Gamigstraße fertig sein. Der Altbau wird für 2,7 Millionen Euro zu einem Bürger- und Kulturtreff. Mehr als neun Millionen Euro fließen in den Neubau des Stadtteilhauses in Johannstadt an der Pfeifferhannsstraße. Der Bau soll im September 2025 abgeschlossen sein. Dies ist ein Pilotprojekt nach der BIM-Methode. BIM steht für Building Information Modeling - ein Prozess, bei dem dem alle am Bauprojekt Beteiligten involviert sind, um immer auf dem aktuellen Stand zu sein und Planungsfehler zu vermeiden.

Diese Methode wird auch beim Kulturzentrum "Scheune" in der Äußeren Neustadt angewendet. Dort wird der Bau bis August 2025 für sieben Millionen Euro erweitert, der Brandschutz erneuert, PV und Fassadenbegrünung angebracht. In das Römische Bad am Schloss Albrechtsberg fließen bis 2027 rund 6,6 Millionen Euro.

Wie steht es um den Rathausturm in Dresden?

Der vor Jahren geschlossene Rathausturm wird ab April notdürftig saniert. 750.000 Euro werden dafür investiert. Bis November soll das fertig sein und ab Januar 2025 ist geplant, den Turm wieder zu öffnen. "Aber nur für kleine Gruppe mit bis zu fünf Personen, plus einen Brandschutzhelfer", erläutert Bürgermeister Kühn.

Anders als zunächst angekündigt, soll er zumindest noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Das war eigentlich für 2026 vorgesehen. Die Stadt arbeite an einem Konzept. "Der Turm wird anlassbezogen geöffnet, nicht täglich", so Kühn.

Eine generelle Öffnung sei aus Brandschutzgründen nicht möglich. "Für eine breite Öffentlichkeit bräuchte es einen zweiten Rettungsweg, also einen Fahrstuhl, der außen angebracht werden muss." Dafür sei bis 2029 kein Geld da, was danach komme, sei fraglich. "Es gibt ja auch andere Türme in Dresden, aber das Ziel ist es, eine Lösung zu finden", sagt Kühn.

Welche weiteren Projekte sind in Dresden geplant?

Ab Ende dieses Jahres sollen die Technischen Sammlungen an der Junghansstraße endlich eine neue Hofkellerdecke bekommen. Die Stadt hofft auf Fördermittel. Das Projekt ist mit 6,45 Millionen Euro veranschlagt. Ab 2025 soll das Carl-Maria-von-Weber-Museum an der Dresdner Straße denkmalgerecht instandgesetzt werden. 3,9 Millionen Euro sollen bis Mai 2026 verbaut sein, um am 200. Todestag des Komponisten in dessen ehemaligem Wohnhaus eine Ausstellung zeigen zu können.

Das Alumnat des Dresdner Kreuzchors wird ab Ende 2025 für rund 8,4 Millionen Euro umgebaut und modernisiert - inklusive der Gebäudetechnik. Nachhaltig soll der Bau der neuen Kita in Weixdorf werden. Der Bau ist für 350 Kinder vorgesehen, inklusive Holzfassade, natürliche Querlüftung, PV-Anlage und Gründach. Gebaut wird ab April, Ende 2026 soll die Kita fertig sein.

Außerdem wird 2025 das Stadtforum fertiggestellt. Am neuen Verwaltungszentrum für 123 Millionen Euro wurde im vergangenen Jahr Richtfest gefeiert. Die Verwaltung soll dort komplett papierlos mit E-Akten arbeiten.

Dann ziehen aus dem eigentlichen Rathaus und dem Ordnungsrathaus an der Theaterstraße etwa 850 Verwaltungsmitarbeitende in die gemietete "Cityherberge", die auch als Unterkunft für Geflüchtete dient. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zieht mit seinem Geschäftsbereich in das Stadtforum. Denn dann werden das Rathaus und das Ordnungsrathaus saniert. Perspektivisch ist sogar geplant, am Ferdinandplatz einen weiteren Neubau für 107 Millionen Euro zu errichten.