Dresden. Die Feuerwehr ist im Einsatz, ein Rettungshubschrauber landet neben dem Karstadt-Gebäude: In der Innenstadt von Dresden hat sich ein schwerer Unfall auf einer Baustelle ereignet.
Direkt neben dem Rundkino ist ein Kran umgestürzt, der Ausleger schlug dabei gegen ein Wohnhaus. "Menschen haben laut geschrien, es fühlte sich an wie ein Erdbeben", beschreibt der 24-jährige Yiming Zhao den Unglücksmoment. Er wohnt im achten Stock des Hauses, das der Kran-Ausleger getroffen hat, und hat gespürt, "wie auf einmal der Fußboden zu wackeln anfing".
Yiming Zhao saß gerade am Schreibtisch. "Ich wusste ja, in Deutschland gibt es keine Erdbeben, ich wollte aber trotzdem rausgehen. Das Gebäude verlassen konnte ich aber nur über die Hintertür, weil vorne alles abgesperrt ist." Jetzt steht er vor dem Haus und fühlt sich sicher.
Ähnlich geht es Chef Michael Kling und seinen Mitarbeiterinnen Romy Varga und Ulrike Böhm vom Erotik-Laden im Erdgeschoss des Hauses St. Petersburger Straße 18a. Seit elf Jahren befindet sich das Geschäft in dem Karree aus der DDR-Zeit, in dem auch Teile der Stadtverwaltung untergebracht sind. Sie mussten den Laden verlassen, Sicherheit steht jetzt an erster Stelle. Die Verkäuferinnen hätten sich zu Tode erschreckt, berichtet Kling. "Es hat so gekracht, wir sind um unser Leben gerannt", sagt Ulrike Böhm.
Michael Kling hofft, dass sie bald wieder in den Laden dürfen. "Hoffentlich werden Kran und Trümmer schnell beräumt, damit wir weiterarbeiten können."
Kran-Unglück in Dresden: Gebäude ist beschädigt
Feuerwehrsprecher Klahre macht ihm allerdings wenig Hoffnung. Die Helfer sichern derzeit den Unglücksort und warten auf die Verantwortlichen, auf deren Baustelle der mindestens 50 Meter hohe Kran stand. Bevor nicht mit ihnen gesprochen werden konnte, kann nicht damit begonnen werden, den Kran zu beräumen. Das Wohnhaus mit den Eingängen St. Petersburger Straße 18a und 18b ist bei dem Unglück beschädigt worden. Verletzt wurde aber niemand.
Ursache für das Kran-Unglück ist noch unklar
Bauherr der Unglücksbaustelle ist die Firma "Values.Real Estate Holding GmbH" aus Hamburg. Auf dem Grundstück des früheren Wöhrl-Gebäudes wird derzeit ein Hotel gebaut, in dessen unteren Etagen auch Läden entstehen sollen. "Wir sind derzeit in Gesprächen mit der Baufirma dabei uns ein Bild von der Lage zu machen. Momentan können wir noch nichts zu möglichen Ursachen für das Unglück sagen", erklärt Rüdiger Heide, der Unternehmenssprecher der "Values.Real Estate Holding".
Das neue Gebäude umfasst eine Fläche von insgesamt 10.000 Quadratmetern. Das entspricht etwa der Größe des Dresdner Altmarktes. Hier wird künftig die Premium-Economy-Hotelkette "Premier Inn" einziehen. Anfang 2023 will der Projektentwickler "Values Real Estate" die Flächen an den britischen Hotelbetreiber übergeben. Unklar ist, ob das Unglück nun die Bauarbeiten verzögert.