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Kran-Unglück in Dresden: "Hat sich wie Erdbeben angefühlt"

In der Innenstadt von Dresden stürzt am Montag ein Baukran um und schlägt gegen ein Haus. Rettungshubschrauber und Feuerwehr sind im Einsatz.

Von Kay Haufe & Nadja Laske & Christoph Springer & Luisa Zenker
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An einer Innenstadt-Baustelle in der Ferdinandstraße ist am Montagnachmittag ein Baukran umgekippt. Die Feuerwehr ist vor Ort im Einsatz.
An einer Innenstadt-Baustelle in der Ferdinandstraße ist am Montagnachmittag ein Baukran umgekippt. Die Feuerwehr ist vor Ort im Einsatz. © SZ/Nadja Laske

Dresden. Die Feuerwehr ist im Einsatz, ein Rettungshubschrauber landet neben dem Karstadt-Gebäude: In der Innenstadt von Dresden hat sich ein schwerer Unfall auf einer Baustelle ereignet.

Direkt neben dem Rundkino ist ein Kran umgestürzt, der Ausleger schlug dabei gegen ein Wohnhaus. "Menschen haben laut geschrien, es fühlte sich an wie ein Erdbeben", beschreibt der 24-jährige Yiming Zhao den Unglücksmoment. Er wohnt im achten Stock des Hauses, das der Kran-Ausleger getroffen hat, und hat gespürt, "wie auf einmal der Fußboden zu wackeln anfing".

Yiming Zhao saß gerade am Schreibtisch. "Ich wusste ja, in Deutschland gibt es keine Erdbeben, ich wollte aber trotzdem rausgehen. Das Gebäude verlassen konnte ich aber nur über die Hintertür, weil vorne alles abgesperrt ist." Jetzt steht er vor dem Haus und fühlt sich sicher.

Das Wohnhaus mit den Eingängen St. Petersburger Straße 18a und 18b wurde bei dem Unglück beschädigt.
Das Wohnhaus mit den Eingängen St. Petersburger Straße 18a und 18b wurde bei dem Unglück beschädigt. © Roland Halkasch

Ähnlich geht es Chef Michael Kling und seinen Mitarbeiterinnen Romy Varga und Ulrike Böhm vom Erotik-Laden im Erdgeschoss des Hauses St. Petersburger Straße 18a. Seit elf Jahren befindet sich das Geschäft in dem Karree aus der DDR-Zeit, in dem auch Teile der Stadtverwaltung untergebracht sind. Sie mussten den Laden verlassen, Sicherheit steht jetzt an erster Stelle. Die Verkäuferinnen hätten sich zu Tode erschreckt, berichtet Kling. "Es hat so gekracht, wir sind um unser Leben gerannt", sagt Ulrike Böhm.

Michael Kling hofft, dass sie bald wieder in den Laden dürfen. "Hoffentlich werden Kran und Trümmer schnell beräumt, damit wir weiterarbeiten können."

Kran-Unglück in Dresden: Gebäude ist beschädigt

Feuerwehrsprecher Klahre macht ihm allerdings wenig Hoffnung. Die Helfer sichern derzeit den Unglücksort und warten auf die Verantwortlichen, auf deren Baustelle der mindestens 50 Meter hohe Kran stand. Bevor nicht mit ihnen gesprochen werden konnte, kann nicht damit begonnen werden, den Kran zu beräumen. Das Wohnhaus mit den Eingängen St. Petersburger Straße 18a und 18b ist bei dem Unglück beschädigt worden. Verletzt wurde aber niemand.

Ursache für das Kran-Unglück ist noch unklar

Bauherr der Unglücksbaustelle ist die Firma "Values.Real Estate Holding GmbH" aus Hamburg. Auf dem Grundstück des früheren Wöhrl-Gebäudes wird derzeit ein Hotel gebaut, in dessen unteren Etagen auch Läden entstehen sollen. "Wir sind derzeit in Gesprächen mit der Baufirma dabei uns ein Bild von der Lage zu machen. Momentan können wir noch nichts zu möglichen Ursachen für das Unglück sagen", erklärt Rüdiger Heide, der Unternehmenssprecher der "Values.Real Estate Holding".

Die Schäden am Haus St. Petersburger Straße 18a sind besonders groß.
Die Schäden am Haus St. Petersburger Straße 18a sind besonders groß. © SZ/Nadja Laske
Hier sind auch mehrere Geschäfte betroffen.
Hier sind auch mehrere Geschäfte betroffen. © SZ/Nadja Laske
"Das hat so gekracht, wir sind um unser Leben gerannt", berichtet eine Verkäuferin.
"Das hat so gekracht, wir sind um unser Leben gerannt", berichtet eine Verkäuferin. © Roland Halkasch
Das hintere Ende des Kranauslegers hat auch das gegenüberliegende Haus getroffen.
Das hintere Ende des Kranauslegers hat auch das gegenüberliegende Haus getroffen. © Roland Halkasch

Das neue Gebäude umfasst eine Fläche von insgesamt 10.000 Quadratmetern. Das entspricht etwa der Größe des Dresdner Altmarktes. Hier wird künftig die Premium-Economy-Hotelkette "Premier Inn" einziehen. Anfang 2023 will der Projektentwickler "Values Real Estate" die Flächen an den britischen Hotelbetreiber übergeben. Unklar ist, ob das Unglück nun die Bauarbeiten verzögert.