SZ + Görlitz
Merken

Görlitzer Tierpark-Restaurant schließt

Otto Javůrek gibt die Gaststätte „Zum Gebratenen Storch“ im Tierpark Görlitz zum Jahresende auf. Was nach ihm kommt, ist völlig ungewiss.

Von Ingo Kramer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Otto Javurek (M.) hat die Tierpark-Gaststätte seit 2017 betrieben.
Otto Javurek (M.) hat die Tierpark-Gaststätte seit 2017 betrieben. © Archivfoto: Pawel Sosnowski

Im Moment deutet vor Ort noch nichts auf eine anstehende Schließung hin. Das Schild draußen an der Straße und auch die Internetseite verheißt eine tägliche Öffnung von 11 bis 22 Uhr – ohne Ruhetag. In dieser Zeit bietet das Tierpark-Restaurant „Zum Gebratenen Storch“ in Görlitz neben deutscher auch tschechische Küche an. Kein Wunder: Otto Javůrek, der das Lokal seit 2017 betreibt, ist Tscheche.

Doch zum Jahresende ist Schluss. Das bestätigen sowohl Javůreks Mitarbeiter vor Ort als auch Sven Hammer, Geschäftsführer und Direktor des Naturschutz-Tierparks Görlitz. Javůrek selbst ist in Tschechien – und dort für die SZ nicht erreichbar. Hammer erklärt, Javůreks Weggang habe nichts mit Görlitz oder dem Tierpark zu tun: „Er zieht aus privaten Gründen nach Südböhmen.“

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

Wer oder was nach Javůrek kommt, ist völlig ungewiss. Vermieter des Restaurants ist der Tierpark. „Wir haben im Moment erst einmal andere Baustellen“, sagt Hammer. Vieles komme nicht so voran, wie er sich das gewünscht hatte. „Die Kulturraum-Gelder sind ewig versprochen, aber noch immer nicht da“, beklagt er. Auch beim Bau des neuen Parkplatzes an der Zittauer Straße und bei der Tibet-Anlage wünscht er sich mehr Tempo. „Der Parkplatz hat oberste Priorität“, so Hammer.

Tierparkchef hat keine Eile

Beim „Gebratenen Storch“ hingegen sieht er aktuell keine Eile. Javůrek sei noch bis zum Jahresende da. Er wolle ausziehen, danach stehen eine Bestandsaufnahme und gegebenenfalls auch Reparaturen an. Es sei ja alles in die Jahre gekommen. „Es wird also auf keinen Fall nahtlos weitergehen“, sagt Hammer. Bisher habe der Tierpark den Restaurantbetrieb jedenfalls noch nicht ausgeschrieben, und es habe sich auch noch niemand gemeldet, der das Restaurant weiterführen will.

Soll der „Gebratene Storch“ überhaupt weiterhin Restaurant bleiben? „Auch das ist noch offen“, sagt der Tierpark-Direktor: „Wir müssen in der Findungskommission erst einmal intern klären, wie es weitergehen soll.“ Wie schnell sich dafür Zeit finden wird, kann er aktuell noch nicht abschätzen. Was hingegen schon klar ist: Im Obergeschoss über dem Restaurant sollen Ferienwohnungen entstehen. Motto: „Urlaub im Zoo“. Die erste Wohnung sei schon fast fertig: „Wir werden in zwei Wochen darüber informieren.“ Alles Weitere hänge dann an der wirtschaftlichen Lage.

Die Idee ist nicht ganz neu

Sven Hammer hatte die Idee für „Urlaub im Zoo“ bereits Anfang 2017 in der SZ geäußert. „Warum nicht eine Pension in der Storchenvilla?“, fragte er schon damals. Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1849 wurde es als Wohnstallhaus eines landwirtschaftlichen Betriebes errichtet, um 1880 bekam es nach Umbauten die Anmutung eines adeligen Landsitzes. Anfang der 1920er-Jahre wurde ein Seitenflügel angebaut, um 2000 wurde saniert.

Das Restaurant „Zum Gebratenen Storch“ hatte seither wechselnde Betreiber. Jens Depta blieb zehn Jahre – bis Ende 2012. Familie Cerobski aus Zgorzelec übernahm den „Storch“ 2013. Seit 2015 betreibt sie auch die Vierradenmühle. Aber offensichtlich lief es im „Storch“ wirtschaftlich für sie nicht wie gedacht. Nach dem Weggang der polnischen Familie folgte Anfang 2017 eine Neuausschreibung.

2017 gab es fünf Bewerber

Fünf Bewerber gab es damals für die Tierpark-Gaststätte. Otto Javůrek bekam den Zuschlag. Der Mann aus Tschechien war damals schon seit 17 Jahren im Gastronomiegeschäft tätig. Er besaß zwei Restaurants in Liberec, konzentrierte sich dort auf italienische Küche. 2014 übernahm er den früheren „Schwaben“ in Zittau, machte aus der Kneipe an der Inneren Weberstraße die „Alte Böhmische Stube“. Die schloss er allerdings, als er 2017 das Restaurant „Zum Gebratenen Storch“ in Görlitz übernahm.

Dort lief es für ihn eigentlich ganz gut – bis Corona kam. Hammer hoffte damals, dass das Lokal überlebt. Um die Chancen zu erhöhen, nahm er zwischenzeitlich keine Miete von den Restaurantbetreibern, die ja keine Einnahmen hatten.

Anfang 2021 erklärte Hammer, die Tierparkvilla solle als Kultur- und Bildungszentrum in den Obergeschossen umgebaut werden. Im ersten Obergeschoss sollten Ausstellungen und Vorträge stattfinden. Das wäre nicht völlig neu, auch zuvor waren dort schon die Storchenausstellung und Seminarräume zu finden. Das zweite Obergeschoss dagegen war immer Baustelle. Künftig sollen dort im Rahmen des zoopädagogischen Konzeptes drei Gästewohnungen entstehen, erklärte Hammer die Idee, die in anderen Tierparks schon funktioniere. Und nicht nur dort: Auch auf der Kulturinsel Einsiedel können Gäste zwischen Tiergehegen übernachten. Die Umsetzung in Görlitz sei vom Geld abhängig.