SZ + Görlitz
Merken

Görlitz: Verwaltung löst Wochenmarkt-Streit – zumindest vorerst

Die Händler freuen sich: Im Winter dürfen sie am Marienplatz stehen. Doch das Platz-Problem ist nur aufgeschoben. Was Rathaus und Marktgilde dazu sagen.

Von Marc Hörcher & Ingo Kramer
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Tomek Trodler vor seinem Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt auf dem Marienplatz in Görlitz. Er freut sich, sein neuer Standort sei top, sagt er.
Tomek Trodler vor seinem Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt auf dem Marienplatz in Görlitz. Er freut sich, sein neuer Standort sei top, sagt er. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Kurz vor Weihnachten gab es im Stadtrat eine frohe Botschaft zu verkünden: Die Stadtverwaltung präsentierte eine Lösung für den Händler-Streit um die Standorte beim Görlitzer Wochenmarkt. Bedingt durch die Baustelle am Elisabethplatz hatten sich in den vergangenen Wochen alle irgendwie mit der neuen Situation arrangieren müssen. Verwaltung und die Deutsche Marktgilde hatten sich zunächst auf eine Zweiteilung des Marktes verständigt - Imbisse oben am Marienplatz, Händler am unteren Elisabethplatz. Aber kaum jemand fand die Händler dort, sie klagten über Umsatz-Einbußen, Laub und Dreck an diesem Standort.

Bei der Stadtverwaltung war das Problem bereits im Dezember angekommen. „Wir haben uns mit der Marktgilde in Verbindung gesetzt und die aktuellen Marktstände erfasst“, erklärte Ordnungsamtsleiter Uwe Restetzki drei Tage vor Heiligabend im Görlitzer Stadtrat. Das Ergebnis dieser Erfassung: „Auf dem unteren Elisabethplatz sind die Bedingungen aktuell nicht die besten“, so Restetzki. Oft seien auch nur zwei bis drei Händler dort anzutreffen.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

Deshalb habe sich die Stadt entschieden, weitere Teile des Marienplatzes für den Markt zu nutzen. „Vor dem Naturkundemuseum haben wir die Sitzbänke entfernt, um Platz zu schaffen“, sagte Restetzki. Nun könnten alle Händler, die derzeit da sind, auf dem Marienplatz stehen. Wichtig aber aus städtischer Sicht: „Feuerwehrdurchfahrt und Fußgängerweg über den Platz müssen frei bleiben.“

Die jetzige Regelung soll bis 31. März gelten – also in der kalten Jahreszeit, in der ohnehin nicht so viele Händler auf dem Markt zu finden sind. Ab April rechnen Marktgilde und Stadt wieder mit deutlich mehr Händlern. Dann solle es wieder laufen wie vor Weihnachten, erklärte der Behördenleiter: „Imbisse sollen dann weiter auf dem Marienplatz stehen, die anderen Stände auf dem unteren Elisabethplatz.“

Karotten, Honig und frische Eier: Das und mehr verkauft Tomek Trodler nun auf dem Marienplatz. Er stehe bei Wind und Wetter hier, sagt er. Einige seiner Kollegen hingegen machen im Januar noch Urlaub, deswegen ist es auch so leer.
Karotten, Honig und frische Eier: Das und mehr verkauft Tomek Trodler nun auf dem Marienplatz. Er stehe bei Wind und Wetter hier, sagt er. Einige seiner Kollegen hingegen machen im Januar noch Urlaub, deswegen ist es auch so leer. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Die Stadt habe nicht mit den Händlern gesprochen, sondern mit der Marktgilde, räumte Restetzki ein. Die Marktgilde habe mit den Händlern geredet. Mit der jetzigen Lösung seien die Probleme behoben: „Wir werden in Zukunft sehen, wie sich die Zufriedenheit von Händlern und Besuchern entwickelt.“ Die jetzige Lösung sei top, findet der deutsch-polnische Obst- und Gemüsehändler Tomek Trodler. Der 51-Jährige hat am Donnerstag den einzigen Händler-Stand auf dem Marienplatz, dabei ist Donnerstag Haupttag für das Görlitzer Marktgeschehen. Im Winter ist eben nicht so viel los, wohl auch deswegen reicht der Platz derzeit aus. Trodler freut sich, dass die Leute ihn endlich finden. In den ersten Wochen nach Baustellen-Beginn sei das nicht so gewesen. Da musste auch sein Stand für ein paar Wochen am unteren Elli versauern. Auch Tomek bekam die Umsatzeinbußen zu spüren. Er habe sogar Ware wegschmeißen müssen: 60 Kilogramm Tomaten, 20 Kilogramm Gurken, weiteres Gemüse - ein Minus von 700 Euro ergab das, rechnet er vor. Tomek ärgert sich und kann den Beschluss nicht nachvollziehen. „Nicht normal“ sei das gewesen. Auch über die Ungleichbehandlung hat er sich geärgert, manch ein Händler, der sich beschwerte, durfte an den Standort auf der Sonnenseite, also auf dem Marienplatz - nicht in Ordnung, schimpft er.

Marktbesucherin ärgert die schlechte Kommunikation

Umso mehr ist er aber jetzt voll des Lobes über die Verwaltung. Nachdem Tomek, weitere Händler, Stadträtin Jana Krauß von der Fraktion Motor Görlitz/ Bündnisgrüne und nicht zuletzt Sächsische.de das Thema auf den Tisch brachten, ging es doch recht schnell. Drei Tage nach der Beschwerde sei schon etwas in Bewegung gesetzt worden, lobt Tomek. Deutlich schneller als in Polen - wenn man dort so ein Problem anspreche, werde es „nach Jahren oder nie“ gelöst, sagt er und lacht.

Wie es allerdings ab dem Frühling weitergehen soll, das weiß er auch nicht so recht, meint er, und wird gleich wieder ernst. Dann wieder dauerhaft unten in der Katzenecke zu stehen, darauf hat er jedenfalls keine Lust - und unwirtschaftlich wäre es für ihn zudem. „Keine Ahnung“, was dann werden soll, meint Tomek schulterzuckend. An einen ganz anderen Standort in der Stadt möchte er nicht. Drüben vor dem Asia-Imbisswagen wartet eine 62-jährige Görlitzerin auf ihr Chili-Gericht. Sie fand den Standort am unteren Elisabethplatz mit seiner Allee zwar schöner, sagt sie. Aber es sei schlecht kommuniziert gewesen, wo man die Händler finde - sie habe eine Zeit gebraucht.

Was wird nun ab April mit dem Markt? Auf SZ-Anfrage heißt es aus dem Rathaus: „Der Wochenmarkt soll dann, wie ursprünglich vorgesehen, auf dem unteren Elisabethplatz und dem Marienplatz im Bereich des Dicken Turmes stattfinden. In Abhängigkeit der Witterungsbedingungen und der Händleranzahl ist aber auch eine Verlängerung der jetzt praktizierten Variante über den 31. März hinaus denkbar“. Die Antwort von Katrin Schiel, Leiterin der Dresdner Niederlassung der Marktgilde, klingt etwas anders. Für sie stehe fest: Ab April müsse der Markt wieder zweigeteilt werden. Oben sei nun mal nicht Platz für alle Händler. Man habe das gemeinsam mit dem Ordnungsamt geprüft. Eine Alternative gebe es nicht. Den Postplatz als Plan B habe man geprüft, und von den Händlern einhellig die Antwort bekommen, dass dies nicht gewünscht sei. Schiel hofft, dass der Elisabethplatz im Frühling nicht „derart aufweicht“ dass das die Lage erträglicher mache. Wie unglücklich der Elisabethplatz witterungsbedingt im Winter sei, habe man bei der Deutschen Marktgilde gar nicht gewusst, ergänzt sie, „wir kannten ihn vorher nicht“.