Johanna beißt sich durch - die ungewöhnliche Geschichte einer Bäckergehilfin

Ein gewöhnlicher Donnerstagvormittag in der Produktion der Bäckerei Geißler in Ostritz. Johanna Strauß öffnet die Tür eines Kühlraums. Verschiedene Teiglinge lagern dort, von Brötchen bis Croissants. Die 25-Jährige hat die Aufgabe, die Stückzahlen zu prüfen und beim Verpacken und Veredeln zu helfen. Gerade das Kopfrechnen bekomme die junge Frau supergut hin, bescheinigt ihr Robert Ritter, einer der beiden Geschäftsführer der Bäckerei Geißler. Der Grund: Die junge Frau ist Autistin und rechnet schneller als mancher Mensch, der diese Einschränkung nicht hat, sagt Ritter. Bei Frau Strauß wurde ein Grad der Behinderung von 80 Prozent festgestellt.
Johanna Strauß selbst ist durchaus stolz auf sich selbst. Wenn es um ihre Fähigkeiten geht, äußert sie sich jedoch eher vorsichtig zurückhaltend bis bescheiden: „Kein Genie“ sei sie, allerdings, „denke ich auch nicht, dass ich dumm bin“ - zwei der vielen Vorurteile, mit denen sie im Alltag bereits oft konfrontiert wurde. Überhaupt, der Weg hier in diesen Betrieb, in dem sie sich mittlerweile so gut integriert hat, war für sie alles andere als leicht.