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Stadthallenstiftung verliert weiteren Promi

Im Februar war die Aufregung groß, als zwei prominente Mitglieder das Kuratorium verließen. Jetzt tritt auch der frühere polnische Botschaftsrat Slawomir Tryc aus.

Von Ines Eifler
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Wolfgang Thierse (l.) war vier Jahre lang Mitglied im von Volker Bandmann (r.) geleiteten Kuratorium der Stadthallenstiftung. Seinem Austritt sind nun schon zwei weitere Mitglieder gefolgt.
Wolfgang Thierse (l.) war vier Jahre lang Mitglied im von Volker Bandmann (r.) geleiteten Kuratorium der Stadthallenstiftung. Seinem Austritt sind nun schon zwei weitere Mitglieder gefolgt. © Pawel Sosnowski/Archiv

Als im Frühjahr Wolfgang Thierse, das berühmteste Mitglied des Kuratoriums der Stadthallenstiftung, aus diesem Gremium austrat, waren viele geschockt. Ihm folgte ein weiterer Austritt, und nun setzt sich die Reihe fort: Slawomir Tryc, ehemaliger polnischer Botschaftsrat in Berlin und heute Vertretungsprofessor an der Hochschule Zittau/Görlitz, kehrt der Stadthallenstiftung ebenfalls den Rücken.

Der frühere Bundestagspräsident Thierse (SPD) und der Präsident der Internationalen Beethoven-Gesellschaft Tomasz Tomaszewski hatten das Kuratorium bereits im Februar verlassen. Sie waren so entrüstet darüber, dass im Zuge der jüngsten Stadtratswahlen der AfD-Fraktionsvorsitzende Lutz Jankus (parteilos) Mitglied des Kuratoriums geworden war und sie nichts davon erfahren hatten, dass sie die Konsequenzen zogen.

Austritte wegen AfD-Mann im Kuratorium

"Ich möchte mich nicht in einer Gesellschaft aufhalten", sagte Thierse damals, "in der ein Funktionär einer nationalistischen Partei eine Rolle spielt." Er sprach damit die kurzzeitige NPD-Mitgliedschaft von Lutz Jankus als 19-Jähriger an, die für die AfD Grund gewesen war, ihm die Parteimitgliedschaft zu verweigern. Tomaszewski sagte zu seinem Austritt: "Ich verwahre mich auf das Schärfste dagegen, dass mein Name durch jedwede Verbindung zu Herrn Jankus in den Schmutz gezogen wird."

Slawomir Tryc war den beiden im Februar bewusst nicht gefolgt. "Ausschlaggebend war dabei meine Überzeugung, dass man in schwierigen politischen Zeiten eher Kompromisse eingehen, nach Lösungen suchen soll, statt auf die Barrikaden zu gehen. Dass man die gesund Denkenden, und das sind die meisten Mitglieder des Stadthallenkuratoriums, eher stärken soll, statt sie durch den Austritt zu schwächen." So begründet Tryc, dass er den Schritt vor vier Monaten nicht mitging, in einem offenen Brief an Volker Bandmann, den Vorsitzenden des Kuratoriums der Stadthallenstiftung.

Jetzt aber betrachtet er seine Entscheidung von Februar als Fehler. Nach reiflicher Überlegung sei er zu dem Schluss gekommen, dass er als langjähriger polnischer Diplomat doch nicht mit der AfD in Verbindung gebracht werden wolle: "Mit einer Partei, dessen Vertreter Alexander Gauland die NS-Zeit kleinredet und relativiert ("Vogelschiss in der Geschichte") sowie im Bundestag für Verständnis für den Hitler-Stalin-Pakt plädiert", so Tryc.

Der Stiftungsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Octavian Ursu, kündigte bereits im Februar an, neue Kuratoriumsmitglieder als Ersatz finden zu wollen. Eile geboten ist dabei aber nicht. Gebraucht werden fünf Mitglieder, im Moment sind es noch sechs.