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Von wegen kalte Gesellschaft: So viel Mitgefühl zeigen die Oberlausitzer

Spendenaktionen haben in den vergangenen Monaten in Löbau-Zittau unglaubliche 625.000 Euro zusammengebracht. Die Riesen-Summe zeigt: Auch in Krisen-Zeiten halten die Menschen zusammen. SZ zeigt, wohin die Spenden gingen.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Moritz Wechler aus Beiersdorf (Mitte) ist im Januar völlig überraschend verstorben, für seine Familie gab es eine große Spendenaktion. Auch für andere Schicksale spendeten Menschen viel Geld.
Moritz Wechler aus Beiersdorf (Mitte) ist im Januar völlig überraschend verstorben, für seine Familie gab es eine große Spendenaktion. Auch für andere Schicksale spendeten Menschen viel Geld. © privat, Rafael Sampedro, Matthias Weber

Völlig unerwartet wird ein 18-Jähriger aus Beiersdorf aus dem Leben gerissen - und seine Familie erlebt in dieser schweren Zeit eine Welle der Hilfsbereitschaft. Eine Freundin hatte im Internet einen Spendenaufruf gestartet - damit die Familie neben dem großen Schmerz über den Verlust nicht auch noch finanzielle Sorgen haben muss. Die Anteilnahme war riesig, die Spendenbereitschaft groß. 12.759 Euro sind seit dem Start der Kampagne Ende Januar eingegangen.

Ob tragischer Tod, Unfall oder Hausbrand - immer wieder berichtet die SZ über Schicksale und Spendenaktionen. Hinzu kommen weitere Aktionen, bei denen es nicht nur um Geld geht: Typisierungen für kranke Menschen, die auf eine Stammzellspende angewiesen sind oder Sachspenden, wie etwa die Aktion von Trucker-Fans aus Zittau, die Hygieneartikel, Nudeln, Konserven und Spielzeug ins noch immer vom Hochwasser gebeutelte Ahrtal schickten.

Der Erfolg aller Aktionen zeigt: Auch in schwierigen Zeiten haben die Menschen noch Mitgefühl - und Geld - für andere übrig. Die SZ gibt einen Überblick wie viel Geld allein in den letzten Monaten bei Crowdfunding- und Spendenaktionen für Menschen in Not aus Löbau-Zittau gesammelt wurde:

Nach Tod einer Oppacher Mutter: 13.715 Euro

Im Februar 2023 verstarb eine junge Mutter aus Oppach. (Symbolfoto)
Im Februar 2023 verstarb eine junge Mutter aus Oppach. (Symbolfoto) © dpa

Michaela aus Oppach starb im Februar 2023 mit 35 Jahren ganz plötzlich kurz nach der Geburt ihres vierten Kindes. Sie hinterließ ihren Mann, drei Töchter und den neugeborenen Sohn. Um die Familie zu unterstützen, starten Eltern aus der Schkola Ebersbach, die Michaelas Kinder besuchen, eine Spendenaktion im Internet. "Auch wenn der Hintergrund unendlich tragisch ist, ist es doch so schön zu erleben, was für herzliche und großherzige Menschen es gibt", schreiben die Organisatoren, überwältigt von der großen Anteilnahme.

Hilfe für Kim: 6.000 Euro

Dank Spenden kann Kim nun sicher mit dem Rollstuhl ins Haus der Familie in Ebersbach gelangen.
Dank Spenden kann Kim nun sicher mit dem Rollstuhl ins Haus der Familie in Ebersbach gelangen. © Matthias Weber/photoweber.de

Kim ist mir ihrer Familie von Dresden in die alte Heimat nach Ebersbach gezogen, ihre Eltern haben hier ein Haus gebaut. Weil Kim aber durch einen Gendefekt von Geburt an schwer behindert und auf einen Elektrorollstuhl angewiesen ist, muss an das neue Haus eine Rampe angebaut werden. Angesichts der gestiegenen Baupreise hätte dies das Budget der Familie gesprengt. Daran hing aber auch der Einzug ins Haus. Mama Sandy Kutschmann bat um Spenden - mit Erfolg. Dank der Unterstützung konnte die Rampe installiert werden. So kann Kim nun sicher ins Haus gelangen.

Truckerspende für Herrnhuter Kinder: 9.000 Euro

Bei einem Besuch bei der Herrnhuter Diakonie überbrachten die Trucker ihre Spende.
Bei einem Besuch bei der Herrnhuter Diakonie überbrachten die Trucker ihre Spende. © Matthias Weber/photoweber.de

Der Niedercunnersdorfer Country- und Truckerverein hat das Geld, das er bei seinem Truckerfest im vergangenen Sommer eingenommen hat, der Herrnhuter Diakonie gespendet. Unter dem Motto der Trucker "Wir lassen Kinderaugen leuchten" kommt das Geld dort einer Wohngruppe von Kindern und Jugendlichen mit geistigen Einschränkungen zugute. Zudem hatten die Trucker die Kinder beim Sommerfest zu einer Spritztour im Lkw eingeladen.

Krebskranker Sportler Felix: 25.074 Euro

Felix Grohmann hat Krebs und muss aktuell viel Zeit in der Klinik verbringen.
Felix Grohmann hat Krebs und muss aktuell viel Zeit in der Klinik verbringen. © privat

Der 27-jährige Felix Grohmann aus Oderwitz ist ein kerngesunder Sportler - bis er schwer krank wird. Im vorigen Jahr wird bei dem jungen Mann nach einer langen Odyssee von Arzt zu Arzt ein aggressiver Tumor an der Wirbelsäule entdeckt. Seine Freundin unterbricht ihre Ausbildung, mietet sich ein Zimmer im Wohnheim der Uni-Klinik, um jeden Tag bei Felix sein zu können. In der Zukunft wird das junge Paar ebenfalls Geld brauchen, wenn Felix nicht arbeiten kann. Bis Mai wird er erst einmal noch viel Zeit in der Klinik verbringen. Felix' bester Kumpel organisierte eine Spendensammlung.

Stiftung nach tragischem Tod: 15.000 Euro

Stella Silbermann, die im vorigen Jahr verstarb, und ihr Partner David Kupke.
Stella Silbermann, die im vorigen Jahr verstarb, und ihr Partner David Kupke. © David Kupke

Die Zittauerin Stella Silbermann ist im Sommer 2023 mit nur 34 Jahren an Krebs gestorben. Weil sie immer für andere da war, sich vor allem um Kinder gekümmert hat, etwa als Schwimmtrainerin bei der DLRG, will ihr Lebensgefährte nach Stellas Tod eine Stiftung und einen Förderverein gründen. Die Stella-Silbermann-Stiftung soll künftig benachteiligte Kinder unterstützen.

Spenden für Flutopfer in Österreich: 1.000 Euro

So sah es in der österreichischen Gemeinde Heimschuh im vergangenen August aus.
So sah es in der österreichischen Gemeinde Heimschuh im vergangenen August aus. © Gemeinde Heimschuh/Florian Kainz

Nach einem Besuch in der Steiermark, wo eine kleine Gemeinde von Überschwemmungen betroffen war, richtete Helge Hilse aus Oybin spontan ein Spendenkonto ein, um den Menschen dort zu helfen und rief zur Solidarität mit den Bewohnern dort auf. 1.000 Euro sind zusammengekommen, die er dem Bürgermeister in Österreich übergeben konnte.

Anna und die Unfall-Simson: 2.500 Euro

Anna auf ihrer "Simme" - ihr ganzer Stolz.
Anna auf ihrer "Simme" - ihr ganzer Stolz. © privat

Im Dezember 2023 wird Anna aus Dittelsdorf beim Zusammenprall mit einem Polizeiauto in Olbersdorf schwer verletzt - und ihre geliebte Simson stark beschädigt. Das 46 Jahre alte Moped hatte die 16-Jährige kurz zuvor erst aufgebaut und viel Geld hineingesteckt, um die 3.000 Euro. 1.500 Euro hatte das Kult-Moped selbst gekostet. Damit sie ihre geliebte "Simme", die sie auch als Fortbewegungsmittel braucht, wieder aufbauen kann, startete die Mutter ihres Sozius einen Spendenaufruf.

Hausbrand in Strahwalde: 71.774 Euro

Luise Kahle startete eine Spendensammlung für die vom Hausbrand betroffene Familie in Strahwalde.
Luise Kahle startete eine Spendensammlung für die vom Hausbrand betroffene Familie in Strahwalde. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Ende Dezember brannte ein Umgebindehaus in Strahwalde ab - das Zuhause einer vierköpfigen Familie. Das junge Paar mit seinen beiden Kindern war nicht zu Hause, deshalb kam zum Glück niemand körperlich zu Schaden. Doch das Heim der Familie ist zerstört. Freundin und Nachbarin Luise Kahle startete auf der Plattform GoFundMe eine Spendenaktion und sammelte auch Sachspenden wie Kleidung und Schulsachen für die Kinder.

Volksbank-Crowdfunding: 210.745 Euro

Die Arbeit des Vereins Rehkitzretter aus Seifhennersdorf wurde mit Crowdfunding unterstützt.
Die Arbeit des Vereins Rehkitzretter aus Seifhennersdorf wurde mit Crowdfunding unterstützt. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Seit etlichen Jahren gibt es die Plattform "Viele schaffen mehr" der Volksbank Löbau-Zittau gemeinsam mit der Sächsischen Zeitung. Vereine oder gemeinnützige Einrichtungen können auf der Plattform ein Projekt vorstellen, jeder kann dafür spenden. Die Volksbank gibt einen Obolus dazu. Auf diese Weise ist in den vergangenen Jahren ein sechsstelliger Betrag zusammengekommen, über 70 Projekte wurden damit unterstützt, berichtet der Vorstand der Volksbank. Besondere Resonanz fand zum Beispiel die Aktion für den Verein Rehkitzrettung Am Großen Stein aus Seifhennersdorf. 7.450 Euro kamen für die Anschaffung von Drohnen zusammen, die die Ehrenamtler für ihre Arbeit brauchen.

Crowdfunding Sparkasse: 258.054 Euro

Die Eishalle Jonsdorf hat immer wieder Geldsorgen. Hier half schon das Crowdfunding der Sparkasse beim Weiterbetrieb.
Die Eishalle Jonsdorf hat immer wieder Geldsorgen. Hier half schon das Crowdfunding der Sparkasse beim Weiterbetrieb. © Matthias Weber/photoweber.de

Auch die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien hat eine eigene Crowdfunding-Plattform unter dem Namen 99Funken, um vor allem regional zu helfen. Hier wird ebenfalls Privat­personen, Vereinen oder Unternehmen die Möglichkeit gegeben, eigene Ideen für regionale Projekte vorzustellen. Beispielsweise wurde für den Betrieb der Eishallensaison in Jonsdorf im vorigen Jahr über die Plattform Geld gesammelt. 33.501 Euro kamen zusammen - eines der erfolgreichsten Projekte auf der Sparkassenplattform.

  • Der Überblick zeigt eine Auswahl von Aktionen, über die SZ selbst berichtet hat. Spendenstand jeweils vom 14. Februar 2024.