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Der Bürgermeister von Moritzburg tritt zurück

Jörg Hänisch wird seine Amtszeit nicht mehr zu Ende führen. Der Bürgermeister von Moritzburg tritt nach elf Jahren überraschend zurück.

Von Lucy Krille
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Jörg Hänisch sitzt erst seit vergangenem Herbst in seinem neuen Büro. Ende des Jahres wird er es schon wieder räumen.
Jörg Hänisch sitzt erst seit vergangenem Herbst in seinem neuen Büro. Ende des Jahres wird er es schon wieder räumen. © Arvid Müller

Moritzburg. Der Bürgermeister macht Schluss. Jörg Hänisch (parteilos) informierte die Verwaltung und die Gemeinderäte diese Woche, dass er zum Ende des Jahres in den Ruhestand wechseln will. „Ich will eine geordnete Übergabe“, erklärt Hänisch. Deshalb werde er noch als Bürgermeister zur Verfügung stehen, bis die Nachfolge geregelt ist. Nun habe der Gemeinderat genügend Zeit, einen Wahltermin für Neuwahlen zu bestimmen und sich über mögliche Nachfolgekandidaten Gedanken zu machen. Kurzfristig wird sich im Moritzburger Rathaus also erst mal nichts ändern.

Dort hatte der Bürgermeister seinen Mitarbeitenden bei einem Neujahrsempfang am Montag von den Plänen erzählt. „Da herrschte erst mal betretenes Schweigen.“ Schließlich arbeiten viele im Rathaus schon seit Jahren mit Hänisch zusammen. 2013 wurde er in seiner ersten Amtsperiode an die Spitze von Moritzburg gewählt, sieben Jahre später setzte er sich wieder deutlich gegen seinen Mitbewerber durch.

Schwieriges Verhältnis zum Gemeinderat hat den Ausschlag gegeben

Diesen Rückhalt vermisste der Bürgermeister aber oft in der Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat. Immer wieder gab es Streitpunkte mit einem großen Teil der Räte, etwa zum Haushalt oder den Beiträgen im Amtsblatt der Gemeinde. „Irgendwann ist die Kraft zu Ende“, sagt Hänisch. Deshalb sei schon im Dezember die Überlegung gereift, im neuen Jahr aufzuhören. „Ich habe viel mit meiner Frau geredet und mir das gut überlegt“, erzählt der 62-Jährige.

„Konkret wurde es, als wir darum gekämpft hatten, dass eine Sitzung überhaupt zustande kommt.“ Die Verwaltung berief am 18. Dezember eine Woche nach dem regulären Gemeinderat eine Sondersitzung ein, um letzte Beschlüsse im Jahr 2023 zu verabschieden. Diese Sitzung wenige Tage vor Weihnachten war offenbar nicht im Sinne aller Gemeinderäte. Einige meldeten sich ab, letztendlich waren aber zehn beschlussfähige Mitglieder anwesend.

Auch am Montag war eine Sondersitzung angesetzt. Es sollte wieder einmal um ein Redaktionsstatut für das Moritzburger Amtsblatt gehen. Da bis auf vier Räte alle anderen wegen Krankheit, den Bauernprotesten oder anderen Gründen nicht kamen, wurde die Sitzung nicht eröffnet. Dort wollte Hänisch eigentlich seinen Entschluss verlesen. Stattdessen informierte er nur die vier Anwesenden auf dem Nachhauseweg über seine Entscheidung.

Moritzburger Bürgermeister hat beim Landrat den Ruhestand beantragt

Der offizielle Brief kam dann Ende der Woche bei den Gemeinderäten an. Zu den Gründen äußert sich Hänisch darin nicht. Er empfiehlt dem Gemeinderat aber, die Bürgermeisterwahl gemeinsam mit der Wahl zum Sächsischen Landtag anzusetzen. Diese findet am 1. September 2024 statt. Sollte es danach zu einer Stichwahl kommen, sei immer noch genügend Zeit, so dass bis zum Ende des Jahres ein Nachfolger für das Bürgermeisteramt feststehen sollte.

Sollte es wider Erwarten doch länger dauern, sei Hänisch auch darüber hinaus bereit, noch ein paar Wochen länger zu machen. Danach will er sich in den Ruhestand verabschieden. „Ich habe einen Antrag beim Landrat gestellt“, erzählt der noch amtierende Bürgermeister. Durch seine langjährigen Dienste als Bürgermeister und als Beigeordneter in den 90er-Jahren stehen die Aussichten gut.

Zudem wird Hänisch im Frühjahr 63 Jahre - ein gutes Alter, um zu gehen, wie er findet. Dennoch deutet der Friedewalder an, dass er mit mehr Unterstützung im Gemeinderat vielleicht länger geblieben wäre. "Es geht nicht um Kritik. Damit muss man umgehen können", macht er klar. Vielmehr sei es eine Art Ablehnung, die Hänisch immer wieder gespürt habe. "Ich bin da auch ehrlich, ich kann manches nicht mehr ab", sagt er schon im Dezember gegenüber Sächsische.de.