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„Es war zum Glück nur ein angebrochener Wirbel“

Bobpilot Nico Walther spricht über seinen Sturz und hofft, dass die Chancen auf den WM-Sieg in Altenberg nun noch größer sind.

Von Tino Meyer
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Bobpilot Nico Walther will nach seinem Sturz in Altenberg den Weltcup-Auftakt Anfang Dezember nicht verpassen.
Bobpilot Nico Walther will nach seinem Sturz in Altenberg den Weltcup-Auftakt Anfang Dezember nicht verpassen. © Robert Michael

Herr Walther, wie geht es Ihnen nach Ihrem Sturz vor gut drei Wochen? Unter anderem haben Sie sich ja an der Brustwirbelsäule verletzt.

Mir geht es gut. Aber die Verletzung muss jetzt komplett ausheilen. Das ist nicht wie beim kleinen Zeh, bei dem man es einfach mal probiert. Und wenn der Zeh dann bricht, ist es eben so. Bei einem Wirbel mache ich das nicht. Sport ist wichtig, aber es gibt Dinge, die wichtiger sind im Leben. Nach meiner Karriere noch Laufen zu können, zähle ich da auf jeden Fall dazu. Ich wünsche mir natürlich, dass ich so schnell wie möglich wieder fahren kann. Aber ich werde es nicht erzwingen – und die verordneten Bobfahr-Pause einhalten.

Bleibt es denn bei den prognostizierten fünf Wochen?

Ich bin guter Dinge. Den Weltcup-Auftakt Anfang Dezember zu verpassen, wird schwer genug. Ich kann es kaum erwarten, wieder im Bob zu sitzen. Schon die deutsche Meisterschaft vor zwei Wochen nur im Livestream zu verfolgen, war echt hart.

Haben Sie nach dem Sturz um die WM im Februar gebangt?

Im ersten Moment hatte ich extreme Schmerzen in der Schulter. Mein Verdacht war, dass ich mir eine Schultereckgelenksprengung zugezogen habe. Also habe ich den Arzt gefragt, wie lange ich dann pausieren müsste. Seine Antwort: Vier bis sechs Monate. Da dachte ich, dass es eng werden könnte. Doch das hat sich ja nicht bestätigt. Es war zum Glück nur ein angebrochener Wirbel ... Mein Traum von der WM-Medaille, natürlich möglichst die Goldene, lebt mehr denn je. Meine Motivation ist mit dem Sturz nur noch größer geworden. Jetzt erst recht. Unsere Saisonziele haben sich überhaupt nicht verändert.

Bundestrainer René Spies gibt Ihnen Ende Dezember die Chance, sich nachträglich noch für die WM zu qualifizieren. Tut dieses Vertrauen gut?

Auf jeden Fall. Ich war jetzt fünf Jahre im Weltcup dabei und habe mit meinem Team viermal eine Medaille beim Saisonhöhepunkt gewonnen, eine konstante Leistung auf hohem Niveau gebracht. Der Bundestrainer weiß, was er an uns hat. Er konnte sich immer auf uns verlassen, und das wird er auch die nächsten zwei, drei Jahre.

Der Bundestrainer sagt aber auch, dass Sie bei dem Nominierungsrennen in Altenberg eine Leistung anbieten müssen. Spüren Sie jetzt noch mehr Druck?

Nein, überhaupt nicht. Die Ausgangssituation hat sich für uns nicht verändert. Wir hätten vor dem Weltcup-Auftakt eine Selektion fahren müssen, auch da ging es um zwei Startplätze, für die sich vier Teams eine Chance ausrechnen. Wir wollen und werden zeigen, dass wir ins WM-Team gehören – und niemand anders.

Für Sie geht es dabei um nichts weniger als die WM auf Ihrer Heimbahn in Altenberg, wo Sie aufgewachsen sind. Besteht da nicht die Gefahr, es schon bei diesem Nominierungsrennen besonders gut machen zu wollen?

Das glaube ich nicht. Denn es soll da gar nichts besonders gut klappen. Ich muss ein ganz normales Rennen zeigen. Schnell starten, gut fahren – genau darum geht es. Normalform wird für die Nominierung reichen, davon bin ich überzeugt. Gerade in Altenberg haben wir immer gute Ergebnisse erzielt.

In Altenberg sind Sie aber auch gestürzt. Wissen Sie inzwischen, wie es dazu kommen konnte?

So richtig wissen wir es immer noch nicht. Es sind wahrscheinlich viele Dinge zusammengekommen. Ein bisschen Eis, ein bisschen Bob, ein bisschen Unvermögen beim Fahren, mit Sicherheit haben auch meine Anschieber nicht den optimalen Rhythmus in der Kurve gemacht. Am Ende summieren sich zehn Kleinigkeiten, aber das reicht dann auf einer Bahn wie Altenberg für einen Sturz.

Sie waren bei Ihrem Sturz mit einem neuen Schlitten des österreichischen Bobbauers Wolfgang Stampfer unterwegs, und das ziemlich schnell. Zu schnell?

Schnell ist der Bob, das stimmt. Aber es hätte auch mit jedem anderen Schlitten passieren können.

Werden Sie den Sturz noch im Kopf haben, wenn Sie Anfang Dezember wieder in den Bob steigen?

Klar denke ich manchmal noch dran, aber ich glaube nicht, dass es ein Problem geben wird. Es ist bei Weitem nicht so, dass ich vor Angst mit den Knien zittere. Wie gesagt, es ist eher andersherum: Ich kann es kaum erwarten, wieder in den Bob einzusteigen. Ich muss jetzt Geduld haben.

Fahrerisch zählen Sie zu den besten Piloten der Welt, der Schwachpunkt liegt eher im athletischen Bereich. Kommt Ihnen die Fahr-Pause deshalb vielleicht sogar ganz gelegen?

Athletisch werde ich jetzt auf jeden Fall nicht schlechter. Denn die Trainingsbedingungen hier vor Ort sind besser als in Übersee. Statt das Lauftraining dort in einer Tiefgarage zu absolvieren, können wir eine Leichtathletik-Halle benutzen. Vielleicht gelingt es uns ja, für eine kleine Überraschung zu sorgen, wenn wir Anfang Januar wieder im Weltcup dabei sind.

Das Interview führte Tino Meyer.

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