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Was bedeutet die Absage für Dynamos Abstiegskampf?

Nach einem zweiten Corona-Fall steht die Mannschaft von Hannover 96 unter Quarantäne. Das Spiel fällt aus, doch die Konkurrenz kann auch nicht punkten.

Von Daniel Klein & Tino Meyer
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Die HDI-Arena bleibt am Sonntag komplett leer – auch auf dem Rasen. Die beantragte Spielabsage ist seit Freitagvormittag bestätigt.
Die HDI-Arena bleibt am Sonntag komplett leer – auch auf dem Rasen. Die beantragte Spielabsage ist seit Freitagvormittag bestätigt. © nordphoto / Ewert

Es war nur noch eine Formalie, und nun ist aus der naheliegenden Vermutung konkrete Gewissheit. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat die beantragte Absage der Partie zwischen Hannover 96 und Dynamo Dresden offiziell bestätigt. Am Freitagvormittag wurde diese Entscheidung den beiden Vereinen mitgeteilt.

Seit Donnerstag lag dem Ligaverband der Antrag vor, dass Hannover die beiden Partien gegen Dynamo und eine Woche später beim VfL Osnabrück nicht austragen möchte. Die gesamte Mannschaft steht nach einer Anordnung des Gesundheitsamtes der Region Hannover für die nächsten 14 Tage unter Quarantäne, kann nicht trainieren und auch nicht spielen. Somit musste die DFL dem Antrag, dem die ärztlichen Atteste angefügt wurden, zustimmen.

Am Mittwoch hatte 96-Verteidiger Timo Hübers für den ersten Corona-Fall im deutschen Profifußball gesorgt. Der Verein ging davon aus, dass Hübers nach seiner Ansteckung keinerlei Kontakt zum Rest der Mannschaft hatte, ließ aber trotzdem alle Spieler, Trainer und Betreuer testen. Dabei stellte sich heraus, dass auch Linksverteidiger Jannes Horn infiziert ist. „Sehr wahrscheinlich handelt es sich um zwei voneinander unabhängige Einzelfälle“, teilte der Klub mit. Das bedeutet: Beide haben sich nach derzeitigem Erkenntnisstand an unterschiedlichen Orten mit dem Sars-CoV-2-Virus angesteckt.

„Die Situation ist für alle Beteiligten nicht leicht, trotzdem ist für alle völlig unstrittig, dass die Gesundheit an dieser Stelle Vorrang hat“, erklärte der Sportliche Leiter Gerhard Zuber. Beide Spieler sind bislang ohne jegliche Symptome.

Dynamo reagierte am Abend mit einer Mitteilung. „Wir können davon ausgehen, dass die DFL diesem Antrag zeitnah folgen und das Spiel absagen wird“, erklärt darin Sportchef Ralf Minge. „Unter diesen Umständen werden wir keinesfalls irgendein Risiko eingehen und deshalb auch nicht wie geplant am Samstag nach Hannover reisen. Alles andere wäre in der jetzigen Situation total verantwortungslos.“

Sky hätte die Spiele ohne Bezahlung gezeigt

Die Spieler sollen in den nächsten Tagen individuell trainieren und sich erst am Montag wieder treffen. Die nächste Partie wäre das Heim-Geisterspiel gegen Greuther Fürth am Sonntag nächster Woche. Allerdings steht nicht nur hinter dieser Ansetzung ein dickes Fragezeichen. Wie die DFL am Freitagvormittag ebenfalls mitteilte, soll die 1. und 2. Bundesliga nach diesem Wochenende bis zum 2. April pausieren.

Am Freitagnachmittag wurde dann entschieden: Schon an diesem Wochenende findet kein Spiel mehr statt.

Der Deutsche Fußballbund (DFB), der am Montag über die Lage beraten will, beschäftigt sich seit dieser Woche konkret mit verschiedenen Szenarien. „Wir müssen vorbereitet sein, wenn der Fall eintreten sollte, dass der Spielbetrieb unterbrochen oder die Saison sogar vorzeitig beendet werden müsste“, schrieb Generalsekretär Friedrich Curtius in einem Gastbeitrag für das Branchenblatt Kicker.

Ziel bleibe, so Curtius, die Saison regulär zu Ende zu spielen. „Das entscheidende Wort aber haben die Gesundheitsbehörden.“ Diese sollten „klare und verbindliche Entscheidungen“ treffen. Das sei „wichtig und grundlegend für uns“. An diesem Wochenende sollte ursprünglich in den beiden höchsten Klassen noch gespielt werden, der Bezahlsender Sky hätte die Partien in einer Konferenz übertragen - kostenfrei.

Unterbrechung der Saison naheliegend

Wird die Saison jedoch abgebrochen, gezeigbis  sich die Frage nach den Auf- und Abstiegen. Gibt es dann – wie im Eishockey – einfach keine? Für Dynamo wäre diese Lösung die beste. Doch sie ist unwahrscheinlich – genauso wie die, den aktuellen Tabellenstand als Endstand zu werten. Demnach müsste Dynamo in die 3. Liga. 

Eine Unterbrechung auf unbestimmte Zeit ist - Stand jetzt bis 2. April - offenbar die naheliegende Lösung. Dafür hat sich Sportchef Ralf Minge ausgesprochen. „Wir werden in der Diskussion mit den Verbänden dafür werben, dass der Spielbetrieb so lange ausgesetzt wird, bis Zuschauer wieder im Stadion dabei sein können“, erklärte er. Das hätte allerdings wohl zur Folge, dass auch die EM im Sommer verschoben werden müsste.

Dynamo hatte am Donnerstag unabhängig von den Entwicklungen in Hannover umfassende Schutzmaßnahmen beschlossen. Die Profis sollen keine Selfie- und Autogrammwünsche mehr erfüllen, alle vereinseigenen Veranstaltungen wurden bis zum 9. April gestrichen.

Zudem wird die Medienarbeit auf ein notwendiges Minimum reduziert. Es gibt keine Pressekonferenzen mehr, die Verantwortlichen, Trainer und Spieler stehen nicht mehr für Interviews im direkten Austausch zur Verfügung. Die Geschäftsstelle bleibt für Besucher geschlossen. (mit dpa)