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Streit um alte Herkuleskeule

Die Stadt plant 1.330 neue Sozialwohnungen. Diskussionen wie die um den Sternplatz bremsen das. Die schwierige Standortsuche.

Von Andreas Weller
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Das ehemalige Gebäude der Herkuleskeule soll abgerissen werden, dort sind Sozialwohnungen geplant.
Das ehemalige Gebäude der Herkuleskeule soll abgerissen werden, dort sind Sozialwohnungen geplant. © René Meinig

Die Stadtverwaltung und ihre Wohnungsbaugesellschaft WID sind permanent auf der Suche nach Grundstücken. Doch geeignete Flächen zu finden, ist schwierig, sagt Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne).

Deshalb ist er gar nicht amüsiert, dass die FDP nun fordert, das Gebäude der alten Herkuleskeule am Sternplatz zu erhalten. Aus mehreren Gründen gehe das nicht.

Schon lange plant die Stadt, das Gebäude abzureißen. Spätestens seit dem Umzug der Herkuleskeule in den Kulturpalast. An der Stelle soll ein Projekt entstehen, das gleichzeitig mehrere Beschlüsse des Stadtrates umsetzt: sozialen Wohnungsbau und die Förderung von Bauherrengemeinschaften. 

Es sollen zwei Gebäudeteile entstehen. Zur Maternistraße ein Sechsgeschosser in L-Form. "Geplant sind 39 Wohnungen und drei Geschäfte", erklärt Stefan Kügler, Sachgebietsleiter im Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung.

Ein Drittel der Fläche, die Richtung Annenstraße liegt, ist für eine Bauherrengemeinschaft oder ein Mietshaussyndikat vorgesehen, sagt Kügler. 15 Wohnungen und ein Geschäft sollen dort entstehen.

Für den Abriss müssen aber die verbliebenen Geschäfte weichen. Derzeit sind dort ein Asia-Imbiss und ein Friseursalon untergebracht. Die Friseurmeisterin Arlett Ospel kämpft um ihren Laden. Sie war Landtagskandidatin für die umstrittene AfD. Auf Platz 31, der nach Wahlergebnis noch gezogen hätte. Aber wegen Fehlern bei der Listenaufstellung wurden nur 30 AfD-Kandidaten zugelassen. "Aktuell haben wir keinen Ersatz in der Nähe, den wir Frau Ospel anbieten können", so Kügler.

Aber den Komplex oder auch nur das Gebäude der Herkuleskeule zu erhalten, sei nahezu unmöglich. "Abstandsflächen könnten nicht eingehalten werden und ein Sechsgeschosser neben einem Zweigeschosser würde einfach nicht gut aussehen", begründet Kügler. "Dazu gibt es ein erhebliches Problem mit den Baustoffen." In dem Gebäude seien giftige Stoffe verbaut, das Gebäude ist mit Teer und Chemikalien belastet. Friseurin Ospel könne aber mit der WID einen Mietvertrag schließen und einziehen, wenn der Neubau steht, sagt Kügler.

Zudem sei, selbst wenn man die Herkuleskeule erhält, das Gebäude kaum nutzbar. "Es gibt einen großen Saal und viele kleine Funktionsräume", sagt Schmidt-Lamontain. Wer solle diese mieten? Zuvor müssten aber die Schadstoffe raus, das Gebäude aufwendig saniert werden. 

Dazu würde es die Pläne durchkreuzen, Sozialwohnungen zu bauen, die über die Stadt verteilt sind. Hier wäre die Möglichkeit, im Zentrum solche Wohnungen zu schaffen. "Große, zusammenhängende Flächen sind rar", erklärt der Baubürgermeister. "Da sind die geplanten 39 Wohnungen schon eines der größeren Projekte." 

In der Innenstadt würden Sozialwohnungen gebraucht. "Perspektivisch gibt es dort maximal noch die Möglichkeit, Wohnungen rund um die Cockerwiese zu bauen", so Schmidt-Lamontain.

Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne)
Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) ©  Christian Juppe

Auch Private bauen Sozialwohnungen

Derzeit gibt es 37 Standorte, an denen 1.330 neue Sozialwohnungen geplant sind. Einige seien fertig oder kurz vor der Übergabe, bei vielen dauere es noch eine Weile. An acht Standorten bauen private Bauherren und bieten einen Teil der Wohnungen als Sozialwohnungen an. Das sind immerhin 160 Wohnungen. "Wir sind froh, dass auch Private sich daran beteiligen", sagt der Baubürgermeister. Sie bekommen, wie die WID, Fördergeld vom Land dafür. Das seien auch mal nur zwei Wohnungen, aber jeder Beitrag helfe.

Die WID plant 1.170 neue Sozialwohnungen, und rund 600 Bestandswohnungen werden zu einem gebundenen Mietpreis angeboten. "Die Fortsetzung des Förderprogramms ist vom Bund zugesagt", erklärt Manuel Stephan, Abteilungsleiter kooperative Baulandentwicklung im Stadtplanungsamt, sodass die Finanzierung weitgehend stehe. Für Sachsen sind 50 Millionen Euro vorgesehen. In den kommenden Jahren bietet die WID dann rund 1.900 Sozialwohnungen an.

Bei einzelnen Projekten gebe es auch noch Klärungsbedarf. So haben Anwohner Petitionen gegen die Pläne am Käthe-Kollwitz-Ufer und an der Florian-Geyer-Straße eingebracht. Dadurch könnten die Projekte noch etwas kleiner werden. Die Anzahl an Wohnungen insgesamt bleibe aber das Ziel.   

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