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Wie eine Corona-Ampel den DVB hilft

Das Nahverkehrsunternehmen aus Dresden ist auf Ersatzteil-Lieferungen angewiesen. Die sind jetzt besonders heikel.

Von Christoph Springer
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Damit alles fährt bei den DVB, müssen Ersatzteile trotz Lieferschwierigkeiten rechtzeitig da sein.
Damit alles fährt bei den DVB, müssen Ersatzteile trotz Lieferschwierigkeiten rechtzeitig da sein. © Rene Meinig (Symbolbild)

Dresden. Klopapier war immer genug da. Auch Desinfektionsmittel hat Alf Schwaten immer in ausreichender Menge bekommen. Aber bei Bremsen gab es einen Lieferengpass, auch bei einem elektronischen Sensor, der aus Italien geliefert und in Frankreich weiterverarbeitet werden sollte. Und auf ein Bauteil für Busse, das in Polen bestellt ist, wartet Schwaten seit Weihnachten. Nicht lieferbar, wegen Corona, lautet die aktuelle Erklärung der Firma, bei der die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) bestellt haben. Noch ist das kein Problem, aber es kann eines werden.

Nämlich dann, wenn das Unternehmen dringend auf das Teil angewiesen ist, weil es in der Werkstatt gebraucht wird und kein Ersatz mehr im Lager ist. "Wir haben relativ wenig internationale Bezugsquellen", sagt Schwaten, aber er sei etwa wegen den Herstellervorschriften für die Busse auf Originalteile angewiesen. Die Sensoren aus Italien kamen noch rechtzeitig in Dresden an, "mit 14 Tagen Lieferverzug", erinnert sich der Chef der Abteilung Einkauf/Materialwirtschaft bei den Verkehrsbetrieben, "das war nicht kritisch". 

Tausende Bauteile in Reserve

Denn Schwaten und seine knapp 40 Mitarbeiter hatten vorgesorgt. Als es losging mit Corona, haben sie schnell bestellt, um die Lager aufzufüllen. Vom Klopapier bis zu regenerierten Bremsen, reichlich 30.000 Artikel haben die Verkehrsbetriebe in Reserve. 

Große Teile gehören nicht dazu, zum Beispiel Frontscheiben für Busse. Die werden auf den Punkt von einer Servicefirma geliefert. Mit der Aufstockung der Lagerbestände haben die DVB-Verantwortlichen dafür gesorgt, dass es keine Engpässe gibt. Denn nichts wäre schlimmer, als dass ein Bus oder eine Bahn nicht planmäßig fahren kann, weil ein entscheidendes Ersatzteil fehlt.

"Wir haben Glück gehabt, das ist gut gelaufen", blickt der Chef der Abteilung Einkauf/Materialwirtschaft auf die vergangenen vier Wochen zurück. Geholfen hat dabei die Digitalisierung der Lagerhaltung und der Bestellvorgänge. "Das hat sich als absolut richtige Entscheidung erwiesen", sagt Schwaten. Jeder, der ein Teil braucht, sei nun in der Lage, es über den elektronischen Katalog zu ordern. Aber: Der Arbeitsaufwand für Schwatens Mannschaft hat zugenommen. "Wir müssen mehr telefonieren", sagt er, der Kontakt zu den Lieferanten sei jetzt besonders wichtig. "Alle stehen bis zu den Haarspitzen unter Strom", weiß er von seinen Mitarbeitern.

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Bei ihrer Arbeit hilft ihnen jetzt ein Ampelsystem, das wegen Corona eingeführt worden ist. Jeden Tag schalten die Ampeln im elektronischen Bestellsystem der DVB um. Rot bedeutet, es gibt Probleme. Dann müssen Schwatens Mitarbeiter ans Telefon und Lösungen finden. Gelb heißt: Problem gelöst, Entwicklung weiter beobachten. Steht die Ampel auf grün, ist alles in Ordnung. 

Doch Lieferverzögerungen sind nicht das einzige Problem, das Schwaten beschäftigt. Etwa zwei Hände voll Lieferanten sind in finanziellen Schwierigkeiten. Namen will der Chefeinkäufer der Verkehrsbetriebe nicht nennen, um die Firmen zu schützen. Solche Unternehmen fragen schon mal nach Vorkasse und begründen das mit hohen Zahlungsausfällen , berichtet er. 

Doch das kommt für die DVB nicht infrage. Die Begründung: "Wir sind ein bezuschusstes Unternehmen." Das heißt, weil die DVB finanzielle Unterstützung brauchen und bekommen, müssen sie anders mit Geld umgehen, als ein Privatunternehmen. Vorsichtiger auch. 

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Nicht jede Preisentwicklung hilft den Verkehrsbetrieben dabei. Die Hoffnung, dass die niedrigen Spritpreise beim Sparen helfen, musste Alf Schwaten schnell dämpfen. Langfristige Verträge binden die DVB an zuvor definierte Dieselpreise, mehr oder weniger unabhängig von der aktuellen Preisentwicklung. 

Immerhin: Für vier Wochen konnte er jetzt einen niedrigeren Diesepreis aushandeln. Wie viel die DVB für den Liter bezahlen müssen, sagt Schwaten aber nicht. Und: Die Einsparung geht gleich wieder drauf, weil die Stromkosten gestiegen sind. "Vielleicht, weil die Großabnehmer derzeit weniger Strom brauchen", vermutet Schwaten.

Hoffnung auf Schnelligkeit der Lieferanten

Die stärksten Beschränkungen der Corona-Zeit werden vielleicht bald aufgehoben. Für die Verkehrsbetriebe bedeutet das, dass sind von derzeit etwa 80 Prozent des Fahrplanangebots wieder zu 100 Prozent kommen müssen. Das wird noch einmal spannend für Schwaten und seine Kollegen. Denn dann müssen die Lieferanten auch schnell wieder voll da sein. Sonst droht den DVB verspätet ein Ersatzteilengpass, wenn das "normale Leben" wieder läuft. Doch Alf Schwaten ist überzeugt: Auch dafür ist seine Abteilung gerüstet. 

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