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Das sind Sachsens neue Minister

Zwölf Politiker führen künftig die Regierungsgeschäfte. Wir stellen die bekannten und neuen Gesichter vor.

Von Annette Binninger & Thilo Alexe & Gunnar Saft & Andrea Schawe & Karin Schlottmann
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Diese Politiker gehören der künftigen sächsischen Regierung an.
Diese Politiker gehören der künftigen sächsischen Regierung an. © SZ

Sachsens Kenia-Bündnis kann kommen: CDU, Grüne und SPD haben am Freitag den Koalitionsvertrag unterschrieben. Was die Regierungsübernahme auf den letzten Metern spannend gemacht hat, waren die Personalfragen. Wir stellen die zwölf künftigen Ministerinnen und Minister vor:

Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident

Michael Kretschmer (CDU)
Michael Kretschmer (CDU) © SZ

Er hat sein großes Ziel erreicht. Nach der ersten Wahl zum sächsischen Ministerpräsidenten im Dezember 2017 wurde Michael Kretschmer nun erneut in das höchste Regierungsamt gewählt. Das Problem des CDU-Chefs ist die Alternativlosigkeit nach der Landtagswahl. Dort hatte der 44-Jährige zwar erfolgreich die AfD hinter sich gelassen, musste dann aber notgedrungen ein Dreierbündnis mit Grünen und SPD eingehen. Beide Partner rangen ihm beim Koalitionsvertrag viele Zugeständnisse ab, was die Stimmung CDU-intern spürbar drückt.

Katja Meier (Grüne), Justiz, Gleichstellung, Europa und Demokratie

Katja Meier (Grüne)
Katja Meier (Grüne) © SZ

Die 40-Jährige ist die erste Frau, die erste Grüne und zugleich die erste Nicht-Juristin, die das Justizministerium leiten wird. Manche Richter und Staatsanwälte rümpfen die Nase. Als Oppositionspolitikerin hat sie sich einen Überblick im Strafvollzug verschafft. Ob es Katja Meier gelingt, eigene Akzente zu setzen und die Interessen der Justiz am Kabinettstisch zu vertreten, wird sich zeigen. Falls nicht, kann die langjährige Frauenpolitikerin sich immer noch auf die weiteren Arbeitsbereiche Gleichstellung und Demokratie stürzen.

Die Ministerin wird unterstützt von Staatssekretär Mathias Weilandt und Staatssekretärin Dr. Gesine Märtens. 

Martin Dulig (SPD), Wirtschaft und Arbeit

Martin Dulig (SPD)
Martin Dulig (SPD) © SZ

Gut verhandelt hat er. Trotz Stimmenverlusten stellt die SPD auch weiter zwei Minister, und ihr Landeschef Martin Dulig behält sein Ressort. Der 45-Jährige leitet für weitere fünf Jahre das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Dulig erlernte den Beruf des Maurers, arbeitete nach der Wende als Bildungsreferent und schloss ein Pädagogikstudium ab. Seit 2004 ist der frühere Juso-Chef Abgeordneter. Sein Ministerium führt er solide. Sinkende Arbeitslosenzahlen erfreuen nicht nur ihn. Aber: Verkehrsprojekte dauern.

Der Minister wird unterstützt durch Staatssekretär Dr. Hartmut Mangold und Staatssekretärin Ines Fröhlich. 

Roland Wöller (CDU), Inneres

Roland Wöller (CDU)
Roland Wöller (CDU) © SZ

Der 49-jährige Volkswirt war früher Umwelt- und Kultusminister sowie kurzzeitig für einen Wirtschaftsverband tätig. Seit zwei Jahren führt er als Innenminister eines der wichtigsten Ressorts. Polizei, Kriminalität, Asylpolitik, Verfassungsschutz und Extremismus genießen große Aufmerksamkeit. Umso brisanter das Verhältnis zu den Grünen, die bei fast allen Themen konträre Auffassungen vertreten. Für Wöller wird es spannend, wenn das Verfassungsgericht im nächsten Jahr sein Urteil über das Polizeigesetz verkündet.

Der Minister wird unterstützt durch Thomas Rechentin als Amtschef des Innenministeriums.

Petra Köpping (SPD), Soziales und Gesundheit

Petra Köpping (SPD)
Petra Köpping (SPD) © SZ

Sie war die erste sächsische Integrationsministerin. Nun übernimmt Köpping (61) das weitaus größere Sozial- und Gesundheitsministerium. Es wurde um den Bereich „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ erweitert. Das gibt der früheren Landrätin die Möglichkeit, sich weiter um ihr Herzensthema „Aufarbeitung der Nachwendezeit“ zu kümmern. Mit Ärztemangel und Pflegenotstand hat sie schwierige Themen übernommen. Akut droht der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest, eine Katastrophe für die Landwirtschaft.

Die Ministerin wird unterstützt durch Staatssekretär Uwe Gaul und Staatssekretärin Dagmar Neukirch.

Thomas Schmidt (CDU), Infrastruktur und Bau

Thomas Schmidt (CDU)
Thomas Schmidt (CDU) © SZ

Der große Traum des bisherigen Umwelt- und Landwirtschaftsministers ist das Wirtschaftsressort, das aber auch künftig vom Koalitionspartner SPD geführt wird. Thomas Schmidt wird nun als Chef des neu geschaffenen Infrastrukturministeriums aber gut entschädigt. In seinem Haus werden künftig die wichtigen Entscheidungen für die Entwicklung im ländlichen Raum getroffen und auch die Bundes-Milliarden für den geplanten Kohleausstieg verwaltet. Das wertet den 58-jährigen Agrar-Ingenieur in der Kabinettshierarchie auf.

Der Minister wird unterstützt durch Staatssekretär Dr. Frank Pfeil.

Christian Piwarz (CDU), Kultus

Christian Piwarz (CDU)
Christian Piwarz (CDU) © SZ

Als der Rechtsanwalt 2017 das Kultusministerium übernahm, war das eine Überraschung. Mittlerweile führt Christian Piwarz den „Tanker“ mit Erfolg – trotz landesweiten Lehrermangels. Der 44-Jährige wird für seinen Pragmatismus gelobt: Er will nicht alle glücklich machen, sondern sachlich für die beste Lösung streiten. In den kommenden Jahren soll der Fokus mehr auf den Kitas liegen – das hat er sich genauso in den Koalitionsvertrag schreiben lassen. Dazu kommt, dass er noch immer gute Kontakte in den Landtag hat.

Der Minister wird unterstützt durch Staatssekretär Herbert Wolff.

Wolfram Günther (Grüne), Umwelt und Landwirtschaft

Wolfram Günther (Grüne)
Wolfram Günther (Grüne) © SZ

Der gebürtige Leipziger Wolfram Günther ist Kunsthistoriker und Rechtsanwalt, spezialisiert auf Umwelt-, Planung- und Verwaltungsrecht. Seit 2018 führt er die Grüne-Fraktion im Landtag. Sein Ziel: die Partei in Sachsen umweltpolitisch sichtbarer zu machen. Der 46-Jährige hat viel Spaß daran, zwischen verschiedenen Interessen einen Ausgleich zu schaffen und Probleme zu lösen. Im Umweltministerium wird er dazu reichlich Gelegenheit haben. Schließlich hatte der konservative Bauernverband schon vorher vor ihm gewarnt.

Der Minister wird unterstützt durch Staatssekretär Dr. Gerd Lippold und Staatssekretärin Gisela Reetz.

Harmut Vorjohann (CDU), Finanzen

Harmut Vorjohann (CDU)
Harmut Vorjohann (CDU) © SZ

Er ist die einzige Überraschung im neuen Kabinett: Der frühere Dresdner Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) soll künftig über Sachsens „Schatztruhe“ wachen. Vorjohann hatte die Arbeitsgruppe Finanzen in den Koalitionsverhandlungen für die CDU mitbegleitet. Der 56-jährige Diplom-Volkswirt war von 2003 bis 2016 Finanzbürgermeister der Landeshauptstadt. Seitdem ist er als Bildungsbürgermeister weiterhin im Dresdner Rathaus tätig. Von 1992 bis 2000 hatte er zudem die Leipziger Kämmerei geleitet.

Der Minister wird unterstützt durch Dirk Diedrichs als Amtschef des Finanzministeriums

Barbara Klepsch (CDU), Kultur und Tourismus

Barbara Klepsch (CDU)
Barbara Klepsch (CDU) © SZ

Lange war Barbra Klepsch die einzige CDU-Frau im Kabinett. Als Sozialministerin war sie umstritten – nicht nur bei der SPD. Die 54-Jährige blieb blass, es fehlten Konzepte für ihren Bereich. Nach interner Kritik bekam sie unter Kretschmer eine Bewährungsfrist. Mit Pflege und Ärztemangel schien sie ihre Themen gefunden zu haben. Ob sie für mehr Sichtbarkeit im Bereich Tourismus sorgen kann, bleibt ungewiss. Als langjährige Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz hat sie aber schon Erfahrungen mit der kommunalen Ebene.

Sebastian Gemkow (CDU), Wissenschaft

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Als Sebastian Gemkow 2014 Justizminister wurde, war die Überraschung groß. Er war jung und unbekannt. Seither hat sich der frühere Rechtsanwalt mit diversen rechtspolitischen Vorstößen (u.a. mehr beschleunigte Strafverfahren, Verfolgung von Bagatellstraftaten) profiliert. Dass der 41-Jährige, Vater von drei Kindern, künftig Hochschulpolitik gestaltet, hängt weniger mit seinen Neigungen als mit der neuen Koalition zusammen. Vorerst wird er in Leipzig anzutreffen sein: Gemkow kandidiert in seiner Heimatstadt als Oberbürgermeister.

Der Minister wird unterstützt durch Staatssekretärin Andrea Franke.

Oliver Schenk (CDU), Staatskanzlei

Oliver Schenk (CDU)
Oliver Schenk (CDU) © SZ

Oliver Schenk ist Kretschmers Mann im Hintergrund. Als Chef der Staatskanzlei muss der 51-jährige Volkswirt Entscheidungen vorbereiten, verhandeln und letztlich die Politik des Ministerpräsidenten im Staatsapparat umsetzen. Was dem früheren Büroleiter von Ex-Regierungschef Georg Milbradt zugute kommt: Er ist gut vernetzt in Berlin, wo er im Adenauer-Haus sowie im Bundesgesundheitsministerium arbeitete. Schenk, der auch für Medienpolitik verantwortlich ist,  muss sich nun mit SPD und Grünen abstimmen.

Der Minister wird unterstützt von Staatssekretär Conrad Clemens in der Landesvertretung in Berlin.