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Sarrasani wirft OB Hilbert "Überreaktion" vor

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert hat sich im Stadtrat zum Zoff um den Standort André Sarrasani geäußert. Nun reagiert der Magier.

Von Andreas Weller
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André Sarrasani (rechts) hat mit seiner Zelt-Aktion sogar Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) gegen sich aufgebracht.
André Sarrasani (rechts) hat mit seiner Zelt-Aktion sogar Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) gegen sich aufgebracht. © Sven Ellger

Dresden. Der Eklat um das Verbot des Standortes von André Sarrasanis Zirkuszelt durch die Stadtverwaltung wurde am Donnerstag sogar Thema im Stadtrat. Die Freien Wähler hatten einen Eilantrag eingebracht, Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) solle Sarrasani einen dauerhaften Standplatz organisieren.

Doch der OB ließ den Antrag nicht zu, weil es "Geschäft der laufenden Verwaltung" sei. Hilbert nutzte dies aber, sich explizit dazu zu erklären.

"Wir lieben alle Sarrasani", schickte er voran. "Aber am Ende des Tages platzt mir der Kragen", machte Hilbert seiner Empörung über die öffentliche Diskussion Luft. Sarrasani hatte Hilbert auch in dessen OB-Wahlkampf unterstützt.

"Wir haben im Februar und auch im März mit Herrn Sarrasani zusammengesessen", damit meinte Hilbert die Bauaufsicht und die beteiligten Ämter. "Da wurde ihm unmissverständlich klargemacht, dass es dort nicht genehmigungsfähig ist." Die Fläche neben dem Kongresszentrum, in der Nähe der Marienbrücke, liegt im Überschwemmungsgebiet, es gibt erhebliche Probleme mit dem Brandschutz in Bezug auf die Brücke und einiges mehr. 

Stattdessen seien Sarrasani alternative Flächen von der Stadt angeboten worden, auf denen ein Aufbau möglich wäre. Doch stattdessen habe Sarrasani einfach losgelegt. "Wer meint, er kann aufbauen, und es wird schon keiner klagen, muss in eine andere Republik gehen", so Hilbert. "Hier herrschen Recht und Gesetz." 

Um etwas zu erreichen, müsse man schon gewillt sein, mit der Verwaltung zu kooperieren, mahnte der OB. Diese wolle, "dass Herr Sarrasani mit seinem Varieté spielen kann". Deshalb lade man ihn zur Zusammenarbeit ein.

Wie Sarrasani kontert

André Sarrasani hat bereist am Freitag enttäuscht reagiert. Nun legt er nochmal nach und attackiert OB Hilbert. „Jetzt sieht es dann doch so aus, dass wir nach dem emotionalen Statement des Oberbürgermeisters Dirk Hilbert, das für unser diesjähriges Sarrasani Gastspiel vorgesehene Gelände freigeben müssen", so Sarrasani.

Selbstverständlich "beuge"  er sich dieser "final wirkenden" Entscheidung der Verwaltung. "Auch wenn uns deren Entstehung, Begründung und Ausrichtung fragend und traurig zurücklassen." Er habe versucht, durch eine außergewöhnliche Locationwahl das Unternehmen durch die schwierigen Zeiten der Pandemie zu manövrieren. "Falls wir mit unserer Art und Weise Menschen oder Institutionen falsch behandelt haben sollten, dann tut uns das leid", so der Magier. Er habe sich nicht über bestehende Regeln oder  geltendes Recht hinwegsetzen wollen.

Aber Sarrasani bleibe dabei, er habe sich "zu 100 Prozent analog zum bisherigen gültigen Procedere ähnlicher, ebenfalls vorerst temporärer Zeltaufbauten vergangener Jahre in Dresden, verhalten". Daher sei er sich keines vorsätzlichen Fehlverhaltens bewusst, "welches so ein heftiges und restriktives Einschreiten der Verwaltung und deren Spitze rechtfertigen würde."

Zudem wundere er sich über den Zeitpunkt dieses städtischen Einschreitens. Medien hätten seit Monaten über den geplanten Aufbau an diesem Standort berichtet. "Da wäre ein konstruktiver Dialog mit den Verantwortlichen weit im Vorfeld wünschenswert gewesen", so Sarrasani.

"Verbitte mir Angriffe auf meine Person"

Dann geht Sarrasani OB Hilbert direkt an. "So sehr wir als Showmenschen insbesondere in diesen äußerst stressigen Zeiten eine emotionale Überreaktion des Stadtoberhauptes in dieser Sache nachvollziehen können, so sehr verbitte ich mir Angriffe auf meine Person, meine Familie und meine Zunft."

Der Circus, das Varieté, Sarrasani und die gesamte Kultur haben es laut Sarrasani schwer genug. Sie seien "der Kollateralschaden" jeglicher Aktionen der Pandemie-Bekämpfung. "Wir - und auch die Menschen dieser Stadt - können daher alles besser gebrauchen, als diese unwirschen Grabenkämpfe, die nur Kräfte zehren und dazu noch enorme Verunsicherung beim Publikum schaffen. Es bleibt nun festzuhalten, dass die erhoffte Hilfe der Stadtväter ausblieb und Sarrasani weiter ziehen wird."

Er werde sich aber auf die Unterstützung des treuen Publikums verlassen können. "So wie sich unser Publikum auch auf uns, Sarrasani, verlassen kann. Denn, wie mein Vater schon sagte: „der Circus muss spielen. Jetzt und in Zukunft!“

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