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Bautzen
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Diese Ideen haben die Stadtratskandidaten für die Bautzener Innenstadt

Den Ladenleerstand in der Innenstadt soll die City-Managerin in den Griff kriegen. Reicht das, um die Bautzener Altstadt aufzuwerten?

Von Tim Ruben Weimer
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City-Managerin Annett Scholz-Michalowski soll für die Belebung der Bautzener Innenstadt sorgen. Dazu gehören Reichenstraße (r.o.), Postplatz (l.u.) und auch die weiterhin verwaiste Kornmarkt-Passage.
City-Managerin Annett Scholz-Michalowski soll für die Belebung der Bautzener Innenstadt sorgen. Dazu gehören Reichenstraße (r.o.), Postplatz (l.u.) und auch die weiterhin verwaiste Kornmarkt-Passage. © Archivfotos: SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Der Handel in der Bautzener Innenstadt ist ständigen Veränderungen unterworfen: Reno, Domino's Pizza, GameStop, Holzwurm und Floristik‘99 sind nur eine Auswahl von Geschäften, die in den letzten Monaten und Jahren ihren Laden in Bautzen dichtgemacht haben.

Gleichzeitig kamen andere neu dazu: Zur Romantica 2023 hatten gleich fünf neue Geschäfte eröffnet, das Nähcafé Lotte betreibt jetzt ein zweites Geschäft, und die Kette Pepco übernahm die Reno-Fläche im Kornmarkt-Center. Am Lauengraben gegenüber dem Kornmarkt-Center gibt es einen neuen Barber-Shop und auf der Rosenstraße seit dem 7. Mai 2024 Bautzens mutmaßlich ersten Späti.

Bautzens Ziel: Nur noch 30 leere Geschäfte bis 2027

Trotzdem haben viele den Eindruck, den auch Bautzens Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU) vor gut einem Jahr zum Ausdruck gebracht hatte: Auf Karl-Marx-Straße, Innerer Lauenstraße, Reichenstraße und auch im Kornmarkt-Center greife ein Domino-Effekt des Leerstands um sich. 92 Geschäfte standen damals in der gesamten Stadt leer, in der Innenstadt waren es 58. Bis 2027 sollen es nur noch 30 sein, so lautet der Plan, mit dem die neue City-Managerin Annett Scholz-Michalowski und das Radeberger Planungsbüro Schubert beauftragt wurde.

  • Mehr als 23.000 Menschen aus Sachsen haben an der Umfrage von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung teilgenommen. Entwickelt und ausgewertet wurde der Sachsen-Kompass unter wissenschaftlicher Begleitung und in Kooperation mit der Agentur "Die Mehrwertmacher". Dabei wurde darauf geachtet, dass die Ergebnisse belastbar sind. Wo es aus kleinen Orten/Stadtteilen nicht ausreichend Antworten für belastbare Aussagen auf Gemeinde-/Stadtteilebene gab, wurden Nachbargemeinden teils gemeinsam ausgewertet. Alle Ergebnisse finden Sie auf saechsische.de/sachsenkompass

Konkret seien es schon vor einem Jahr nur 43 Objekte gewesen, die vermietet hätten werden können, sagt Scholz-Michalowski, denn 15 Läden sähen von außen zwar nach Leerstand aus, seien innen aber im rohbaulichen Zustand. Ihr sei klar, dass die Bekämpfung des Leerstands nicht nur durch Ladengeschäfte funktioniere, sondern kreative Lösungen brauche. So soll Mitte Juni in leer stehende Räume auf der Reichenstraße für einen Monat eine interaktive Wanderausstellung der Technischen Universität Berlin einziehen, verrät die City-Managerin.

In vielen Objekten sind Zwischennutzungen geplant

In 12 oder 13 Objekten in der Innenstadt sei in den nächsten Wochen und Monaten etwas geplant, sagt sie. Unter anderem zieht auf der Inneren Lauenstraße ein Shop des Internetanbieters SachsenGigaBit ein, die Kreisvolkshochschule wolle in der Innenstadt einen Treffpunkt einrichten, zudem entstünden neue Friseur-Salons und ein Fitness-Studio. Auch der Postplatz soll sich in naher Zukunft verändern, etwa durch mehr Bänke oder modernere Schaukästen.

Ungeklärt bleibt die Zukunft der Kornmarkt-Passage. Ende Januar hatte die zuständige Immobilienfirma aus Dresden erklärt, ein Vertragsabschluss mit einer bekannten Non-Food-Marke, die große Teile des Objekts anmieten wolle, stünde bald bevor. Seitdem ist nichts Neues öffentlich geworden.

Hoher Versiegelungsgrad in der Bautzener Innenstadt

Zur Belebung der Innenstadt tragen auch Events wie der anstehende Bautzener Frühling oder das gerade erst wiederaufgelebte Kneipenfest bei, genauso wie der Theatersommer und weitere Kultur-Höhepunkte. Für den Tourismus ist auch das Image der Stadt Bautzen wichtig, das durch Höhepunkte wie das Osterfest gepflegt wird.

Zudem hat die Bautzener Innenstadt wie viele andere Städte ein Problem mit hoher Versiegelung und zu wenigen Grünflächen. Vor gut einem Jahr hatte eine Studie der Versicherungswirtschaft Bautzen als Sachsens meistversiegelte Stadt bezeichnet. Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept heißt es dazu, dass in der Innenstadt "ausreichend Schattenplätze zur Erholung" geschaffen werden sollen.

Das sagen die Spitzenkandidaten für den Stadtrat Bautzen:

Katja Gerhardi (CDU), 52 Jahre, Gymnasiallehrerin:

"Händler und Gastronomen sind wichtige Partner für eine attraktive Innenstadt. Hier leistet das Citymanagement sehr gute Arbeit. Das wollen wir weiter fördern. Zentral ist die Aufenthaltsqualität, damit auch Sicherheit und Ordnung. Wir brauchen aber auch mehr freies Wlan, gegen Hitze mehr Grün und Wasser. Auch der Verkehr spielt eine Rolle: Die Schloßstraße soll im Sommer weitgehend autofrei sein, die Wegweisung und Abstellmöglichkeiten für den Radtourismus müssen verbessert werden."

Katja Gerhardi (CDU)
Katja Gerhardi (CDU) © privat

Ralph Nitschke (AfD), 54 Jahre, Versicherungsmakler:

"Hierzu muss es im ersten Schritt gelingen, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Engagierte Vereine (Altstadtverein, Innenstadtverein, Sportvereine) sind hier besser finanziell auszustatten und von Bürokratie zu entlasten. Grün- und Freiflächen sind bei Umbauten (zum Beispiel Vogelkreuzung) einzuplanen. Die Erweiterung des Schliebenparkplatzes, die Gestaltung des Schliebenkreisels und den Rückbau des Tunnels am Kornmarkt zur besseren Einbindung der Karl-Marx-Straße wollen wir ebenfalls voranbringen."

Ralph Nitschke (AfD)
Ralph Nitschke (AfD) © privat

Steffen Tech (Bürgerbündnis Bautzen), 48 Jahre, Sozialversicherungsfachangestellter:

"Die Sondernutzungsgebühr muss weg, so entlasten wir Gastronomie und Handel. Hohe Kaufkraft hilft gegen Leerstand. Das erreichen wir durch Stärkung der heimischen Wirtschaft und Neuansiedlungen auf geeigneten Gewerbeflächen. Gut ausgebildete junge Menschen halten wir durch attraktive Jobs in der Region. Daher kämpfen wir weiter für die Umsetzung des Bauforschungszentrums. Bautzen muss „Wissensstadt“ werden. Wir fördern den Tourismus durch geeignete Maßnahmen. So profitiert auch der Einzelhandel."

Steffen Tech (BBBz)
Steffen Tech (BBBz) © privat

Andrea Kubank (Die Linke), 55 Jahre, Diplomagraringenieurin:

"Ein schlagkräftiges Stadtmarketing aufbauen, um mit dem Tourismus- und Innenstadtverein Konzepte für Innenstadtbelebung und Tourismusförderung zu entwickeln, Potenzial im Dreiländereck ausschöpfen. Bei leerstehenden Geschäften: Mietpreisfestschreibung kombiniert mit zeitlich begrenzten Mietzuschüssen oder diese anmieten und bis zur Weiternutzung kreativ nutzen, zum Beispiel Kunstprojekte, Schülerprojekte, Vereine. Belebung öffentlicher Plätze durch Straßencafés, Kleinkunst, Grünflächen, Graffitiwände."

Andrea Kubank (Die Linke)
Andrea Kubank (Die Linke) © PR/Kreisverband Bautzen Die Link

Martin Nedo (FDP), 38 Jahre, Wirtschaftsfachwirt:

"Wir wollen die Innenstadt zu einer wirklichen Verweil-Meile aus individuellem Einzelhandel und gastronomischen Einrichtungen entwickeln. Die Menschen sollen nicht nur zum Einkaufen in die Stadt kommen, sondern hier gern Zeit verbringen. Das stärkt Gastronomie und Einzelhandel und macht die Stadt für Besucher aus nah und fern attraktiver. Wir wollen den Kornmarkt sanieren und umgestalten. Um die vielfältigen Aufgaben an einer Stelle zu bündeln, wollen wir eine Stadtmarketing-Gesellschaft gründen."

Martin Nedo (FDP)
Martin Nedo (FDP) © privat

Claus Gruhl (Bündnis 90/Die Grünen), 65 Jahre, Verwaltungsleiter:

"Wir wollen die Stelle der City-Managerin verstetigen – sie ist gut vernetzt und verknüpft Händlerinnen und Eigentümer. Langfristigem Leerstand soll mit Konzepten wie Co-Working-Spaces und City-Appartements begegnet werden. Außerdem ist die Aufenthaltsqualität der Innenstadt eine zentrale Stellschraube – wer gern Zeit auf unseren Straßen verbringt, wird eher auf die Schaufenster und Angebote der Läden aufmerksam. Dafür sind komfortable Sitzmöbel, lebendiges Grün und ausreichend Schatten wichtig."

Claus Gruhl (Bündnis 90/Die Grünen)
Claus Gruhl (Bündnis 90/Die Grünen) © Henriette Braun

Astrid Riechmann (SPD), 63 Jahre, Diplom-Ingenieurin und Geschäftsführerin von Willkommen in Bautzen e.V.:

"Gegen Leerstand hilft eine belebte Innenstadt mit gleichberechtigtem und rücksichtsvollem Umgang von Fußgängern, Kinderwagen, Fahrradfahrern und Autos in Schrittgeschwindigkeit. Ladengeschäfte könnten kurzzeitig vermietet werden für Co-Working-Spaces, Mischnutzungen, wie zum Beispiel Vereinsvorstellungen, Onlinehandel mit Umkleideräumen, in denen probiert und umgeändert wird. Ladengeschäfte müssen in Wohnungen umgebaut werden können. Nutzung der Plätze als Begegnungsraum und Einladung zum Verweilen."

Astried Riechmann (SPD)
Astried Riechmann (SPD) © privat

Mike Hauschild (Freie Wähler - Zukunft für Bautzen), 51 Jahre, Handwerksmeister:

"Es geht nur gemeinsam. Wir, die Freien Wähler, helfen den Händlern und Gastronomen bei allem, was möglich ist. Wir wollen Neues wagen, den Kornmarkt umgestalten und mit einem neuen Reichentor zu einer Attraktion wandeln. Das Projekt Spreetor mit Karasekturm, Parkplatzausbau und die Brötchentaste fürs Parken in der Innenstadt sollen eine Chance bekommen. Stadtfeste und Wenzelsmarkt müssen professionell gedacht werden. Wir fordern Verkehrsversuche in der Wendischen Straße (Fahrtrichtungswechsel) und Karl-Marx-Straße (Verkehrsberuhigung)."

Mike Hauschild (FWZfB)
Mike Hauschild (FWZfB) © privat

Hagen Schuster (Die Partei), 43 Jahre, Filialleiter im Einzelhandel:

"Dieses Thema löst bei mir als Bautzener Händler explosiven Brechdurchfall aus. Lasst uns den Leerstand mit Begegnungsstätten, Jugendtreffs, Wohnungen, Rollator-Garagen und Einhornstallungen füllen. Eine Wiederbelebung des Handels in der Innenstadt ist zwar wünschenswert, aber unter den aktuellen Umständen (Verkehrssituation, Bevölkerungsentwicklung, Image) utopisch. Die Stadt braucht für den Handel zuerst ein Zukunftskonzept und muss aufhören, die Verantwortung auf den Innenstadtverein abzuwälzen."

Hagen Schuster (Die Partei)
Hagen Schuster (Die Partei) © privat

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