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Bautzen: Das wollen die Stadtratskandidaten für die Schulen und den Sport tun

Die Allende-Oberschule bleibt das Bautzener Sorgenkind. Doch auch in puncto Digitalisierung und Hallengebühren wollen sich die Spitzenkandidaten engagieren.

Von Tim Ruben Weimer
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Geld für den Vereinssport, die Digitalisierung der Bautzener Schulen, die Zukunft der Schiller-Kita (u.l.) und die Sanierung der Allende-Schule (u.r.) sind nur einige der Themen, die den Bautzener Stadtrat beschäftigen.
Geld für den Vereinssport, die Digitalisierung der Bautzener Schulen, die Zukunft der Schiller-Kita (u.l.) und die Sanierung der Allende-Schule (u.r.) sind nur einige der Themen, die den Bautzener Stadtrat beschäftigen. © Archivfotos: Florian Richter (1), Steffen Unger,

Bautzen. Der Freistaat will das sächsische Schulsystem verbessern. Offene Unterrichtsstunden, die die Lehrer nach eigene Ermessen gestalten können, alternative Bewertungen zusätzlich zu Noten, mehr individuelles Lernen soll es geben. Die Landkreise und Gemeinden haben da wenig mitzureden, denn Bildung ist Ländersache. Trotzdem haben auch die kommunalen Entscheidungsträger und die Bautzener Stadträte Möglichkeiten, sich für Schulen, Kitas und Sportstätten in der Stadt Bautzen einzusetzen.

Allende-Schule muss dringend saniert werden

In der Stadt Bautzen gibt es sechs Grundschulen (Fichte-, Mättig-, Militzer-, Curie-, sorbische und Montessori-Schule), vier Oberschulen (Daimler-, Allende- und sorbische Schule sowie die im Stadtteil Gesundbrunnen), drei Gymnasien (Schiller-, Melanchthon- und sorbisches Gymnasium), zwei Förderschulen (Schützenplatz und Lindenschule), zwei Berufsschulen und neun Fach- und Berufsfachschulen. Fünf Kitas in städtischer Trägerschaft (Purzelbaum, Benjamin Blümchen/künftig Spreewichtel, Löwenzahn, Kneipp und Weigangstraße) und zwölf in freier Trägerschaft machen das Bild komplett. Ob die Schiller-Kita an der Paulistraße eines Tages wieder öffnet, ist weiterhin ungewiss.

In aller Munde ist seit Jahren vor allem die Allende-Oberschule, weil sie die letzte unsanierte Schule Bautzens ist. 2017 und 2018 wurde die 1967 errichtete Turnhalle übergangsweise saniert, doch die grundlegenden Mängel beseitigt hat das nicht. Eigentlich sollten die Sanierung der Schule und der Neubau von Turnhalle und Mensa bereits 2022 beginnen. Weil Fördergelder fehlten, hat der Stadtrat erst im September 2023 seinen Grundsatzbeschluss zu Sanierung und Neubau erneuert. Elternvertreter machten im Februar 2024 noch einmal Druck und starteten eine Petition für eine rasche Sanierung, die bislang 1.750 Unterschriften sammelte. Insbesondere die Entscheidung darüber, wie die Schulgebäude saniert werden sollen, ist noch nicht gefallen.

Schulen inzwischen fast vollständig digitalisiert

Auch den Weg der Digitalisierung in den Schulen begleitet der Stadtrat. Der Digitalpakt Schule war vom Bund 2019 gestartet worden. Er läuft bis 2024 und sieht vor, dass Schulen etwa mit digitalen Lernplattformen oder interaktiven Tafeln ausgestattet werden. Die erste Schule, die in Bautzen davon profitierte, war die Max-Militzer-Grundschule. Inzwischen gibt es beispielsweise an der Förderschule am Schützenplatz nur noch eine einzige Kreidetafel.

Die Stadt ist zudem verantwortlich für das Schulessen in den städtischen Bildungseinrichtungen. Zuletzt musste für fünf Schulen ein neuer Essensanbieter gefunden werden, weil es Streit um den Preis für das Essen gab.

  • Mehr als 23.000 Menschen aus Sachsen haben an der Umfrage von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung teilgenommen. Entwickelt und ausgewertet wurde der Sachsen-Kompass unter wissenschaftlicher Begleitung und in Kooperation mit der Agentur "Die Mehrwertmacher". Dabei wurde darauf geachtet, dass die Ergebnisse belastbar sind. Wo es aus kleinen Orten/Stadtteilen nicht ausreichend Antworten für belastbare Aussagen auf Gemeinde-/Stadtteilebene gab, wurden Nachbargemeinden teils gemeinsam ausgewertet. Alle Ergebnisse finden Sie auf saechsische.de/sachsenkompass

Wichtig für Eltern sind auch die Kitagebühren, die vom Stadtrat festgelegt werden. Über das Festlegungsverfahren hatte es im Stadtrat in den vergangenen Jahren immer wieder Streit gegeben.

Auch beim Vereinssport hat der Stadtrat mitzureden, insbesondere entscheidet er darüber, wieviel Fördergeld die Vereine bekommen. Das meiste Geld erhält in der Regel der MSV Bautzen 04, der neben Fußball insgesamt 26 Sportarten anbietet.

Das sagen die Spitzenkandidaten für den Stadtrat Bautzen:

Katja Gerhardi (CDU), 52 Jahre, Gymnasiallehrerin:

"Familienfreundlichkeit im Bildungsbereich und beim Sport heißt für uns, dass wir da ansetzen, wo Kinder, Jugendliche und die Bürger unserer Stadt direkt profitieren. Das meint die dringende Sanierung der Allende-Oberschule und ihrer Halle sowie eine Dreifeldhalle für den Schul- und Vereinssport. Die CDU-Fraktion arbeitet weiter für Kita-Gebühren mit Augenmaß, eine gute Essensversorgung und genügend Geld im Haushalt für Schulbücher. Die Hallennutzungsgebühren müssen schrittweise gesenkt werden."

Katja Gerhardi (CDU)
Katja Gerhardi (CDU) © privat

Ralph Nitschke (AfD), 54 Jahre, Versicherungsmakler:

"Leider lassen sich die auf Bundes- und Landesebene verursachten Fehler, z.B. Lehrermangel, Migration etc. nicht durch die Stadt beheben. Was ist uns möglich? Wir werden uns für einen erhöhten Landeszuschuss zu Kita und Hort einsetzen, um die Beiträge für Eltern und Stadt zu stabilisieren, das Projekt Turnhalle Allende-Oberschule unterstützen und die Förderung des Steinhauses zugunsten der Sportvereine wieder in ein vernünftiges Verhältnis setzen. Die Förderung ideologischer Projekte lehnen wir ab."

Ralph Nitschke (AfD)
Ralph Nitschke (AfD) © privat

Steffen Tech (Bürgerbündnis Bautzen), 48 Jahre, Sozialversicherungsfachangestellter:

"Kita-Gebühren dürfen nicht weiter steigen. Die Allende-Schule braucht schnell einen funktionalen Turnhallenneubau für den Schul- und Vereinssport, die Schule selbst muss zeitnah saniert werden. Es braucht eine bessere Vernetzung von Schule und außerschulischen Bildungsangeboten wie Sternwarte oder Zuseum. Die Nutzungsgebühren für Turnhallen müssen erträglich bleiben. Vereinssport und -leben sollen stärker unterstützt, die Sportförderung aufgestockt und städtische Zuschüsse fairer verteilt werden."

Steffen Tech (BBBz)
Steffen Tech (BBBz) © privat

Andrea Kubank (Die Linke), 55 Jahre, Diplomagraringenieurin:

"Chancengleichheit sollte an erster Stelle stehen: ausreichend und qualifizierte Lehrkräfte, ausreichend Schulsozialarbeiter an jeder Schule, gesundes, bezahlbares Mittagessen und die Ganztagsangebote ausbauen. Schule als sozialen Ort erleben. Präventive Jugendarbeit. Keine Erhöhung der Nutzungsgebühren von Turnhallen, kostenlose Nutzung städtischer Räume und Sportstätten zur Fort- und Weiterbildung von Ehrenamtlichen, nachhaltige Nachwuchsförderung in enger Kooperation mit dem Kreissportbund."

Andrea Kubank (Linke)
Andrea Kubank (Linke) © PR/Kreisverband Bautzen Die Linke

Martin Nedo (FDP), 38 Jahre, Wirtschaftsfachwirt:

"Der Jugend gehört die Zukunft! Die Sanierung der Allende-Oberschule ist zügig in hoher Qualität umzusetzen. Die Digitalisierung der Schulen muss mit praktikablen Konzepten vorangebracht werden. Außerdem gehört die Gebührenordnung zur Nutzung der stadteigenen Sport- und Kulturstätten auf den Prüfstand! Gebühren für Kitas und Horte müssen gesenkt oder gänzlich abgeschafft werden. Insgesamt trägt dies alles zu einer lebenswerten, familienfreundlichen Heimatstadt Bautzen bei, in der alle gerne leben."

Martin Nedo (FDP)
Martin Nedo (FDP) © privat

Claus Gruhl (Bündnis 90/Die Grünen), 65 Jahre, Verwaltungsleiter:

"Priorität hat aktuell die Sanierung der Allende-Schule samt Turnhalle. Außerdem sollte der 'Digitalpakt Schule' fortgeführt werden. Für Vereine und Schulen sind Ausstattung und Kapazität der Sportstätten wichtig, deshalb wollen wir den Bau der Dreifeldhalle vorantreiben. Die Planung der Kitaplätze sollte an die Kinderzahlen angepasst werden, um keine Überkapazitäten zu schaffen. Dennoch sollte man die Schiller-Kita angesichts der Entwicklung der Perfecta-Brache als Wohnquartier im Blick behalten."

Claus Gruhl (Bündnis 90/Die Grünen)
Claus Gruhl (Bündnis 90/Die Grünen) © privat

Astrid Riechmann (SPD), 63 Jahre, Diplom-Ingenieurin und Geschäftsführerin von Willkommen in Bautzen e.V.:

"Zuerst muss endlich die Allende-Schule saniert werden. Wir setzen uns für Mehrsprachigkeit bereits in Kitas ein. Das Witaj-Projekt ist ein guter Ansatz. Die Ergebnisse der Jugendideenkonferenzen sind jährlich im Stadtrat vorzustellen, weitere Festlegungen dort zu treffen. Breitensport soll gefördert werden. Zwischen Stadt und Landratsamt muss es zyklische Absprachen für eine gute Hallenplanung geben. Wir stehen für eine kostenlose/ermäßigte Nutzung der Sportstätten für Kinder und Jugendliche."

Astrid Riechmann (SPD)
Astrid Riechmann (SPD) © privat

Mike Hauschild (Freie Wähler - Zukunft für Bautzen), 51 Jahre, Handwerksmeister:

"Unsere Stadträte, Stefan Mücke und ich, kämpfen seit Jahren unermüdlich für niedrigst mögliche Gebühren in Kitas, Hort und Sportstätten. Leider haben die anderen Fraktionen bisher jede Erhöhung durchgewunken. Wir haben erfolgreich gekämpft, damit nicht mehr der billigste Preis das Schulessen bestimmt. In verschiedenen Sportvereinen sind wir direkt aktiv und helfen mit Rat und Tat. Wir brauchen eine große Sporthalle für die Gymnasien und Vereine, aber keine Luftschlösser und Paläste!"

Mike Hauschild (FWZfB)
Mike Hauschild (FWZfB) © privat

Hagen Schuster (Die Partei), 43 Jahre, Filialleiter im Einzelhandel:

"Kinder werden irgendwann alt. Folglich sollten wir nochmal zehn Altenheime in die Stadt klöppeln. Spaß beiseite. Die Sanierung der Allende-Schule muss sofort starten. Der derzeitige Zustand ist untragbar. Kosten dürfen beim Thema Bildung kein Entscheidungsfaktor sein. Es geht um die Zukunft unserer Kinder!

Mittelfristig müssen die Kitagebühren wegfallen, um für junge Familien attraktiver zu werden. Wenn wir nur die Letztwähler hofieren, wird der Nachwuchs weiterhin der Stadt den Rücken kehren."

Hagen Schuster (Die Partei)
Hagen Schuster (Die Partei) © privat

Weitere Beiträge in dieser Reihe erschienen am 29. April 2024 zum Thema Verkehr, am 7. Mai zum Thema Wohnen und am 13. Mai zum Thema Innenstadtbelebung.