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Nach Kündigung der AWO in Radeberg: Freie-Wähler-Stadtrat fordert Mediator

Radeberg hat zum Ende des Jahres die Verträge mit der AWO als Kitaträger gekündigt. Freie-Wähler-Stadtrat Detlev Dauphin bedauert die Entscheidung inzwischen und fordert einen Mediator.

Von Verena Belzer
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Die AWO betreibt in Radeberg die Kitas Alex Wedding und Liegau-Augustusbad sowie den Hort Süd.
Die AWO betreibt in Radeberg die Kitas Alex Wedding und Liegau-Augustusbad sowie den Hort Süd. © Daniel Schäfer (Symbolfoto)

Radeberg. Als im Juni sowohl die Stadt Radeberg als auch die Gemeinde Wachau ihre Verträge mit der Arbeiterwohlfahrt über die Trägerschaft ihrer Kindertageseinrichtungen und Horte kündigte, war das Erstaunen bei vielen Radebergern groß.

Bis Ende des Jahres wird die AWO die Kitas Lomnitz und Wachau sowie den Wachauer Schulhort und die Kitas Alex Wedding und Liegau-Augustusbad sowie den Hort Süd weiterbetreiben - danach steht möglicherweise ein Trägerwechsel an. In Wachau hat Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) eine weitere Zusammenarbeit bereits ausgeschlossen. Hier wird die AWO wohl nicht zum Zug kommen. Wachau hatte als Grund für die Kündigung die große Fluktuation beim Erzieherpersonal genannt. Doch wie sieht die Situation in Radeberg aus?

"Ein Schlichter wäre das Vernünftigste"

Radebergs Stadtrat, Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Detlev Dauphin, hat Sorge, dass das Tischtuch zwischen AWO und Radeberg zerschnitten sein könnte. Er fordert dringend einen Mediator, der das Verhältnis der beiden Parteien wieder geraderückt: "Ein Schlichter wäre das Vernünftigste."

In Radeberg hatte man sich zu der Kündigung entschieden, nachdem die AWO zunächst ihrerseits einen Nebenvertrag über die Betriebskosten gekündigt hatte - "und aufgrund der wachsenden Unzufriedenheit mit der Betriebsführung durch den Träger", hieß es im Antrag der Stadt, der dem Stadtrat vorgelegt worden war.

"Was bedeutet 'wachsende Unzufriedenheit'?", fragt Detlev Dauphin. "Wurde konstruktiv und zielorientiert diskutiert?" Dauphin selbst stimmte im Rat für die Kündigung der AWO - heute würde anders entscheiden. "Ich ärgere mich", sagt er. Die Stadtverwaltung hatte den Räten die Vorlage zur Kündigung erst zur Sitzung überreicht, als sogenannte Tischvorlage.

Demnach hatten die Räte keine Zeit, sich auf das Thema vorzubereiten. "Wir haben eine Entscheidung getroffen, ohne die Konsequenzen richtig durchdacht zu haben." Ihm gehe es um die Kinder, die Eltern und Mitarbeiter. "Ein neuer Träger muss die Mitarbeiter übernehmen. Aber was ist, wenn bis dahin etliche Mitarbeiter gekündigt und sich andere Stellen gesucht haben?"

Es herrsche immerhin auch in diesem Bereich Fachkräftemangel. Und es sei genuine Aufgabe der Stadt, Kitaplätze zur Verfügung zu stellen. Und was passiere im schlimmsten Fall, "wenn sich überhaupt kein Träger findet?"

In einer Pressemitteilung hatte die Stadtverwaltung geschrieben, die AWO könne sich erneut um die Trägerschaft bewerben - doch dass die AWO wieder zum Zug kommt, kann sich Dauphin kaum vorstellen. "Was hat es für einen Sinn einem Träger zu kündigen, um ihn dann wieder den Zuschlag zu geben?" Das Problem der Betriebskosten bliebe bestehen.

Für die AWO waren die Kitas nicht mehr rentabel

Nach der Argumentation der AWO war der Betrieb der Radeberger Kitas für sie nicht mehr wirtschaftlich rentabel. AWO-Vorstand Norbert van Rennings hatte dazu erklärt, dass in Radeberg "eine kostendeckende Betreibung der Kitas zu den geltenden Konditionen in Anbetracht der Kostenentwicklung des letzten Jahres und der bereits bekannten Personalkostensteigerungen im Jahr 2024 schlichtweg ausgeschlossen" sei.

Dem Vernehmen nach erwirtschaftet die AWO für 2023 in ihren Radeberger Kitas voraussichtlich einen Fehlbetrag von über 30.000 Euro. Für das 2024 hatte die AWO bei gleichbleibenden Kostensätzen einen noch höheren Fehlbetrag befürchtet. "Die Erwirtschaftung von Fehlbeträgen ist für unseren Verband als gemeinnütziger Verein existenzbedrohend", sagt van Rennings.