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Wie Radebergs OB Frank Höhme seine Arbeit nach einem Jahr im Amt einordnet

Ein knappes Jahr ist Frank Höhme nun Radebergs Oberbürgermeister. Welche Projekte er angeschoben hat, welche noch ausstehen - und wie er damit umgeht, Drohbriefe zu erhalten.

Von Verena Belzer
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Die feierliche Übergabe der Amtskette an Frank Höhme als Oberbürgermeister ist nun ein knappes Jahr her.
Die feierliche Übergabe der Amtskette an Frank Höhme als Oberbürgermeister ist nun ein knappes Jahr her. © Sven Ellger

Radeberg. Manche Dinge habe er sich wirklich einfacher vorgestellt, das gibt Frank Höhme (parteilos) ein knappes Jahr seit seinem Amtsantritt als Radeberger Oberbürgermeister offen und ehrlich zu. Noch immer sei er manchmal erstaunt, wie lange der Atem sein muss, bis dann wirklich alle Behörden und Ämter eingebunden sind und eine Entscheidung getroffen werden kann. Aber: "Ich gehe jeden Tag mit einem Lächeln ins Rathaus", sagt er. Ein Jahr Amtszeit - Zeit für eine Zwischenbilanz.

Wichtigste Projekte: Hüttermühle, Parkplatz, Aktionsraum Rödertal

Fragt man den Rathauschef nach den Projekten, die in diesem einem Jahr wichtig für ihr waren, nennt er gleich mehrere: Der Projektantrag für die Sanierung der Hüttermühle wurde eingereicht, der Parkplatz an der Pulsnitzer Straße beschlossen, auf dem Eschebach-Gelände ist der Abriss der Gebäude fast fertig gestellt, sodass hier das Nebengebäude des Humboldt-Gymnasiums entstehen kann. Auch die Erweiterung des Grünen Bands hin zum Hofegrund sei ein wichtiger Meilenstein gewesen.

"Sehr wichtig ist mir auch die Zusammenarbeit mit den angrenzenden Gemeinden Ottendorf-Okrilla, Wachau und Arnsdorf", sagt Frank Höhme. Erst vor Kurzem haben die vier Kommunen eine Art Freundschaftsvertrag geschlossen, um künftig gemeinsame Projekte auf den Weg bringen zu können. Das Ganze nennt sich "Aktionsraum Rödertal".

Bei anderen Themen, die der OB angestoßen hat, hakt es jedoch noch: "Beim Radeberger Wasserturm, der vom Eigentümer zum Kauf angeboten wurde, ist aktuell noch keine Lösung in Sicht."

Einen möglichen Förderantrag könne nur der aktuelle Eigentümer stellen - und sollte der bewilligt werden, könne das Geld dann nicht auf einen anderen Investor übertragen werden. "Hier müssen wir uns eine neue Strategie überlegen."

Sein größter Traum: ein Kulturhaus

Für den Rest seiner sieben Jahre dauernden Amtszeit stehen für OB Frank Höhme die Themen Schule und Kitas ganz weit oben, "das hat Priorität", sagt er. "Auch der Altbestand muss saniert werden, beispielsweise viele Spielplätze, die in die Jahre gekommen sind."

Nach und nach wolle man auch Straßen erneuern und in Infrastrukturmaßnahmen investieren. Sein größter Traum sei aber nach wie vor ein Kulturhaus für Radeberg.

Was ihm ebenfalls am Herzen liegt, ist die Digitalisierung des Rathauses, damit es auch Bürger einfacher mit Formularen haben.

"Wir haben in dem einen Jahr nun auch einiges im Rathaus neu strukturiert", berichtet er. Dass Mitarbeiter den Satz "Das haben wir schon immer so gemacht" sagten, das schleiche sich so langsam aus.

Die Nähe zu Dresden bringe auch Nachteile

OB Frank Höhme erklärt außerdem, dass er fast wöchentlich Anfragen nach großen Gewerbeflächen ablehnen müsse, weil die Stadt einfach keine Flächen habe. Auch Radebergs neue Wirtschaftsreferentin Klaudia Deuchert berichtete kürzlich davon. "Dass wir so im Speckgürtel von Dresden sind, hat natürlich auch Nachteile", sagt Höhme.

Die Stadt müsse für die Bürger dann die entsprechende Infrastruktur bereitstellen, zum Beispiel Kitas, Horte und Schulen. "Wir prüfen gerade, ob wir nur noch solche Verträge mit Investoren schließen können, die eine Beteiligung an der Infrastruktur beinhalten."

Der Radeberger Investor, der in der Badstraße 80 Wohnungen bauen will, hat genau dies bereits der Stadt in Aussicht gestellt.

"Nicht nachtragend, aber ich vergesse auch nichts"

Ein Jahr Rathauschef bedeutet auch: Ein Jahr weg aus den Reihen der Stadträte hin zur "anderen Seite", in den Chefsessel. "Die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat läuft gut, das ist auf Augenhöhe und ein Miteinander", sagt Frank Höhme, der bis zu seiner Wahl Vorsitzender der SPD/Grüne/Linke-Fraktion war.

"Ich bin zwar nicht nachtragend, bin aber auch wie ein Elefant. Ich vergesse nichts", meint der OB. Zum Hintergrund: Bei den Stadtratssitzungen kommt es immer mal wieder zu so Wortwechseln zwischen ihm und einzelnen Räten.

Für die Kommunalwahl im kommenden Jahr wünscht sich der Rathauschef, dass sich auch junge Bürger engagieren und die Stadt voranbringen. "Aber es kann auch nicht nur junge Wilde geben", sagt er. "Ein gewisser Teil mit großer Erfahrung sollte auch dabei bleiben."

Er hoffe, die Wahl werde keine "Trotz-Wahl", keine "Abrechnung". Bei der Abstimmung gehe es um Radeberg, alles andere bringe die Stadt nicht weiter.

Zehn Drohbriefe - teilweise mit Blut unterschrieben

Er rede auch weiterhin mit Radebergern, die sich den regelmäßigen Montagsspaziergängern anschließen. "Ich bedauere aber, dass sich aktuell niemand findet, der die Demonstration anmeldet", sagt der OB.

Bei den Montagsspaziergängern seien seiner Ansicht nach solche dabei, die mit dem Gesamtsystem nicht einverstanden seien und solche, die einfach mitlaufen. Manche seien sich der Außenwirkung vielleicht gar nicht bewusst, was es bedeute, einer Gruppierung wie den klar rechtsextremen Freien Sachsen hinterherzulaufen. Doch eines sei klar: Jeder dürfe demonstrieren, das sei das gute Recht eines jeden Bürgers.

Was sich allerdings außerhalb des legalen Rahmens bewege, sei so mancher Drohbrief, den er bereits erhalten hat. "Das waren insgesamt zehn Drohbriefe", berichtet Frank Höhme. "Bei einem haben wir Strafanzeige erstattet."

Andere seien mit Blut unterschrieben worden. Ob das etwas mit ihm mache? "Nein, ich habe keine Angst."