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Radeberg testet Tempo 20 auf der Hauptstraße

Verkehrsversuche in der Radeberger Innenstadt: Tempo 20 auf der Hauptstraße, Langbeinstraße als Einbahnstraße. In Radeberg stehen ab Mai zwei Testphasen an. Das sind die Gründe dafür.

Von Verena Belzer
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Einfahrt in die Hauptstraße - das Tor der Innenstadt: Hier ist noch Tempo 30 erlaubt. Ab Höhe Schulstraße dürfen Autos ab Mai sechs Monate lang nur noch Tempo 20 fahren.
Einfahrt in die Hauptstraße - das Tor der Innenstadt: Hier ist noch Tempo 30 erlaubt. Ab Höhe Schulstraße dürfen Autos ab Mai sechs Monate lang nur noch Tempo 20 fahren. © Christian Juppe

Radeberg. Die Radeberger Innenstadt ist häufig Gegenstand von kontroversen Diskussionen: autofrei oder nicht? Einbahnstraßen - ja oder nein? Wie familienfreundlich ist die Stadt? Wie gefährlich ist sie für Fußgänger und Radfahrer?

Erst Anfang März ist ein zehnjähriger Schüler des Radeberger Humboldt-Gymnasiums beim Überqueren der Hauptstraße von einem Auto erfasst worden. Damals war es ein parkender Lkw, hinter dem der Junge auf die Fahrbahn treten wollte und dabei von einer Frau angefahren wurde.

Nun wird es ab Mai an zwei Stellen in der Innenstadt Änderungen geben. Beide sind als Versuch angelegt, aktuell läuft dazu eine Erhebung von Verkehrsdaten. Während der sechsmonatigen Versuchsphase werden dann ebenfalls Daten erhoben, die dann im Anschluss ausgewertet werden.

In der Hauptstraße nur noch Tempo 20

Ab der Einmündung Schulstraße, Freudenberg soll auf der Hauptstraße für den Zeitraum von sechs Monaten nur noch Tempo 20 statt der bisher erlaubten 30 km/h erlaubt sein. Die Maßnahme soll die Schulwegsicherheit erhöhen und auch den oberen Geschäftsbereich der Hauptstraße beleben. "Das erleichterte Queren von Fußgängern wie auf einer sogenannten Flaniermeile steht hierbei in Vordergrund", erklärt Ordnungsamtschefin Mandy Thümer die Maßnahme.

Andreas Känner, Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums, findet die Entscheidung gut: "Ich begrüße die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit sehr", sagt Känner auf Anfrage von Sächsische.de. Schüler seiner Schule überqueren hier häufig die Straße - denn Haupt- und Nebengebäude sind durch die Hauptstraße getrennt.

"In der Innenstadt sind tagsüber sehr viele Schülerinnen und Schüler zu Fuß oder mit dem Rad - nicht nur des Gymnasiums - unterwegs. Diese sind auf die Rücksichtnahme und Umsicht des fahrenden und auch parkenden Verkehrs angewiesen." Die Reduzierung des Tempos mache noch einmal auf die Besonderheit der Innenstadt aufmerksam. "Aufgrund der Enge ist hier besondere Vorsicht geboten."

Autofreie oder -beschränkte Innenstadt für Radeberg?

Ob er dafür wäre, Autos komplett aus der Innenstadt zu verbannen? "Aus Sicht des Schulleiters sage ich: Man sollte das Thema autofreie oder autobeschränkte Innenstadt gern einmal ernsthaft durchdenken. Pauschale 'Neins' sind hier ebenso unangebracht wie kompromisslose 'Jas'.

Auch Steffi Dauphin, selbst Innenstadtbewohnerin, Stadträtin der Freien Wähler und engagiertes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Sichere Schulwege, die nahezu jede Stadtratssitzung dafür nutzt, auf das Thema aufmerksam zu machen, begrüßt die Entscheidung: "Ich finde diese Maßnahme sehr gut", sagt sie.

"Ich wünsche mir, dass die Maßnahme den Paragrafen 1 der Straßenverkehrsordnung den Verkehrsteilnehmern wieder mehr bewusst wird." Paragraf 1 lautet: "Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht." Einem generellen Autoverbot auf der Hauptstraße kann sie indes nichts abgewinnen: "Die Autos sollen von der Hauptstraße nicht verbannt werden."

Langbeinstraße wird zur Einbahnstraße in Radeberg

Die zweite Maßnahme, die ebenfalls im Mai starten soll, ist die Erprobung einer Einbahnstraßenregelung auf der Langbeinstraße, die in die Wasserstraße führt. Sie wird ab der Ludwig-Jahn-Straße nur noch in eine Richtung befahrbar sein - in Richtung Stolpener Straße. Ausnahme: Der Radverkehr ist ausdrücklich von dieser Einbahnstraßenregelung ausgenommen.

"Grund hierfür ist die geringe Straßenbreite der Wasserstraße, die in jetzigem Zustand abgesehen von Lastwagen für gegenläufigen Verkehr freigeben ist", erklärt Mandy Thümer. "Dadurch enthält sie Konfliktpotenzial. Gerade in den Zeiten des geöffneten Stadtbades ist ein aneinander Vorbeifahren teilweise nur unter unzulässiger Nutzung des Fußweges möglich, was eine hohe Gefährdung des Fuß- und Radverkehrs mit sich bringt."

Bisher parkten auch etliche Autos auf dem Fußweg der Langbeinstraße am Schlossteich. Sie sollen dank der neuen Regelung ab Mai auf der Fahrbahn parken können. Ein weiterer Grund für den Verkehrsversuch ist, die Einmündung Pulsnitzer Straße, Ecke Langbeinstraße zu entlasten.

Beschilderung mit vorhandenen Verkehrszeichen

Wie Ordnungsamtschefin Mandy Thümer weiter erklärt, fließen die während der Versuchsphase festgestellten Daten und eingehende Bürgerhinweise in die Gesamtbetrachtung ein.

Und was kosten die beiden Verkehrsversuche? "Da es sich um Versuche handelt, werden diese relativ kostenneutral mit vorhandenen Verkehrszeichen und mobiler Beschilderung eingerichtet", berichtet Thümer.