SZ + Radebeul
Merken

Das wollen junge Radebeuler von ihrem OB wissen

Oberbürgermeister Bert Wendsche lud Jugendliche zum Quatschen ein. Sie sagten ihm, welche Themen ihnen unter den Nägeln brennen - von Treffpunkten über Sportplätze bis hin zu alten Schulen.

Von Silvio Kuhnert
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Was hat Radebeul Jugendlichen zu bieten? Jugendsozialarbeiter Robert Kaiser kommt mit Kollegen vom "Weißen Haus" und dem "Stadtkind" sowie dem "Radebulli" auf Schulhöfe, um über ihre Angebote zu informieren.
Was hat Radebeul Jugendlichen zu bieten? Jugendsozialarbeiter Robert Kaiser kommt mit Kollegen vom "Weißen Haus" und dem "Stadtkind" sowie dem "Radebulli" auf Schulhöfe, um über ihre Angebote zu informieren. © Arvid Müller, Archiv

Radebeul. An der Elbwiese ist es derzeit abends und nachts noch ziemlich frisch. Und auf dem Parkplatz von Kaufland sind junge Radebeuler auch nicht gern gesehen, wenn sie dort abhängen. "Wo können wir uns treffen?", war eine Frage, die Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) in der Aula der Grundschule Kötzschenbroda gestellt bekam. Dorthin hatte die Volkshochschule des Landkreises Meißen gemeinsam mit der Stadt Jugendliche eingeladen. 26 nahmen das Angebot zum "Quatschen mit dem Oberbürgermeister" wahr.

Und das Thema Treffpunkte, wo Teenager einmal unter sich sein können, bewegt die Jugend. "Es gibt nicht so viele Plätze, wo man abends hingehen kann", sagte ein Mädchen. An Supermärkten sei nicht das Wahre. Zudem fühlen sich Nachbarn gestört.

Das Stadtoberhaupt stelle eine mögliche Lösung in Aussicht. Derzeit sind noch alle Räume an den Radebeuler Schulen belegt. Doch durch den demografischen Wandel und niedrigeren Geburtenzahlen gibt es bereits ab dem kommenden Schuljahr weniger Abc-Schützen. Dadurch werden perspektivisch Räume in Schulgebäuden leer. In einem könnte eine Art Jugendclub eingerichtet werden. "Der Raum muss von außen begehbar sein", sagte Wendsche. Die Idee eines Jugend- und Freizeitzentrums an jeder Schule und in jedem Stadtteil möchte der OB mit in seine Verwaltung nehmen.

Räume selber verwalten und in Schuss halten

Wendsche stellte aber auch klar, dass die Jugendlichen nicht davon ausgehen dürfen, dass am nächsten Tag "die Alten kommen, um zu säubern". Ihre Räume müssten sie selber verwalten und in Ordnung halten. Robert Kaiser, seit 13 Jahren Jugendsozialarbeiter in der Lößnitzstadt, stellte in Aussicht, dass auch der Jugendtreff "Ratskeller" außerhalb der Öffnungszeiten aufgesucht werden könnte.

Wie bereits auf dem Forum über junge Kultur in Radebeul angesprochen wurde, wissen viele junge Leute nicht Bescheid, welche Angebote es für sie in der Stadt gibt. Vom "Weißen Haus" oder dem "Ratskeller" haben sie schon einmal gehört. Doch was sie dort konkret machen können, davon haben sie keine Ahnung. Robert Kaiser geht daher mit seinen Kollegen, unter anderem vom Projekt "Stadtkind", nächste Woche auf Schulhoftour, um die Angebote der Juco Coswig, die die offenen Jugendtreffs betreibt, vorzustellen.

Stadtbildschirme mit Jugend-Infos

OB Wendsche machte einen weiteren Vorschlag. Von den Jugendlichen wollte er wissen, was sie von einem sogenannten Stadtbildschirm halten. Im Schulhaus wird ein Flachbildschirm an zentraler Stelle angebracht. Die Verwaltung sorgt für das Programm, in der Form, dass Einspieler zeigen, wo was für junge Radebeuler im Stadtgebiet geboten wird. Die Idee kam gut an. An einer Schule möchte das Stadtoberhaupt diese Form der Mitteilung ausprobieren.

Auch Sport- und Freizeitmöglichkeiten spielten in der Gesprächsrunde eine Rolle. Vertreter vom Radebeuler Ballspiel-Club 1908 sprachen die Platzprobleme im Weinberg- und Lößnitzstadion an, die auch die Kicker vom Serkowitzer FSV plagen. Mehr Mannschaften wollen trainieren und spielen. Doch die Kapazitäten sind ausgereizt. "Wann kommt das neue Kleinspielfeld?", wollten sie vom OB wissen.

Fläche für Kleinspielfeld zeichnet sich ab

Ursprünglich war ein Kunstrasenplatz neben dem Krokofit für den Fußballnachwuchs geplant. Doch wegen Schall- und Lärmschutz kann die Stadt dort kein Kleinspielfeld bauen. Die Verwaltung ist dabei, das ehemalige MEDA-Laborgebäude am Pharmapark in Radebeul samt Grundstücke drumherum zu kaufen. Gleichzeitig erarbeitet die Verwaltung einen Rahmenplan zur Entwicklung des Areals. Eine Aufgabe sei es einen Kunstrasenplatz in dem Gebiet zu integrieren. "Dort wohnt niemand, dort stören wir keinen", sagte Wendsche. Den Entwicklungsplan soll der Stadtrat noch in diesem Jahr beschließen. "Eine Fläche für das Kleinspielfeld zeichnet sich ab. Es gibt einen Lichtstreif am Horizont", so das Stadtoberhaupt.

Die beiden Stadien sind dem Vereinssport vorbehalten. Für den Freizeitsport öffnet die Lößnitzstadt nachmittags und bis in die Abendstunden die Sportstätten an den Schulen. Dies sei nicht selbstverständlich und wird laut Robert Kaiser nicht in jeder Kommune gemacht.

Prioritäten im Schulhausbau

Auch mit kritischen Punkten hielten sich die jungen Leute nicht zurück. So sprachen sie den Zustand der Schulhäuser an, besonders den an der Oberschule Kötzschenbroda. Dort gibt es noch Außenklos. Innen würden Klobrillen fehlen. Auch Rauchmelder vermisst eine Schülerin. Schallschutzdecken soll das Lößnitzgymnasium erst 2040 bekommen, beklagte Leonhard Weist, der für die SPD zur Stadtratswahl am 9. Juni dieses Jahres antritt. Der Lögyaner beklagte eine falsche Prioritätensetzung, wenn Millionenbeträge mit Schulhaussanierung und Erweiterungsbau nur in einen Standort fließen - gemeint ist das Gymnasium Luisenstift - und die Stadt einen Neubau für das Karl-May-Museum errichte.

"An jeder Schule gibt es dringliche Vorhaben", erwiderte Katja Schröter, Leiterin der Grundschule Kötzschenbroda und CDU-Stadträtin. "Wenn wir etwas neu machen, sollten wir es auch richtig machen und nicht nur Stückwerk", fuhr sie fort. Und OB Wendsche ergänzte, dass der Altbau des Luisenstifts bis zur Sanierung und Erweiterung bis dato das Schulhaus mit dem schlechtesten baulichen Zustand in Radebeul war. Als Nächstes hat der Neubau der Oberschule Kötzschenbroda Priorität.

Und zu Karl May sagte das Stadtoberhaupt: "Er ist einer der größten Söhne der Stadt." Als Alternative zum Ergänzungsbau bliebe nur, dass Museum zu schließen. Jedes Jahr schaue der Stadtrat, was dieser mit den Finanzmitteln im Haushalt umsetzen kann. Es handle sich immer um einen Kompromiss und die Euros seien begrenzt, so OB Wendsche.