Riesa. Wer entlang der Rudolf-Breitscheid-Straße zwischen Agentur für Arbeit und B169 spazieren geht, der kann die illegale Müllkippe nicht übersehen. In einer Stichstraße liegt ein Sperrmüll-Sammelsurium auf dem Pflaster. Eine Chemietoilette, Barbie-Puppen, Polster- und Möbelteile, ein aufblasbarer Pool und diverse Verpackungen, alles verteilt auf einer Fläche von etwa fünf mal fünf Metern.
Die Stelle ist schon seit Jahren als Ablageplatz für Müll bekannt und berüchtigt. Erst im Februar ärgerten sich Kommentatoren in einer Riesaer Facebook-Gruppe über den Müll. "Wird von Monat zu Monat mehr", schreibt eine Frau, eine andere kommentiert einfach, so etwas sei "völlig irre". Andere fragen sich, wieso die Stadt in dem Fall nicht reagiere.
Das aber ist nicht so einfach. Der schmale Streifen Land gehört nach Recherchen von Sächsische.de einer privaten Projektentwicklungsgesellschaft. Sprich: Die Mitarbeiter von Stadt oder AGV betreten das entsprechende Flurgrundstück nicht. Die Eigentümer wären selbst gefragt, das Areal zu sichern oder dort aufzuräumen.
Derweil machen die Müllsünder aber offenbar auch an der Nachbarfläche nicht mehr halt. Die soll eigentlich dem Naturschutz dienen: Der kleine Park war um die Jahrtausendwende als Ausgleichsfläche für den Bau der benachbarten Bundesstraße angelegt worden. Ab 1999 war das ehemalige Kasernengelände auf knapp 15.000 Quadratmetern entsiegelt worden. In Verantwortung des Landesamts für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), das damals noch unter der Bezeichnung Straßenbauamt firmierte, wurden neue Gehölze gepflanzt und Nisthilfen für die Saatkrähen angelegt, die ursprünglich in der "Chemnitzer Hohle" gehaust hatten. Auch einen kleinen Teich gibt es auf der Fläche.
Eigentlich war das Areal umzäunt, die regelmäßigen Vandalismus-Schäden am Zaun werden aber seit 2011 nicht mehr repariert, wie Lasuv-Sprecherin Rosalie Stephan mitteilt. Der Zaun sollte nur die frisch gepflanzten Gehölze sichern, mittlerweile sei er nicht mehr zwingend nötig. "Ziel der Stadt Riesa war es, die Fläche in die öffentliche Grün- und Erholungsnutzung einzubinden, sodass eine moderate naturverträgliche Nutzung der Flächen nicht ausgeschlossen ist." Mit der Stadt habe man deshalb die Übereinkunft getroffen, dass defekte Stellen des Zaunes nicht instand gesetzt werden, aber der Zaun auch nicht komplett zurückgebaut wird.
Wer illegal seinen Sperrmüll loswerden will, versteht diese Lücken im Zaun aber offenbar eher als Einladung. Jedenfalls stellt man auch im Lasuv zuletzt häufiger illegale Müllablagerungen und Vandalismus fest, so die Sprecherin. Bisher hatte sich dieses Problem eher in Grenzen gehalten. Allenfalls Vermüllungen auf dem Gehwegbereich habe man an die Stadt Riesa gemeldet.
Zuletzt sei deshalb auch das Tor zum Grundstück wieder versperrt worden. "Im Vorfeld dazu gab es einen Hinweis auf illegale Müllablagerungen mittels Fahrzeugen auf der Maßnahmenfläche." Weitere Maßnahmen könnten folgen. Regelmäßige Begehungen gibt es ohnehin auf dem Grundstück. Das Thema und auch die Entwicklung im Umfeld werde man weiter im Blick behalten, heißt es vom Lasuv. Wenn das Müllproblem bestehen bleibe, "werden wir in Abstimmung mit der Stadt Riesa gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen müssen, um unsere Kompensationsmaßnahme vor Vandalismus und Müllablagerung zu schützen", erklärt Rosalie Stephan. Eingeplant seien in diesem Jahr in jedem Fall die Müllberäumung und die Mahd der Wiesenfläche auf dem Grundstück.