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Wie weiter auf der A4?

Mehr Spuren? Mehr Verkehr auf den Schienen? Leitsysteme? Die Ansichten der Meißner Bundestagsbewerber zum Verkehrskonzept sind konträr.

Von Peter Anderson
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Staus auf der A4 sind derzeit fast täglich angesagt, wie auf diesem Genre-Foto. Wie lassen sie sich vermeiden? Darüber diskutieren die Bundestagskandidaten im Landkreis Meißen.
Staus auf der A4 sind derzeit fast täglich angesagt, wie auf diesem Genre-Foto. Wie lassen sie sich vermeiden? Darüber diskutieren die Bundestagskandidaten im Landkreis Meißen. © dpa

Meißen. Acht Spuren sollen es künftig sein. Der Meißner CDU-Bundestagskandidat Sebastian Fischer bleibt seiner Linie treu. Für ihn gibt es dazu auf der A4 in Sachsen keine Alternative. Wenn darauf verzichtet werde, dann würden die derzeit erlebten Staus und Unfälle weitergehen. "Die Anwohner von Tanneberg, Deutschenbora und Nossen haben ein Recht darauf, dass sie endlich entlastet werden", sagt der Priestewitzer.

Was die Verlagerung auf die Schiene anbelangt, setzt er auf eine umweltbewusste Unternehmerschaft. Gleichzeitig fordert der 39-Jährige, darüber nachzudenken, wie mehr Verkehr auf Wasser und Schiene verlagert werden könnte. "Wir Endverbraucher haben aber auch die Verantwortung: Kaufen wir unser Wasser aus Oppach oder Bad Liebenwerda statt aus Italien! Auch sollte der Einzelhandel vor Ort stärker gefördert und genutzt werden", so Fischer.

ÖDP: "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten"

Ein Kontra kommt von Steffen Förster. Der Meißner tritt für die ÖDP als Bewerber zur Bundestagswahl am 26. September an. "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten", sagt der Museologe. Ein achtspuriger Ausbau heiße in der Logik der Straßenplaner, dass auch die Brücken über die Mulde, das Tanneberger Loch und die Elbe verbreitert werden müssen. "Das ist als neuer, gigantischer Eingriff in die Landschaft und Natur nicht vertretbar", so der Politiker.

Das typisch neoliberale Phänomen der Just-in-time-Produktion, bei der die Lagerhaltung quasi auf dem LKW stattfindet und der Produzent seine Lagerkosten minimieren kann, gibt es aus Sicht Förster spätestens seit den 1990er Jahren und werde seitdem von Umweltverbänden und Verkehrsverbänden als eine Ursache der Überlastung des Straßennetzes kritisiert.

AfD für Rollende Landstraße

Konkret wird die Bewerberin von Bündnis 90-Grüne Karin Beese: Mit der Niederschlesische Magistrale bestehe seit 2018 eine leistungsfähige Schienenverbindung von Osteuropa nach Deutschland. Seit Jahren forderten die Abgeordneten im Bund und im Land, dieses Angebot mit einer attraktiven rollenden Autobahn zu verknüpfen, so die gebürtige Nossenerin. Wichtig sei dabei ein dichtes Netz von Güterumschlagzentren. Neben den Geschwindigkeitsbegrenzungen zur Senkung der Unfallgefahr können aus Sicht der Bündnisgrünen Verkehrsleitsysteme sehr schnell eine gute, steuernde Wirkung haben, um die Verkehrslage zu entspannen.

Zweigleisig fährt Barbara Lenk von der AfD. "Ja, den achtspurigen Ausbau befürworten wir. Durch mehr Spuren kann der Verkehr entzerrt werden. Bei einem steigenden Aufkommen an Fahrzeugen auf zu wenigen Spuren kommt es massiv zu Staus und stockendem Verkehr sowie einem erhöhten Unfallrisiko. Dies führt zu vermehrtem Ausstoß von Abgasen, erhöhtem Kraftstoffverbrauch und einer Belastung der Straßen", so die Klipphausenerin.

Gleichzeitig gilt: Die Alternative für Deutschland unterstütze die Idee einer rollenden Landstraße vollumfänglich, sagt die 38-Jährige. Die Entlastung der überstrapazierten Verkehrswege sei hier das Hauptargument. Zur flächendeckenden Umsetzung bedürfe es allerdings auch eines intensiven Ausbaus der hierfür benötigten Verladestationen und der allgemeinen Infrastruktur in den entsprechenden Gebieten. Verkehrsleitsysteme müssten von den Autofahrern auch akzeptiert werden.

"Matrixschilder statt Tempolimits"

FDP-Kandidat Johannes Schmidt-Ramos sieht, dass seit Jahren insbesondere an der A4 ein Handlungsbedarf bestehe. Durch den Ausbau könne regulierend eingegriffen und der Verkehrsknoten entschärft werden. Den sich anschließenden hohen Wartungsbedarf hält er für gerechtfertigt. "Eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur gehört zu den Grundaufgaben des Staates. Deshalb sind Projekte wie dieses notwendig", so der 30-Jährige. Nicht alles lasse sich auf die Schiene verlagern.

Intelligente Verkehrsleitung ermöglicht aus Sicht des Liberalen, Unfallschwerpunkte zu entschärfen und Staus zu vermeiden. Dadurch könnten Risiken minimiert werden. Auch sei die Akzeptanz dynamischer Verkehrsleitung durch beispielsweise Matrixschilder beim Autofahrer deutlich höher als feste Tempolimits.

Den abschließenden Kommentar zu dem Thema liefert die Bewerberin der Satire-Partei Die Partei, die nicht Spaß-Partei genannt werden möchte: "Natürlich, meine Familie ist im Asphalt-Business tätig. Außerdem lassen sich Atomwaffen auf breiteren Straßen besser transportieren. So können wir die Lommatzscher Pflege endlich zur Abschussregion für atomare Langstreckenraketen entwickeln", so Theresa Bergmann.