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Das sagt der Freiberger Feuerwerks-Retter zum Streit ums Böllerverbot

Pyrotechniker Georg Alef trägt dazu bei, dass in Freiberg wieder Feuerwerk hergestellt wird. SPD-Politiker Albrecht Pallas will Silvestertraditionen bewahren, fordert aber mehr Regeln. Der Podcast "Thema in Sachsen".

Von Fabian Deicke
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Georg Alef (links) ist einer der drei Geschäftsführer der Feuerwerk Kultur Fabrik in Freiberg. Albrecht Pallas (rechts) ist innenpolitischer Sprecher der Sachsen-SPD. Beide sind Gast im Podcast "Thema in Sachsen".
Georg Alef (links) ist einer der drei Geschäftsführer der Feuerwerk Kultur Fabrik in Freiberg. Albrecht Pallas (rechts) ist innenpolitischer Sprecher der Sachsen-SPD. Beide sind Gast im Podcast "Thema in Sachsen". © Fabian Deicke/Thomas Kretschel/Sven Ellger

Freiberg/Dresden. Drei leidenschaftliche Pyrotechniker sorgen dafür, dass am Pulvermühlenweg in Freiberg eine lange Tradition fortgeführt werden kann. Ohne sie würde es dort keine Produktion von Feuerwerk mehr geben. In der letzten Folge des Jahres 2023 im Podcast "Thema in Sachsen" berichtet Georg Alef, einer der drei "Retter", wie riskant das Unterfangen mit der Gründung seiner "Feuerwerk Kultur Fabrik" (FKF) war und wie aussichtsreich es inzwischen ist.

Außerdem erklärt Albrecht Pallas, innenpolitischer Sprecher der SPD in Sachsen und Kriminalbeamter, wieso er sich für ein teilweises Umdenken beim privaten Böllern einsetzt.

Georg Alef, 62 Jahre alt, hat schon alles gesehen und wahrscheinlich auch hergestellt, was mit Feuerwerk zu tun hat. Der Rheinländer hat viele Jahre die "Kölner Lichter" als Chefpyrotechniker inszeniert. Seit 1988 arbeitet er beim Feuerwerk-Konzern Weco. Dieser musste infolge der Corona-Pandemie, die für die ganze Branche in Deutschland wegen zwei Jahren mit Verkaufsverboten erhebliche Einschnitte mit sich brachte, 2021 in Freiberg die Reißleine ziehen. Das sächsische Werk stand vor dem Aus.

Weco hatte 1989 den DDR-Betrieb, in dem ebenfalls Pyrotechnik hergestellt wurde, übernommen. Alef war von Anfang an dabei, verbringt nach wie vor viel Zeit in Sachsen, wo er sich, wie er selbst sagt, heimisch fühlt. "Es wäre so viel Know-how einfach mit einem Mal den Bach runtergegangen", beschreibt Alef seine damalige Gefühlswelt und Motivation, einen Teil des Weco-Werks zu übernehmen.

Silvester 2024 gibt es wieder Feuerwerk aus Freiberg

"Am Anfang waren wir eine Handvoll Leute. [...] Dann kamen irgendwann frühere Mitarbeiter zurück, die ihre neuen Jobs wieder gekündigt haben, nur um hier mitzumachen." Inzwischen sei die FKF in sicherem Fahrwasser. "Wir hatten dieses Jahr zwei Großaufträge für pyrotechnische Munition." Diese Aufträge seien die Basis für das, was jetzt anstehe. "Nächstes Jahr produzieren wir wieder für den Endverbraucher", verkündet Alef. Soll heißen: Silvester 2024 gibt es Feuerwerk aus Freiberg wieder im Handel.

Doch so schön diese Erfolgsgeschichte auch ist, so groß sind auch die alljährlichen Diskussionen ums Feuerwerk zum Jahresende. Mediziner bitte aus Rücksicht wegen überfüllter Notaufnahmen zum Böllerverzicht. Bilder wie die der Ausschreitungen in Berlin im vergangenen Jahr befeuern eine Verbotsdebatte. Und in Zeiten eines sich ändernden Umwelt- und Naturbewusstseins stellt sich auch die Frage nach dem Sinn für den Erhalt dieser Tradition.

Mehr Regeln, wo viele Menschen zusammenkommen?

Zur Frage, ob es für das Abbrennen von Pyrotechnik schärfere Regeln braucht, sagt Georg Alef: "Nein." Silvester sei einmal im Jahr, die Gesetze reichten aus, findet er. "Ich finde auch, Feuerwerk hat etwas sehr Gemeinschaft stiftendes. Es verbindet Menschen."

Das sieht auch Albrecht Pallas so. Der SPD-Politiker hält allerdings einen differenzierten Umgang mit Pyrotechnik für angebracht und zeitgemäß. Pallas wirbt dafür, dass Kommunen mehr Mut haben sollten, an zentralen Orten, wo viele Menschen zum Jahreswechsel zusammen kommen, privates Feuerwerk zu verbieten.

"Ich glaube, der Vorteil einer solchen Regelung wäre, dass die Menschen, die trotzdem unbedingt gerne selbst was machen wollen, das auch immer noch im größten Teil eines Stadtgebiets tun könnten", so Pallas. Aber eben nicht in der Innenstadt, wo es gefährlich für andere ist. Zudem sollten große Städte wie etwa Dresden sich um ein eigenes großes Feuerwerk bemühen.

Außerdem Schwerpunkte des Podcasts

  • Wie groß ist die Umweltbelastung durch Feuerwerk zu Silvester?
  • Welche Stoffe enthalten Böller und Raketen?
  • Woran erkennt man sichere Pyrotechnik?
  • Wieso ist der illegale Markt bei Feuerwerk so groß?
  • Welche rechtlichen Hürden gibt es bei Verbotszonen?
  • Wo in Sachsen gibt es dieses Jahr Feuerwerksverbote?

Gäste in dieser Folge

Georg Alef empfand als Kind große Angst vor Feuerwerk. Seine Ängste und damit auch das Feuerwerk zu beherrschen, sei schon immer sein Antrieb, sagt er über sich selbst. Dass er Pyrotechniker geworden ist, sei früh klar gewesen. Seit 1988 arbeitet er beim Konzern Weco, wo er nach wie vor Leiter der Entwicklung und Qualitätssicherung ist. Zudem ist er seit 2021 einer von drei Geschäftsführern der Feuerwerk Kultur Fabrik in Freiberg.

Georg Alef, Geschäftsführer Feuerwerk Kultur Fabrik Freiberg, führt einen Prototypen vor. Den "Feenstaub" soll es kommendes Jahr zu kaufen geben.
Georg Alef, Geschäftsführer Feuerwerk Kultur Fabrik Freiberg, führt einen Prototypen vor. Den "Feenstaub" soll es kommendes Jahr zu kaufen geben. © Fabian Deicke

Albrecht Pallas ist Kriminalbeamter, innenpolitischer Sprecher der SPD in Sachsen und seit 2014 Landtagsabgeordneter. Der Dresdner Politiker hat eine differenzierte Meinung zum Feuerwerk. Einerseits sieht er darin eine wichtige Tradition, andererseits auch Gefahren, die mit mehr Regulierung vermieden werden könnten. Für seine Argumentation stützt sich der 43-Jährige unter anderem auch auf seine Erfahrungen als Polizist.

Albrecht Pallas, innenpolitischer Sprecher der SPD in Sachsen, ist kein Gegner von Feuerwerk. Aber er wünscht sich mehr Regeln, um die Sicherheit zu verbessern.
Albrecht Pallas, innenpolitischer Sprecher der SPD in Sachsen, ist kein Gegner von Feuerwerk. Aber er wünscht sich mehr Regeln, um die Sicherheit zu verbessern. © Sven Ellger

Ergänzende Links zu Themen, auf die in der Podcastfolge Bezug genommen wird:

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