Sachsen
Merken

Morgenlage in Sachsen: Waldbrand-Folgen, Kretschmer & Integration, Pulverfabrik

Waldbrand-Gebiet erholt sich + Kretschmer für Integration durch Arbeitsmarkt + Pulverfabrik: OB fürchtet Nachteile + Erfolg für Corona-Impfkritiker

 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Spuren des Waldbrands vor einem Jahr sind in der Sächsischen Schweiz noch gut zu sehen. Langsam erholt sich der Wald aber.
Die Spuren des Waldbrands vor einem Jahr sind in der Sächsischen Schweiz noch gut zu sehen. Langsam erholt sich der Wald aber. © dpa

"Politik in Sachsen - Die Morgenlage" als E-Mail-Newsletter - hier kostenlos anmelden

Guten Morgen,

die Temperaturen und die Trockenheit in diesen Tagen passen schon wieder zu dem, was sich vor einem Jahr in der Sächsischen Schweiz ereignet hat. Vielleicht waren Sie damals ja auch vor Ort und haben die angsteinflößenden Rauchwolken gesehen, den Großbrand gerochen, der auf sächsischer Seite 115 Hektar und auf tschechischer Seite tausend Hektar Wald zerstört hat. Meine Kollegin Andrea Schawe hatte gestern die Chance, sich das Gebiet zwölf Monate nach dem verheerenden Feuer anzuschauen.

Aus ihrem Text spricht zunächst einmal Ernüchterung: Dort, wo bis vor einem Jahr Wald war, ist heute eine Lichtung. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt am Boden Gräser, die ersten kleinen Birken und Eichen. Selbst die Experten des Nationalparks sind erstaunt, wie schnell sich die Natur erholt. Und der Freistaat ist nicht untätig geblieben: Es werden mobile und stationäre Löschwasserzisternen aufgebaut. Außerdem wurden Quads, Waldbrandanhänger, Wärmebildkameras und Drohnen angeschafft. Mit speziellen Löschwasserrucksäcken können die Ranger kleine Brände nun selbst löschen.

Und es wird mehr dafür getan, die Waldbesucher - so muss man es sagen - zu erziehen. Es gibt mehr Warnschilder und mehr Kontrollen gegen illegale Lagerfeuer. Vielleicht kann der abgebrannte Wald aber auch selbst dazu beitragen, dass Menschen sensibler mit ihm umgehen. Ab Herbst soll ein neuer Wanderweg durch das ehemalige Waldbrandgebiet führen - als Mahnung und Hoffnungsmacher.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Tobias Winzer, Politikredakteur Sächsische.de

Die wichtigsten News am Morgen

Rackete kandidiert in Sachsen für EU-Parlament

Die Klima- und Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete soll für die Linke ins EU-Parlament einziehen, genauer gesagt für die sächsische Linke. Rackete, die als Kapitänin in der Flüchtlingsrettung auf dem Mittelmeer bekannt wurde, soll Nachfolgerin von Cornelia Ernst werden. Sie sieht sich als Bindeglied zwischen Parlament, Partei und außerparlamentarischen Strömungen. Sie bezeichnet ökologische Krisen als Folge "der rücksichtslosen Ausbeutung unserer Natur für Profite". Ganze Regionen "am Rand der neoliberalen Märkte vom Osten Deutschlands bis in den globalen Süden" seien gefährdet – das sei auch ein Grund für ihr Engagement in Sachsen.

Kretschmer: Integration über den Arbeitsmarkt

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) spricht sich für den Abbau von bürokratischen Hürden bei der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt aus. Bei einem Besuch beim Autozulieferer FEP in Pirna sagte er, man müsse jetzt schauen, ob die eingeschlagenen Wege noch die richtigen seien. Möglicherweise müsse künftig die Integration von Asylbewerbern über den Arbeitsmarkt die Hauptrolle spielen – statt sie zunächst nur von einem Deutschkurs zum nächsten zu schicken. Kretschmer bezeichnete das Modell der FEP als "Vorzeige-Projekt". In dem Unternehmen sind dank persönlicher Verbindungen mittlerweile 24 Mitarbeiter und ein Azubi aus Venezuela beschäftigt. Laut Kretschmer brauche man in Sachsen bis zum Ende dieses Jahrzehnts rund 100.000 zusätzliche Arbeitskräfte, um den Mangel auszugleichen.

Pulverfabrik: OB befürchtet Nachteile durch Debatte

Der Oberbürgermeister von Großenhain, Sven Mißbach (parteilos), befürchtet angesichts der andauernden Spekulationen über die Ansiedlung einer Rheinmetall-Pulverfabrik Nachteile für seine Stadt. "Diese gewissermaßen aus dem Nichts heraus über uns gekommene Welle aus Vermutungen, Ängsten und Sorgen, Unverständnis und jeder Menge offener Fragen ist seit Ende März so richtig über uns zusammengeschlagen", sagt er im Interview mit Saechsische.de. Die Medienberichte, politischen Statements und weiteren Reaktionen könnten "künftig dieses Flächen-Filetstück eventuell für andere potenzielle Investoren sogar unattraktiv erscheinen lassen".

Gericht spricht Corona-Impfkritiker frei

Das Oberlandesgericht (OLG) Dresden hat erneut einen Kritiker der Corona-Schutzimpfungen vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen. Der Autor eines Facebook-Kommentars könne sich auf die Meinungsfreiheit berufen, heißt es in dem Beschluss. Er hatte eine Abbildung veröffentlicht, in dem die Zugangsregeln für Ungeimpfte für Geschäfte und Restaurants 2021 mit der Lage der Juden 1934 verglichen wurden. Das Amtsgericht Döbeln hatte den Mann im Dezember vorigen Jahres wegen Volksverhetzung verurteilt. Dagegen legte er Revision beim OLG ein und bekam nun Recht.

Derweil zeigen aktuelle Zahlen, dass die sächsische Justiz seit 2021 bis Ende April dieses Jahres insgesamt 599 Strafverfahren wegen des Verdachts der Fälschung von Impfnach- und -ausweisen eingeleitet hat. Sie richteten sich gegen 718 Beschuldigte, wie aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervorgeht. Die AfD spricht auch unter Verweis auf die Impfschäden von einer "unverantwortlichen" Verfolgung von Impfgegnern. Sie plane einen Corona-Untersuchungsausschuss, heißt es in einer Mitteilung. Das Wichtigste zur Pandemie gibt es in unserem Newsblog.

Der Newsletter "Politik in Sachsen"

© Screenshot

>> Noch mehr News, die Titelseiten-Übersicht aller sächsischen Zeitungen und die Terminvorschau gibt es in der Komplettversion der "Morgenlage" jeden Morgen 5 Uhr bequem als E-Mail-Newsletter. Interesse? Dann hier kostenlos den Newsletter bestellen. <<